Agrana schließt zwei Zuckerfabriken: "Können nicht mit Ukraine konkurrieren"

Zusammenfassung
- Agrana schließt Zuckerfabriken in Leopoldsdorf und Hrušovany, 270 Mitarbeiter betroffen.
- Schließung aufgrund steigender Produktionskosten, rückläufigem Zuckerverbrauch in der EU und auch weil die Märkte in Bulgarien und Rumänien weggebrochen sind.
- Künftige Zuckerproduktion von Agrana erfolgt nur noch am Standort Tulln.
Seit mehr als 120 Jahren wird in Leopoldsdorf im niederösterreichischen Marchfeld Zucker produziert. Bereits vor fünf Jahren stand die Produktion auf der Kippe. Jetzt wird das Werk endgültig geschlossen. Auch in der Zuckerfabrik im tschechischem Hrušovany wird die Agrana die Produktion einstellen.
Von den Werkschließungen sind in Leopoldsdorf 120, in Tschechien 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Agrana-Chef Stephan Büttner sprach von einer „schwierigen, aber notwendigen“ Entscheidung.
Steigende Produktionskosten, der Einbruch bei den Preisen, der Rückgang des Zuckerverbrauchs und zunehmender Wettbewerbsdruck habe die Fortführung der Produktion „wirtschaftlich untragbar gemacht“. Die Produktion an zwei Standorten in Österreich sei schon bisher schwierig gewesen, sagt Büttner dem KURIER. Probleme habe es auch mit der Beschaffung der Rüben gegeben.
Märkte weggebrochen
Zuletzt seien die Absatzmärkte in Bulgarien und Rumänien weggebrochen. Der Markt werde jetzt von der Ukraine bedient, sagt Büttner:„Mit Zuckerimporten aus der Ukraine können wir mit unseren Kosten für Rüben, Produktion und Transport nicht konkurrieren." Die Strukturmaßnahmen habe man setzen müssen, um die Zuckerindustrie in Österreich nachhaltig abzusichern.
Künftig will die Agrana in Österreich ausschließlich in der Fabrik in Tulln Zucker produzieren. Die heimische Produktion reduziert sich dadurch drastisch. Statt wie bisher 450.000 Tonnen sollen nur noch 320.000 Tonnen hergestellt werden. Kaum mehr als ein Drittel jener Menge, die zu Hochzeiten in Österreich jährlich produziert wurden. Man werde weiterhin alles daran setzen, dass Rüben, die in Österreich angebaut werden, auch hier verarbeitet werden, sagt Büttner.
Auch in Tschechien will die Agrana weiterhin den dortigen Markt bedienen. Die Produktionsmengen reduzieren sich durch die Schließung um die Hälfte. In der verbliebenen Fabrik in Opava sollen künftig 60.000 Tonnen Zucker jährlich produziert werden.
Sozialplan
Für die betroffenen Mitarbeiter soll ein Sozialplan ausgearbeitet werden. Vorgesehen sind u. a. Umschulungen und Qualifikationsprogramme. Auch Stellen an anderen Agrana-Standorten sollen ihnen angeboten werden. 25 Mitarbeiter werden weiterhin in Leopoldsdorf beschäftigt bleiben. Bis auf Weiteres sollen Teile des Areals als Lager und Logistik-Hub genutzt werden.

Agrana-Chef Stephan Büttner
"Trauriger Moment"
Wegen zu geringer Rübenmengen stand die Leopoldsdorfer Fabrik bereits in der Vergangenheit vor dem Aus. 2020 wurde sie durch einen „Zuckerpakt“ mit dem Landwirtschaftsministerium und den Rübernbauern gerettet.
Es sei ein „trauriger Moment“, wenn die jahrzehntelange Tradition im Marchfeld mit der Schließung nun der Geschichte angehöre, sagte Ernst Kapfinger, Präsident der Vereinigung „Die Rübenbauern“. Wie das 70 Hektar große Areal künftig genutzt werden soll, ist offen. Die Agrana will gemeinsam mit Gemeinde und Land Lösungen erarbeiten.
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