Vor der Entscheidung der Fed unter Chef Jerome Powell zeichnete sich Entspannung an den Börsen ab, die Kurse zogen deutlich an. Die Verluste von Montag und Dienstag waren vielerorts wieder wettgemacht, auch in Wien mit einem Plus von 2,2 Prozent.
Und auch nach Ende der Fed-Sitzung zeichnete sich zunächst Erleichterung ab.
An der Wall Street kletterten die Kurse weiter nach oben. Denn die Fed bestätigte den Plan einer ersten Zinserhöhung Mitte März, von weiteren Maßnahmen war vorerst keine Rede .
Man sollte allerdings nicht den Tag vor dem Abend loben, erst recht nicht an den Börsen.
Denn bei der etwas später folgenden Pressekonferenz kristallisierte sich heraus, dass die Fed doch mehr Fahrt aufnehmen könnte. „Es gibt ausreichend Platz für Zinserhöhungen“, sagte Powell. Er schloss nicht aus, auf jeder der kommenden Sitzungen an der Zinsschraube zu drehen. Inklusive März tagt die Fed in diesem Jahr noch mindestens sieben Mal. Das könnte die Leitzinsen auf bis zu 1,75 Prozent bis Jahresende steigen lassen (bei einer Erhöhung von jeweils 0,25 Prozentpunkte). Insgesamt müsse die Geldpolitik "wendig" sein und könnte sicherlich auch schneller agieren.
Und schon war die gute Laune dahin, die US-Indizes gaben ihre Zugewinne wieder ab und drehten teils ins Minus. Das lässt für den asiatischen und europäischen Handel am Donnerstag nichts gutes erahnen.
Übertriebene Reaktion
Monika Rosen, Börse-Expertin der Österreichisch-Amerikanischen-Gesellschaft, hält das Anlegerverhalten der vergangenen Tage für „übertrieben, eine wirklich dramatische geldpolitische Änderung wird die Fed nicht machen“. Die Ankündigung einer Zinsanhebung im März sei zu erwarten gewesen.
An der US-Technologiebörse Nasdaq war es dennoch der schlechteste Jahresstart seit 2008. „Normalerweise zählt der Jänner zu den positiven Monaten, weil viel Geld zum Veranlagen im Umlauf ist“, erklärt Rosen.
Die Fed bleibt auch auf Kurs, ihre milliardenschweren Wertpapierkäufe ab März einzustellen. Schon seit einigen Monaten schmilzt sie die Käufe ab. „Sie verkaufen aber auch keine Anleihen“, stellt Rosen klar. Sprich, es hätte aus Anlegersicht noch drastischer kommen können. Durch den Erwerb von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren ist die Bilanz der Fed auf fast neun Billionen Dollar gestiegen. Vor der Finanzkrise 2008 war es ein Zehntel dessen.
Rohstoff- und Öltitel profitieren unterdessen vom Anstieg der Preise. „Dass es weiterhin nicht zu einer ausgeprägteren und länger anhaltenden Preiskorrektur kommt, ist in erster Linie dem Ukraine-Konflikt geschuldet“, heißt es seitens der Commerzbank. „Denn sollte dieser zu einer Unterbrechung von Öllieferungen aus Russland führen, wären zumindest kurzfristig Ölpreise von deutlich über 100 Dollar zu erwarten.“
Wien
In Wien gingen die Kurszuwächse quer durch die Bereiche. Unter den Schwergewichten kletterte OMV um 3,8 Prozent in die Höhe, bei Verbund waren es 3,7 Prozent hoch. voestalpine stärkten sich um 2,6 Prozent.
In Reaktion auf eine erhöhte Gewinneinschätzung zog die Strabag-Aktie um 4,3 Prozent nach oben. Österreichs größter Baukonzern hat das zweite Coronajahr 2021 operativ weitaus stärker abgeschlossen als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) warf eine Marge ab, die "voraussichtlich nahe 6 Prozent" liegt, wie das Unternehmen überraschend bekannt gab. Im November hatte das Management noch mit einer EBIT-Marge nahe dem für 2022 festgelegten Ziel von 4 Prozent gerechnet.
Den Spitzenplatz eroberte aber die Frequentis-Aktie mit einem Plus von 7,3 Prozent. Am Vortag waren die Titel jedoch noch um mehr als neun Prozent abgetaucht. Die Aktie des Cateringunternehmens Do&Co servierte heute ein Plus von 6,4 Prozent.
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