AK-Studie: Eltern wollen bessere Verteilung der Erwerbsarbeit

AK-Studie: Eltern wollen bessere Verteilung der Erwerbsarbeit
Das Modell des Alleinverdieners geht zurück und verlagert sich hin zum Modell von einem Vollzeitverdiener und einer Teilzeitverdienerin.

Wien (APA) - Während sich teilzeitbeschäftigte Frauen eine höhere Arbeitszeit wünschen, würden vollzeitbeschäftigte Frauen und Männer ihre Arbeitszeit gerne verringern. Eltern wollen die Erwerbsarbeit besser aufteilen, das ist das Ergebnis einer Forba-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer (AK), die am Dienstag präsentiert wurde.

Die Studie basiert auf Daten aus dem Mikrozensus der Statistik Austria aus 2005, 2010 und 2015, erklärte Studienautorin Bettina Stadler von Forba. Generell geht das Modell des Alleinverdieners zurück und verlagert sich hin zum Modell von einem Vollzeitverdiener und einer Teilzeitverdienerin: Das sogenannte Eineinhalb-Verdiener Modell ist der neue Standard, so Stadler. Aufgrund etwa der besseren Ausbildung oder der Kinderbetreuung sind mehr Mütter erwerbstätig, dies allerdings in Teilzeit. Die Zahl der Paare mit Kindern unter 15 Jahren, bei denen die Frau nicht erwerbstätig ist, ist deutlich gesunken von 36 Prozent im Jahr 2005 auf 27 Prozent 2015. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Paare, wo der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet von 38 auf 48 Prozent.

Auch wies Stadler auf den starken Anstieg der Erwerbstätigkeit der Frauen mit Kleinkindern hin. Waren 2005 noch 40 Prozent der Müttern mit dreijährigen Kindern nicht erwerbstätig, sank der Anteil bis 2015 auf ein Viertel. Der Anstieg floss auch hier zum größten Teil in Teilzeitjobs. Bei Männern sind ebenfalls Änderungen beim Erwerbsverhalten festzustellen. So gehen bei Vätern mit dreijährigen Kindern die überlangen Arbeitszeiten zugunsten normaler Vollzeit zurück: 46 und mehr Stunden arbeiteten 2015 nur mehr 17 Prozent, während es zehn Jahre davor noch 27 Prozent waren.

Keine ausgeglichene Aufteilung

Bei der Analyse der Verteilung der Arbeitszeit innerhalb von Paaren zeigte sich, dass es in den letzten zehn Jahren zu keiner ausgeglicheneren Aufteilung kam. Lediglich 26 Prozent der Paare mit Kindern bis 15 Jahren hatten eine ausgewogene Verteilung der Arbeitszeit. Bei kinderlosen Paaren waren es 49 Prozent. Hier ist auch der Wohnort entscheidend. So hat Wien mit 43 Prozent den mit Abstand höchsten Anteil an Paaren mit Kindern unter 15 Jahren, die sich die Arbeitszeit relativ ausgewogen teilen.

Die Paare wurden auch nach ihren Wünschen bezüglich Arbeitszeit befragt, so Stadler. Teilzeitbeschäftigte Frauen mit Kindern bis 15 Jahren möchten 2,4 Stunden mehr arbeiten. Vollzeitbeschäftigte Frauen würden im Schnitt gerne um 3,2 Stunden weniger arbeiten, Männer um 2 Stunden. "Könnten diese Wünsche realisiert werden, wäre die Arbeitszeit von Paaren deutlich ausgewogener", erklärte die Studienautorin.

Eine ausgewogene Aufteilung ist unter anderem ein Beitrag zur Verringerung der Einkommensschere, betonte Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen - Familie in der AK Wien. Das Eineinhalb-Verdiener-Modell sei jedenfalls nicht zukunftsweisend, brauchen Frauen doch eine eigenständige Existenzsicherung.

Um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu unterstützen, brauche es einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuung, ganztägige Öffnungszeiten von der Krippe bis zum Ende der Pflicht-Schule sowie eine Ausweitung des Rechts auf Elternteilzeit und eine Änderung der Lage der Arbeitszeit auch auf Betriebe mit weniger als 21 Mitarbeiter. Moritz pocht auch auf einen Rechtsanspruch auf den Papa-Monat und kann sich einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung jedenfalls vor dem 2. Geburtstag vorstellen. Abgelehnt wird hingegen eine generelle gesetzliche Verankerung des Zwölf-Stunden-Tages, denn dadurch würde die Schere bei der Arbeitszeit noch weiter aufgehen, fürchtet die AK. Auch brauche es eine Entwicklung in Richtung "gesunde Vollzeit" mit einer Arbeitszeitverkürzung.

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