Air Berlin-Chef: "NIKI ist ein wirkliches Asset"

epa03633264 Wolfgang Prock-Schauer, CEO of German airline 'Air Berlin', presents the business report for 2012 at a news conference in Berlin, Germany, 20 March 2013. The second largest German airline achieved a net profit of 6.8 million euro, the first time that the company achieved a profit after four years of losses. EPA/PAUL ZINKEN
Konzern-Chef Wolfgang Prock-Schauer will die Österreich-Tochter stärken.

Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten in Luftfahrtkreisen heftig darüber spekuliert, ob die auf einem harten Sanierungskurs fliegende Air Berlin ihrer Billig-Flug-Tochter NIKI kräftig die Flügel stutzt. Und die Marke NIKI – die Airline wurde vom dreifachen Formel-1-Weltmeister Niki Lauda gegründet – vom Flughimmel verschwindet.

Der Österreicher Wolfgang Prock-Schauer, seit Jänner Chef der in schwere finanzielle Turbulenzen geratenen Air-Berlin-Gruppe, stellt sich voll hinter die österreichische Tochter. NIKI sei eine „supereffiziente Airline, mit einer guten Kostenstruktur und sehr flexibel. Wir sind hochzufrieden“. Prock-Schauer lobte NIKI am Mittwoch am Rande des Luftfahrtsymposiums 2013 in Wien als „wirkliches Asset“ innerhalb der Air-Berlin-Gruppe. In Richtung Lauda, der sich aus dem Board von Air Berlin verabschiedet hat, meinte Prock-Schauer: „Das hat wer aufgestellt, der was davon versteht“.

Weshalb der Konzern die Tochter, die im Vorjahr 3,74 Millionen Passagiere beförderte, „stärken“ werde. Vor allem in Richtung Spanien und in den Mittelmeer-Raum. Von der Tochter werde man jedenfalls „noch einiges sehen“. Außerdem solle die Airline innerhalb des Konzerns eine „gewisse Autonomie“ behalten.

Im Gegensatz zu Lauda lehnt Prock-Schauer, der seine Luftfahrt-Karriere bei der AUA begann, eine Direkt-Anstellung der Mitarbeiter nicht apodiktisch ab. Die Gewerkschaft sei mit diesem Anliegen gekommen, „wir werden darüber diskutieren“. Bis dato ist die Belegschaft über eine Personalleasing-Gesellschaft beschäftigt.

Die Sanierung des zweitgrößten deutschen Luftfahrt-Konzerns ist mühsamer als erwartet. Der Sommer, die wichtigste Saison für Airlines, lief nicht nach Plan. Die Hitzewelle ließ viele Deutsche und Österreicher auf Flüge ans Mittelmeer pfeifen, dann kam auch noch die Reisewarnung für Ägypten. Prock-Schauer ist trotzdem zuversichtlich, dass Air Berlin heuer operativ (vor Zinsen und Steuern, Ebit) ausgeglichen bilanzieren wird: „Ich bleibe dabei, aber es gibt Herausforderungen“.

Sanierungskurs

Bis 2014 will Air Berlin 400 Millionen Euro einsparen, die Hälfte davon heuer. Zu Zweifeln, ob das Sparprogramm überhaupt ausreicht, meint Prock-Schauer: „Wenn wir die 400 Millionen sauber hinkriegen, ist schon viel erreicht.“ Freilich sei es Aufgabe des Managements, ständig nachzujustieren.

Air Berlin sei keine Billig-Airline mehr, sondern ein „Full-Service-Carrier“. Die Finanzkrise habe die Gruppe mitten in der rasanten Wachstumsphase durch etliche Zukäufe erwischt, „jetzt geht es darum, intelligent zu konsolidieren“.

Mit nur noch 143 Flugzeugen fliege Air Berlin den selben Umsatz ein wie vor zwei Jahren mit 170 Maschinen. Das Streckennetz wurde ausgedünnt, „wir fokussieren uns auf starke Märkte“. Zu den wichtigsten Drehkreuzen des Konzerns zählt auch Wien.

Düstere Prognose

Europas Airlines werden heuer schon wieder rote Zahlen einfliegen. Laut Mario Rehulka, dem Präsidenten des heimischen Luftfahrtverbandes, werden die europäischen Fluglinien 2013 insgesamt geschätzte 830 Millionen Euro Verlust machen. In den nächsten Monaten werde die Branche laut einer Prognose des Weltluftfahrtverbandes IATA wahrscheinlich 30.000 bis 40.000 Mitarbeiter freistellen.

Rehulka rechnet mit einer neuerlichen Konsolidierungsphase. Die Märkte in Europa wachsen langsamer oder schrumpfen. Fernost, Nahost, Afrika und Lateinamerika dagegen expandieren rasant. Im Vergleich mit den USA und Asien ist in Europa obendrein noch der Anteil der Billig-Fluggesellschaften mit 38 Prozent „übermäßig hoch“.

Der Flughafen Wien überlegt derzeit intensiv, ob das alte Terminal 2 abgerissen werden soll. Derzeit gibt es keine Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Teil des Flughafens. Ein Transfershuttle sei nur eine temporäre Lösung, meinte Flughafen-Vorstand Julian Jäger am Luftfahrtsymposium.

Überlegt wird der Bau eines sogenannten „Mid-Field-terminal“ zwischen den Pisten. Jäger rechnet damit, dass die Entscheidung über dieses Projekt im ersten Quartal 2014 dem Aufsichtsrat vorgelegt werde. Weiterer Punkt im langfristigen Ausbauprogramm des Airports sind zusätzliche und besser gelegene Shopping-Flächen.

Der langfristige Masterplan des Flughafens ist im Endausbau auf 50 Millionen Passagiere ausgerichtet. Im Vorjahr wurden in Wien-Schwechat 22 Millionen Fluggäste abgefertigt.

Gepäcks-Check-In

In Kooperation mit der AUA will der Flughafen 2014 Automaten für den Check-In von Gepäck anbieten. Für Vielflieger sind schnellere Zugänge zu den Gates geplant.

Das nächste Großprojekt, der Bau der dritten Start- und Landepiste, könnte sich noch um einige Jahre verzögern. Kommt bis Ende 2013 kein rechtskräftiger Genehmigungs-Bescheid, könnte sich das Verfahren durch die neuen Verwaltungsgerichte um weitere zwei Jahre verzögern. Anschließend könnte das Projekt noch vor die Höchstgerichte kommen. Erst dann, so Jäger, könne der Airport über den Baubeginn entscheiden.

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