Stephan Büttner: Ein Preisniveau von bis zu über 900 Euro für eine Tonne Zucker ist extrem hoch. Das wird so nicht bleiben. Die Frage lautet: Wann geht es noch unten und wie weit geht es nach unten. Das hängt auch vom Weltmarkt ab und lässt sich nur schwer abschätzen.
Wenn der Zuckerpreis deutlich sinkt, werden auch weniger Rüben angebaut. Wird es dann wieder eine Diskussion über die Schließung einer der beiden Zuckerfabriken der Agrana geben?
Das hängt davon ab, wie weit der Zuckerpreis sinkt. Mit dem Zuckerpreis fallen auch die Preise für Zuckerrüben. Dann wird weniger angebaut und wir haben wieder das Thema Versorgung der Fabriken mit Rüben. Ein großes Thema sind die zollfreien Zuckerimporte aus der Ukraine. Das muss möglichst schnell ein Ende finden.
Die zollfreien billigen Importe laufen Mitte des Jahres aus. Sie sind gegen eine Verlängerung?
Absolut. Das ist eine heiße Kartoffel, weil man der Ukraine auch einen Zugang zum EU-Markt für landwirtschaftliche Güter ermöglichen will. Es geht nicht nur um Zucker, sondern auch um Getreide. Vor allem in einem Wahljahr sind solchen Themen heikel.
Würde ein EU-Beitritt der Ukraine nicht zu massiven Verwerfungen am EU-Agrarmarkt führen.
Wen man sich die landwirtschaftlichen Ressourcen der Ukraine ansieht, dann ist das ein großes Thema. Solidarität mit der Ukraine ist wichtig, aber es muss Regeln geben, die den Wettbewerb nicht verzerren. Es geht dabei natürlich auch um Qualitätsstandards für die Produktion und um beträchtliche Import-Volumen. Da braucht es Übergangsregelungen. Nicht nur für Österreich, sondern für die gesamte EU.
In Deutschland gibt es massive Bauernproteste. Könnte es solche Proteste auch in Österreich geben?
Wir beobachten eine solche Dynamik derzeit nicht in Österreich.
Die Agrana will bis 2040 klimaneutral produzieren und bis 2050 auch in den nachgelagerten Bereichen klimaneutral sein. Wird man diese Ziele erreichen?
Wir sind überzeugt, dass sich das ausgeht. Die Maßnahmen kosten Geld und wir müssen aufpassen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben. Die politischen Rahmenbedingungen können sich schnell ändern.
Die Agrana hat mehrere Fruchtverarbeitungswerke in Russland. Befürchten sie eine Enteignung?
Nein. Davon können wir nicht berichten. Rechtlich betrachtet wurde die russische Tochter des Lebensmittelkonzerns Danone nicht enteignet, sondern das neue russische Management hat die Kontrolle übernommen.
Das Engagement der Agrana in der Ukraine bleibt ?
Ja. Wir sind den Mitarbeitern in der Ukraine dankbar für den Einsatz, den sie gezeigt haben. Wir haben nie daran gedacht, dort unser Engagement zu beenden.
Während die Umsätze bei Zucker und Frucht gestiegen sind, gab es im Segment Stärke einen Rückgang.
Das liegt in erster Linie am Ethanolgeschäft. Es gibt hohe Importe aus den USA und Brasilien. Das hat uns 35 Millionen Euro gekostet. Stärke ohne Ethanol ist deutlich besser gelaufen. Wir konnten aber nicht alles kompensieren. Wir sind mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation der Agrana sehr zufrieden. Das nächste Geschäftsjahr wird schwieriger, weil wir bereits jetzt ein zunehmend herausforderndes Umfeld bei Zucker und Stärke sehen.
Im Segment Frucht investiert die Agrana in den USA in den Bereich Food Service. In Österreich wurde in die Herstellung von Aromen investiert. Was kommt noch?
Wir wollen das Portfolio so weiterentwickeln, dass ein zusätzlicher Mehrwert entsteht. Wir sind ein Veredler von agrarischen Rohstoffen. Bei uns gibt es keine Denkverbote.
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