Am Beifang hakt es noch gewaltig

Warum jährlich rund 30 Millionen Tonnen Fisch aus dem Meer gezogen werden, die keiner wollte.

Die Ozeane sind ein riesiges Jagdgebiet. Täglich sind Millionen Boote unterwegs – vom kleinen Fischkutter bis zur schwimmenden Fischfabrik, die tausende Angelhaken an kilometerlangen Leinen auswirft und das Kühlhaus gleich an Bord integriert hat. Allein unter asiatischer Flagge sind 3,23 Millionen Schiffe auf Beutezug, das sind zwei Drittel der weltweiten Flotten.

Am Beifang hakt es noch gewaltig
Wissenschaftlichen Studien zufolge hat sich der Rote Thunfisch erholt. Die Cicta, ein Zusammenschluss der EU und 48 Ländern, darunter Japan und die USA, beriet daher seit dem 10. November in Genua über eine Anhebung der Quoten. Der WWF nahm als Beobachter teil.
Fischfang findet immer mehr im großen Stil statt. Schwarmfische wie Makrelen oder Heringe werden etwa mit Schleppnetzen eingeholt, in deren Rachen mitunter gut zwölf Jumbojets Platz hätten. Umweltschützer schlagen wegen dem Beifang Alarm, der jährlich 30 Millionen Tonnen schwer sein soll. Zudem bedrohen Riesenflotten kleine, lokale Fischer. "Sie fischen den Bewohnern der Küste Westafrikas ihre Lebensgrundlage weg, womit wir beim Hunger- und beim Flüchtlingsproblem wären", sagt Melanie Aldrian von der Umweltorganisation Greenpeace Österreich. Ein Rechenbeispiel: Um die selbe Menge Fisch aus dem Meer zu ziehen, die ein Industrieschiff an einen Tag fängt, müssen mehr als 50 mauretanische Pirogen ein ganzes Jahr lang fischen gehen. Dass die Riesenschiffe konkurrenzfähiger sind, liegt auf der Hand.

Bis der Fisch auf dem Teller landet, ist er oft um die halbe Welt geschwommen – wenn auch größtenteils tiefgekühlt in Frachtern. So wird Alaska-Seelachs im großen Stil von russischen Fischereien aus dem Beringmeer geholt, von Billig-Arbeitskräften in China verarbeitet und dann an europäische und US-amerikanische Supermärkte geliefert.

Verrufener Pangasius

Umweltschützer fordern Konsumenten auf, weniger Fisch zu essen und bewusst einzukaufen. Übrigens ist der Pangasius aus ökologischer Sicht gar nicht so schlecht wie sein Ruf, meint WWF-Meeresbiologe Axel Hein. Der Fisch braucht in der Aufzucht relativ wenig Fischmehl, das ja aus Meeresfischen gemacht wird. Hein: "Wer gezüchtete Forellen oder Saiblinge isst, beteiligt sich so auch an der Ausbeutung der Meere." Kein Fisch sei per se gut oder schlecht. Es gebe überall gute und schlechte Betriebe.

Einer der beliebtesten Fische ist der Thunfisch – jährlich werden 5,4 Millionen Tonnen vermarktet. Der Wert der wichtigsten Art Skipjack beläuft sich auf mehr als zehn Milliarden US-Dollar im Jahr. Umweltschützer raten, nur ’Pole and Line’ gefangenen Thunfisch zu kaufen. Bei dieser Methode fahren Boote zu den Fischschwärmen, die per Flugzeug aufgespürt wurden. Die Fische werden dann manuell oder im Sekundentakt mittels elektrischer Vorrichtungen an Bord gezogen. Unter andrem hat Rio Mare, Europas Nummer eins bei Dosenthunfisch, auf MSC-zertifizierten Pole and Line Thunfischfang umgestellt. Weil es so gut wie keinen Beifang gibt– im Gegensatz zur Langleine. Dabei werden kilometerlange Leinen mit Köderhaken bestückt, in denen sich viele Tiere, wie Meeresschildkröten und Seevögel, verfangen.

Der internationale Tag des Meeres (8. Juni) macht seit 1992 auf die Situation der Ozeane aufmerksam. 90 Prozent der Fischbestände sind überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt, so ein Bericht der Welternährungsorganisation FAO.

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