Wasserstoff-Technologie kommt in Fahrt
Seit Jahrzehnten wird nach effizienten Alternativen zu fossilen Brennstoffen geforscht. Nun scheint sich mit der Brennstoffzelle allmählich eine potenzielle Nachfolge-Technik zu etablieren. Der deutsche Technologiekonzern Linde hat mit der Fertigung einer kleinen Serie von Betankungsanlagen für gasförmigen Wasserstoff im Anwendungstechnischen Zentrum Wien begonnen. Der Standort wurde zu diesem Zweck umfassend erneuert und erweitert. Ziel ist es zunächst, 50 Anlagen pro Jahr zu verkaufen. Aus Japan gibt es bereits einen Auftrag für 28 Stück. Die Anschaffungskosten pro Anlage liegen bei etwa einer Million Euro.
Linde reagiert damit auf die Bestrebungen der Autohersteller Hyundai, Honda, Daimler und Toyota, die in die Serienproduktion von Brennstoffzellen-Fahrzeugen eingestiegen sind oder bald damit starten wollen. Der Vorteil dieser Antriebstechnik ist die hohe Reichweite. Mit einer Tankfüllung lassen sich Strecken von mehreren hundert Kilometer erreichen. Der Betankungsvorgang nimmt dabei nur wenige Minuten in Anspruch – ein erheblicher Vorteil gegenüber reinen Elektroantrieben, wo der Ladevorgang mehrere Stunden dauert. Noch fehlt aber eine flächendeckende Versorgung. In Österreich betreibt die OMV seit 2012 eine Wasserstoff-Tankstelle in Wien-Floridsdorf. Im Laufe des Jahres soll eine Anlage in Innsbruck eröffnet werden, Anfang 2015 eine weitere im Großraum Linz. Auch für Bozen gibt es konkrete Pläne. Damit würde der Bewegungsradius von Autos mit Brennstoffzellen-Antrieb erheblich erweitert werden.
Allerdings hapert es an der Lebensdauer der Brennstoffzellen. „Wir erreichen mit einer Zelle derzeit etwa 150.000 Kilometer“, sagt der Chef von Hyundai Europa, Allan Rushforth. Linde-Vorstand Aldo Belloni sieht noch Entwicklungsbedarf: „Technisch ausgereifte und erschwingliche Fahrzeuge sind die Voraussetzung für die Durchsetzung der Wasserstoff-Technologie.“ Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) sagte Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Wasserstoff-Technologie zu: „Ich werde noch in diesem Herbst ein Förderprogramm mit sechs Millionen Euro zum Thema Wasserstoff und Brennstoffzellen ausschreiben.“
Die Gas-Sparte von Linde feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen. Firmensitz ist seit 1985 im oberösterreichischen Stadl-Paura. Neben dem Anwendungstechnischen Zentrum in Wien gibt es in Österreich noch Standorte in Graz, Linz, Klagenfurt, Kapfenberg, Eggendorf und Wörgl. 2013 wurde mit rund 340 Mitarbeitern ein Umsatz von 175 Mio. Euro erzielt.
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