Alles für den Hund: Vom abgeworfenen Hirschgeweih bis zum Bachblütenkeks

Wo ist der Hirsch? Hundehalter hinterfragen verstärkt, woher Leckerlis kommen. Etwa, ob der Hirsch, der den Kau-Stick lieferte, noch lebt.
Futterdosen werden in Aktion verschleudert. Luxus-Leckerlis sind auch ein Geschäft.

Phillys bäckt Kekse mit Zusatznutzen. Für Hunde. Allein rund um Silvester hat die Wiener Firma rund 2000 Packungen Bachblütenkeks für Hunde verkauft, die beruhigend wirken sollen. 150 Gramm Keks kosten knapp zehn Euro und die Nachfrage ist so groß, dass Firmengründerin Ute Phielepeit mit dem Backen nicht mehr nachgekommen ist.

Die Produktion musste an einen Spezialisten für Tierfutter in Deutschland ausgelagert werden. In Österreich hat Phielepeit niemanden für den Job gefunden. Grund seien die Auflagen der Behörden, sagt sie. Einerseits ist in den Keksen frisches Fleisch, zudem kann man nicht so einfach in einer Backstube für Mensch und Hund gleichzeitig backen.

Gleich nach Silvester hat Phielepeit übrigens an der Preisschraube für ihre Hundekekse – die auch in der Schweiz und in Deutschland verkauft werden – gedreht. Sie werden jetzt teurer. Wegen der Mehrwertsteuererhöhung von zehn auf 13 Prozent, sagt ihr Partner Holger Porsche.

Futter in Dosen

Bei gewöhnlichen Dosen und Futtersäcken tobt ein Preiskampf, der von Supermärkten und Drogeriemarktketten angeheizt wird, die mit Multipack-Aktionen Hundehalter für sich gewinnen wollen. Um möglichst billig anbieten zu können, spart die Industrie gern auf der Rohstoffseite, berichten die Branchenkenner. Oft wird so unter anderem Weizen ins Futter gemischt. Immer mehr Hunde würden aber Allergien gegen Getreide – etwa Weizen – entwickeln. "Mit fortschreitender Medizin werden die Tiere auch kränker", witzelt ein Branchenvertreter. Das Geschäft mit Spezialfutter beginnt damit zu blühen. Es ist das Spielfeld der Tierärzte und Fachhändler.

"Allein in Wien gibt es noch mehr als hundert Zoofachgeschäfte"

"Allein in Wien gibt es noch mehr als hundert Zoofachgeschäfte", sagt Kurt Essmann, Branchensprecher in der Wirtschaftskammer Österreich. Auch wenn viele kleine Geschäfte mit 40, 50 Quadratmetern aufgegeben haben, sei die Zahl der Standorte in den vergangenen zehn Jahren nicht zurückgegangen. "Es haben viele mit 300 oder 400 Quadratmetern aufgesperrt, viele davon sind Standorte von großen Ketten", so Essmann. Die deutsche Fressnapf-Kette hat rund 120 Märkte in Österreich, dazu kommen die ebenfalls zum Konzern gehörenden Megazoo-Standorte.

Viele seiner Branchenkollegen haben sich zuletzt spezialisiert, etwa auf Reptilien, Aquarien oder eben Hunde. "Das Warenangebot wird ja immer größer, dass heißt, es erfordert immer mehr Wissen und auch mehr Verkaufsfläche", sagt Essmann.

Mit Hirschgeweih

Auch der Oberösterreicher Leonhard Merckens ist auf den Hund gekommen. Oder besser gesagt auf den Hirschen. Er verkauft mit seiner Firma Hirschalm Geweihe, die Hirsche abgeworfen haben. "Also nur von lebenden, freilaufenden Hirschen", betont er. Dass sei immer mehr ein Verkaufsargument. Hundehalter wollen wissen, woher die Ware kommt, er könne es mit der Chargennummer am Produkt sagen. "Rothirsch kommt zu 100 Prozent aus Österreich, Damhirsch aus Ungarn", so Merckens. Im Vorjahr hat er 120 Tonnen Geweih bei etwa 100 Jäger eingesammelt und weiterverkauft.

Der Großteil wurde übrigens nach Asien geliefert. Merckens: "In der chinesischen Medizin werden die Geweihe als Osteoporose-Mittel verwendet, weil sie Calcium enthalten." Mit den Hunde-Kauknochen kann er aber wohl mehr verdienen. Unterm Strich hat er im Vorjahr 3,4 Millionen Euro umgesetzt. Aus den Geweihen schneidet Hirschalm seit 2014 im Mostviertel übrigens selbst die Kau-Sticks. Von der Größenklasse XS – passend für Chihuahuas – bis zu XXL, die für Hunde mit einem Gewicht von mehr als 45 Kilo, etwa Deutsche Doggen, gedacht sind.

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