Aldi: Mit Veggie-Produkten auf Kundenfang

Aldi Süd führt ein Label für Veggie-Produkte ein.
Der Diskonter Aldi will vegetarische und vegane Produkte speziell kennzeichnen, um Konsumenten den Einkauf zu erleichtern.

Der deutsche Diskonter Aldi reagiert auf den Trend zu fleischloser Ernährung: Mit speziellen V-Produkten sollen vermehrt Vegetarier und Veganer in die Geschäfte gelockt werden, wie der Spiegel berichtet.

Die Kennzeichnung soll Kunden die Orientierung erleichtern - vergeben wird sie vom Deutschen Vegetarierbund.

In einem ersten Schritt sollen bei Aldi Produkte von der vegetarischen Wurst über fleischlosen Aufschnitt hin zum gelatinefreien Fruchtgummi mit dem V-Siegel angeboten werden. Weitere Produkte sollen in den kommenden Monaten folgen, heißt es in dem Bericht weiter.

Strenge Auflagen

Die Produkte werden demnach in vier Gruppen eingeteilt und entsprechend gekennzeichnet: vegetarisch, ohne Milch, ohne Ei oder vegan - das heißt ohne jegliche tierische Zutaten. Der Hersteller darf das V-Label laut Aldi nur dann nutzen, wenn er dem Vegetarierbund verwendete Zutaten, Zusammensetzung sowie Hilfsstoffe bei der Verarbeitung offen gelegt hat - jede Rezepturänderung mache eine neuerliche Prüfung notwendig.

Auch anderer Diskonter testet

Dabei steht Aldi nicht alleine da: Auch Konkurrent Penny testet seit Mitte April mit der Marke "Vegafit" Produkte für Vegetarier.

In Deutschland sind rund sieben Millionen Menschen Vegetarier, wie aus einer Allensbach-Umfrage hervorgeht. 800.000 Menschen leben zudem vegan, also rein pflanzlich.

Fleischskandale, Massentierhaltung und nicht zuletzt der Umweltgedanke – Fleischkonsum wird immer weniger sexy. Fast jeder zehnte Österreicher hat Schnitzel, Wurst und Gulasch abgeschworen, zeigt eine IFES-Studie. Rund 80.000 unter ihnen gehen sogar einen Schritt weiter, sie lassen die Finger von jeglichen tierischen Produkten – Tendenz stark steigend.

Von einem klischeehaften Öko-Trend kann längst keine Rede mehr sein, wenn sogar große Supermarktketten wie Rewe und Spar wegen der großen Nachfrage laufend ihre vegetarische und vegane Produktpalette erweitern. Vom Aufstrich über die Bratwurst bis hin zum Eis – wer auf diese Speisekarte setzt, muss nicht mehr verzichten. Im Gegenteil: Die große Auswahl macht so manchen Fleischtiger neugierig. Fast wöchentlich sperren einschlägige Lokale auf, die vegane Welle hat Konditoreien und Eissalons erreicht. Auch in kleinen Supermärkten am Land werden Veganer fündig.

Doch der bewusste Konsum endet nicht am Tellerrand, weiß Jasmin Schister, die mit ihrem Webshop "Muso Koroni" mit Dependance in Wien-Josefstadt eine Marktlücke schließt. Hier gibt es alles von Tierprodukt-freien Schuhen über stylishe Mode bis hin zu veganen Kondomen. "Veganismus geht über die Ernährung hinaus, das ist eine Lebenseinstellung", sagt die erfolgreiche Jungunternehmerin.

Dank prominenter Vorbilder wie Bryan Adams, Ellen DeGeneres, Alanis Morissette oder Clint Eastwood ist diese Lebensform nicht nur hip, sie revolutioniert auch das Konsumverhalten.

"Das neue Bio"

Davon ist der Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich, Felix Hnat, überzeugt: "Vegan ist das neue Bio. Wir werden in 15 Jahren mit Veganismus dort stehen, wo wir heute mit Bio sind." Stefan Maran, der mit seinem Biosupermarkt zu den Pionieren in Österreich gehört, ist inzwischen auch auf den veganen Markt umgestiegen – er bietet 38.000 Artikel an. Dazu gehören Nahrungsmittel ebenso wie Kosmetik, Wasch- und Putzutensilien. "Die Verbraucher haben erkannt, dass sie beim Konsumieren zerstören. Jetzt beginnen sie entgegenzuwirken." Bei der Ernährung und Kleidung falle das noch leichter als beim Auto oder bei Urlaubsflügen.

Bio-Kritik

Maran kritisiert jedoch den Qualitätsrückgang bei Bioprodukten. "Immer, wenn etwas zu einem Geschäft wird, nimmt das Gewissen ab. Die Tiere bekommen besseres Futter und haben größere Flächen zur Verfügung, aber auch dieser Bereich wird immer mehr zur Massentierhaltung." Wer heute Bio-Fleisch isst, könne kein so gutes Gewissen wie noch vor einigen Jahren haben. Hnat ergänzt: "Auch ökologisch wird ein veganes Produkt immer besser abschneiden."

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Aldi: Mit Veggie-Produkten auf Kundenfang
Konsum ohne Gewissensbisse: Vegan ist das neue Bio.

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