Ärger über Profitgier und Ruf nach strengeren Strafen

Horses are seen at an equestrian centre in Jucu village near Cluj-Napoca, 426 km (265 miles) northwest of Bucharest, February 21, 2013. REUTERS/Bogdan Cristel (ROMANIA - Tags: ANIMALS)
Minister Stöger will das Bußgeld für die falsche Kennzeichnung erhöhen – auf maximal 50.000 Euro.

Nach ersten Funden von nicht deklariertem Pferdefleisch in Kärntner Würsten zittern rund 100 fleischverarbeitende Betriebe im Land: Die Kontrollen werden ausgeweitet und Stichproben gezogen. Die Ergebnisse der bestätigten Proben auf Medikamentenrückstände liegen Mitte nächster Woche vor.

Es wurden schon 243 Proben genommen. Bei Lasagne, Tortelloni, Würstln und Kebab wurde Etikettenschwindel nachgewiesen.

In Kärnten sind mittlerweile auch Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt aktiv. Der Leitende Staatsanwalt Friedrich Borotschnik sagt: „Wir prüfen in alle Richtungen.“ Untersucht wird sowohl auf Vergehen nach dem Lebensmittelsicherheitsgesetz und dem Verbraucherschutz als auch hinsichtlich schweren gewerbsmäßigen Betruges und auf Gesundheitsschädigung.

Der Betrieb des Lavanttaler Fleischers, in dessen Produkten Pferdefleisch gefunden wurde, ist geöffnet. „Die Sicherstellung des Tiefkühllagers in Klagenfurt (dort wurden Hunderte Kilo Pferdefleisch aus Kanada entdeckt) wurde aufgehoben, das Depot gehört ja nicht meinem Mandanten. In seinem Lager wurde nur Schweinefleisch gefunden“, sagt sein Anwalt Franz Großmann zum KURIER.

Anton Freithofnig, Fachmann für Pferdewirtschaft, sieht Profitgier als Ursache des Skandals: „Der Erstbesitzer des Pferdes entscheidet, ob das Tier letztlich einmal geschlachtet wird und auf dem Teller landet. Dann ist der Einsatz bestimmter Arzneien und Medikamente nicht zulässig. Die anderen, für Freizeit oder Sport verwendeten Tiere, müssen eingeschläfert und entsorgt werden.“ Das koste Geld, Schlachtung und Verkauf bringe aber Geld. Freithofnig: „Die Sache ist eine Riesenschweinerei, die Strafen für die Verantwortlichen können nicht hoch genug sein.“

Höhere Strafen

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will Konsequenzen aus der Affäre ziehen – und die Strafen für falsche Lebensmittelkennzeichnung erhöhen. Mit dem Koalitionspartner und mit der Justizministerin gebe es bereits Kontakt. Die Mindeststrafe soll 5000 Euro betragen, die maximale Strafe von 20.000 auf 50.000 Euro steigen. Geschehen soll das „so rasch wie möglich“. Die Routinekontrollen möchte Stöger zwar nicht ausweiten, aber er will die ÖVP von einem staatlichen Gütezeichen überzeugen; das fordert er seit Längerem. Drei Dinge sollten ausgewiesen sein: die „gesündere Wahl“, „Gentechnik-frei“ und „tierschutzgerecht produziert“.

Die FPÖ verlangt, die Kontrollen auf Hunde- und Katzen-DNA auszuweiten. Man müsse sich fragen, ob nur Pferde aus Rumänien verarbeitet wurden – und nicht auch Fleisch von Zigtausenden streunenden „Straßenkötern“.

Von hinten aufgezäumt

Reiter haben bei der Namenswahl für ihr Pferd mitunter einen interessanten Geschmack. In Deutschland hören vier Pferde offiziell auf „Lasagne“, so die Daten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Das erste „Lasagne-Pferd“ kam 1977 auf die Welt und ist mittlerweile wohl eine Karteileiche. Sportpferd Fury in the Slaughterhouse (Fury im Schlachthof), geboren 2000, dürfte dagegen noch leben.

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