AMS warnt vor den Folgen langer Karenz

Grund für Teilzeit sind oft fehlende Kinderbetreuungsplätze
Studie errechnete negative Auswirkungen durch längere Job-Unterbrechung und geringes Teilzeitausmaß. AMS-Chef Kopf will Mindestverfügbarkeit für Job-Vermittlung ausweiten.

Es ist ein typisches Beispiel: Frau S. arbeitet als Buchhalterin und pendelt vor der Geburt ihres ersten Kindes in die Bezirkshauptstadt. Weil die Kinderbetreuung im Ort nicht optimal ist, reduziert sie ihre Arbeitszeit auf zwei Tage die Woche. Für 16 Stunden will sie langes Pendeln aber nicht in Kauf nehmen und beginnt beim Supermarkt im Ort an der Kassa.

Karrierefalle

"In vielen Fällen wird Teilzeit nach der Karenz zur Karrierefalle schlechthin", weiß AMS-Vorstand Johannes Kopf aus der Wiedereinstiegs-Beratung. Viele Frauen kämen nicht mehr in die Positionen, die sie früher in einer Firma hatten oder müssten in klassische Teilzeit-Branchen wechseln. "Das wirkt sich deshalb fatal aus, weil die Frauen immer später Kinder bekommen", ergänzt der AMS-Chef. Und trotzdem: Die Nachfrage nach Teilzeitjobs sei beim AMS nach wie vor größer als das Angebot. Als Gründe nennt er den eigenen Wunsch der Frau, fehlende Betreuungsangebote oder einen "übermächtigen Mann", der von Halbe-Halbe nichts wissen möchte.

Fakt ist: Teilzeit bei Frauen boomt: Mit einer Teilzeitquote von 47 Prozent liegt Österreich im EU-Vergleich hinter den Niederlanden auf Platz Zwei, wo die Frauen allerdings im Schnitt 30 Stunden pro Woche arbeiten. Hierzulande wird immer kürzer gearbeitet. Der Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen mit weniger als 25 Stunden pro Woche ist binnen zehn Jahren von 25 auf 27 Prozent gestiegen. Mit gravierenden finanziellen Folgen, wie eine WIFO-Studie im Auftrag des AMS zeigt. Verglichen wurde das Lebenseinkommen (Gehalt+Pension) einer fiktiven Person anhand unterschiedlicher Erwerbsverläufe.

Karge Pension

Wichtigste Ergebnisse: Durch die Pensionsreform (40 statt 29 Einkommensjahre zählen zur Pensions-Berechnung, Anm.) wirkt sich für den späteren Pensionsbezug erheblich aus, wie lange die Erwerbsunterbrechung dauert und ob danach 20 oder 30 Wochenstunden gearbeitet wird. Kindererziehung wird zwar für die Pensionsberechnung angerechnet, aber: Schon eine zweijährige Teilzeit senkt die Durchschnittspension um 1,7 bis 2,1 Prozent. Wird mehr als die Hälfte des Erwerbslebens 20 Stunden gearbeitet, so fällt das Lebenseinkommen gegenüber 30 Stunden um bis zu 30 Prozent geringer aus. "Wir geben bei der Wiedereinstiegs-Beratung jeder Frau einen Folder in die Hand, um ihnen die finanziellen Folgen klar zu machen", sagt Kopf.

"Jede Stundenerhöhung bringt ein höheres Einkommen und eine bessere Absicherung im Alter", steht im AMS-Folder. Bezüglich der Job-Vermittlung plädiert er für eine Ausweitung der Mindest-Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt bei Betreuungspflichten von 16 auf 20 Stunden – auch weil dem AMS kaum lukrative 16-Stunden-Jobs gemeldet werden. Im Regierungsprogramm ist dieser Wunsch jedoch nicht enthalten.

Kommentare