Amis bauen in Österreich aus

US-Firmen wollen in Österreich wieder mehr investieren und suchen Mitarbeiter.
Chefs der US-Firmen sehen Konjunktur verbessert, Standort aber verschlechtert.

Es geht wieder aufwärts. Die Krise scheint endlich überwunden zu sein." Das ist die Schlussfolgerung, die Friedrich Rödler, Vize-Präsident der US-Handelskammer in Österreich und Aufsichtsratschef der Erste Group, aus der jüngsten Konjunkturumfrage bei Chefs von US-Firmen in Österreich zieht.

Fast drei Viertel der Befragten schätzen die wirtschaftliche Lage derzeit optimistisch und damit wesentlich besser als noch vor einem halben Jahr ein. Das Business-Barometer, das die US-Handelskammer in Österreich seit 2011 halbjährlich erhebt, zeigt zudem bei Investitionen und Beschäftigung einen deutlich positiven Trend.

Ein Viertel der befragten Top-Manager gibt an, dass sie in den nächsten sechs Monaten in Österreich investieren wollen. Und ebenfalls rund ein Viertel will zusätzliche Mitarbeiter aufnehmen.

Die Gründe für diese deutliche Wende ins Positive ist nach Einschätzung Rödlers allerdings nicht hausgemacht. Vielmehr dürften die Beruhigung der internationalen Finanzmärkte, die außerordentlich tiefen Zinsen und die konjunkturelle Erholung einer Reihe von Ländern Ost- und Mitteleuropas den Ausschlag für die neue Zuversicht der Manager geben. "Und nicht zuletzt strahlt die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung der Mutter-Unternehmen in den USA positiv auf die Töchter aus", glaubt Rödler.

Standort-Mängel

Amis bauen in Österreich aus
Friedrich Rödler, Daniela Homan
So erfreulich die Einschätzung der Konjunktur in Österreich ausgefallen ist, so unerfreulich ist die Beurteilung des Standorts. "Erstmals seit Beginn der Erhebungen wird der Standortqualität mehrheitlich negativ bewertet", betont Daniela Homan, Executive Director der US-Handelskammer in Österreich. "Die öffentliche Diskussion über den Standort trifft offenbar einen Nerv", glaubt sie.

Abgerutscht ist der Standort Österreich in den Augen der Amis vor allem beim Thema Regulierung des Arbeitsmarkts, bei den Unternehmenssteuern und den Lohnnebenkosten. Unverändert schlecht wird Österreich bei Bürokratie, Genehmigungen und Unternehmensförderung eingestuft. Sogar die von den US-Firmen-Chefs hoch geschätzte Lebensqualität und Sicherheit hat sich verschlechtert. Sorge mache das Umfrage-Ergebnis vor allem, weil die Standort-Qualität eine länger anhaltende Talfahrt erlebt. Neue Firmen kommen dadurch kaum.

Auch die Top-Verdiener in den US-Firmen in Österreich beäugten die Wirtschaftspolitik mit wachsender Skepsis. Sie befürchten, dass die sogenannte Reichensteuer (Solidarbeitrag ab 500.000 Euro Jahreseinkommen) auf eine größere Gruppe von Spitzen-Verdienern ausgeweitet werden könnte. Mit dem Solidarbeitrag sei ein Tabu gebrochen worden. "Das alles stellt jedenfalls der neuen Regierung kein gutes Zeugnis aus", meint Homan. Die Wirtschaftspolitik habe viele Chancen vergeben.

Wenn sich die Standortqualität nicht verbessere, laufe Österreich die Gefahr, dass das konjunkturelle Aufflammen nur ein Strohfeuer bleibe.

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