Hohe Preise, wenig Angebot: Österreichs Rindfleischexporte brechen ein

Zusammenfassung
- Rindfleischexporte aus Österreich sind im ersten Halbjahr 2025 mengenmäßig um 27,2 Prozent eingebrochen, während die Preise durch hohe Produktionskosten steigen.
- Das Defizit im österreichischen Agrar-Außenhandel wächst, da Importe stärker zunehmen als Exporte.
- Hohe Energie-, Lohn- und Bürokratiekosten sowie strenge EU-Vorgaben setzen die Branche zusätzlich unter Druck und führen zu Forderungen nach Kostensenkungen.
Die heimischen Landwirte haben im ersten Halbjahr 2025 weniger Produkte ins Ausland verkauft, als nach Österreich importiert wurde, so die aktuellen Zahlen der Agrarmarkt Austria (AMA).
Besonders drastisch ist die Entwicklung beim Rindfleisch. Denn dort stieg der Exportwert um fünf Prozent an, während die Menge an ausgeführtem Fleisch um ganze 27,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum einbrach.
Zu wenige Betriebe, Seuchen und hohe Produktionskosten
AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek sieht hier nicht nur die stark gestiegenen Produktionskosten, sondern auch das zu geringe Angebot als Ursache für das mengenmäßige Minus: "Nicht nur der internationale, auch der heimische Markt braucht dringend mehr Rindfleisch."
So hätten in den vergangenen Jahren viele Betriebe zugesperrt. Viele Landwirte, die in den Ruhestand gehen, würden keinen Nachfolger finden. Hinzu kämen Seuchen sowie hohe Futter- und Energiekosten, die die Fleischproduktion weiter beeinträchtigen und bei Bauern für Unsicherheit sorgen.
Eine Entwicklung, die nicht nur die heimische Landwirtschaft betrifft. Auch in anderen Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Spanien sei die Rindfleischproduktion rückläufig, was sich ebenfalls auf den Preis auswirkt.
Österreichischer Agrar-Außenhandel schwächelt insgesamt
Aber nicht nur der Rindfleischexport schwächelt. Auch insgesamt wächst das Defizit im Agrar-Außenhandel massiv. Der Fehlbetrag weitete sich von 885 Millionen in der Vorjahresperiode auf 1,3 Milliarden Euro aus.
Insgesamt wurden Waren im Wert von 88,6 Milliarden Euro exportiert. Fast 7 Milliarden davon gingen in den stärksten Exportmarkt Deutschland.
Auch für die heimische Lebensmittelindustrie gibt es "keine guten Nachrichten", so Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Denn obwohl die Exporte der Lebensmittelindustrie im ersten Halbjahr 2025 um 3,1 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zulegten, wuchsen die Importe mit einem Plus von fast acht Prozent auf 4,8 Milliarden Euro weitaus dynamischer.
Teure Bürokratie gefährdet den Wirtschaftsstandort
Als Gründe dafür führt die WKÖ-Branchenvertretung die Einfuhr von Agrarrohstoffen wie Kakao, Kaffee, Tee, Reis, Gewürze oder Südfrüchte an, die in Österreich nicht oder nicht ausreichend verfügbar sind.
Daneben würden auch hohe Energie-, Lohn- und Bürokratiekosten eine Rolle spielen. "Die österreichischen Hersteller verlieren an preislicher Wettbewerbsfähigkeit", warnt die WKÖ-Branchenvertreterin.
Aus diesem Grund müssten Standortkosten rasch reduziert werden. Die Branchenvertreterin fordert, dass die Regierung bei den hohen Energiekosten als Inflationstreiber ansetzt. Gleichzeitig müsse Bürokratie abgebaut werden.
EU-Vorgaben seien für Produzenten nicht umsetzbar
Hierbei findet Koßdorf vor allem Kritik für den Green Deal der Europäischen Union (EU), der Vorgaben wie das Lieferkettengesetz, die Verpackungsverordnung oder neue Regelungen über Umweltaussagen beinhaltet. "Da sind viele Regularien gleichzeitig umzusetzen. Das ist auch für eine starke Agrar- und Lebensmittelwirtschaft nicht machbar", so Koßdorff.
Positiv hebt die Branchenvertreterin den Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hervor, der sich auf EU-Ebene für einen Aufschub der Entwaldungsverordnung um ein weiteres Jahr eingesetzt hat.
Neben der EU-Politik würden die heimischen Produzenten auch die US-Zölle zu spüren bekommen. Für exportierende Firmen ist die Ausfuhr in die USA teurer geworden.
Die Produkte jener, die nun auf den Verkauf in die USA verzichten, verbleiben wiederum in Europa, wo sie den Preisdruck unter den Herstellern erhöhen.
Kommentare