"Mehr aus Filialen herausholen": Rewe will mehr Märkte an Kaufleute abgeben

Adeg Filiale
Bei Adeg setzt Rewe seit Jahren auf Kaufleute, die die Standorte führen. Künftig soll das auch in immer mehr Billa-Filialen der Fall sein.

Rewe will künftig mehr Supermärkte von selbstständigen Kaufleuten betreiben lassen. Was bei Adeg, der Nahversorgerkette des Konzerns schon seit vielen Jahren funktioniert, soll nun verstärkt auch auf Billa ausgeweitet werden.

Vor rund drei Jahren wurde die erste Billa-Filiale an einen selbstständigen Unternehmer übergeben. Allein im Jahr 2025 sollen 18 hinzukommen, sodass bis Jahresende 41 der rund 1.200 Billa- und Billa-plus-Standorte von externen Unternehmern betrieben werden. 

Bis 2027 sollen es 100 Billa-Filialen sein. "Wir wissen, dass unser Ziel sportlich ist, aber wir denken, dass wir das schaffen", sagt Brian Beck, Vorstand von Billa Großhandel.

"In die eigene Tasche wirtschaften"

Die Filialen abzugeben bringt Rewe als Konzern mehrere Vorteile. So sind die Kaufleute etwa täglich vor Ort und könnten besser auf die regionalen Marktgegebenheiten reagieren, so Beck. 

Aber auch beim Umsatz könne man mehr erwarten als bei Standorten, die von angestellten Filial-Managern geleitet werden. "Kaufleute sind bestimmt engagierter, weil sie in ihre eigene Tasche wirtschaften. Es geht darum, mehr aus den einzelnen Standorten herauszuholen", so Beck.

Übernimmt ein externer Unternehmer einen Billa-Standort, ist dieser an die Preise der Supermarktkette gebunden und muss auch etwa die Karte des Jö-Bonusklubs akzeptieren. Rewe behält außerdem 20 Prozent der Geschäftsanteile an der Filiale. 

Adeg-Filialen funktionieren ähnlich wie Franchise

Anders ist es bei der Nahversorgerkette Adeg, deren Standorte von völlig unabhängigen Kaufleuten geführt werden. "Ähnlich wie bei einem Franchise-System", erklärt Florian Klein, Geschäftsführer von Rewe Großhandel.

Rewe Großhandel beliefert österreichweit 360 Nahversorger-Märkte, 240 davon sind Adeg-Filialen. Diese Zahl blieb in den vergangenen Jahren stabil. 

Und das trotz großer Herausforderungen: Dass die ländliche Nahversorgung in Österreich stark unter Druck stehe, sei kein Geheimnis, sagt Beck. "Wir stecken seit fünf Jahren in einer Dauerkrise." Vor allem die hohen Energie- und Personalkosten würden die Kaufleute und auch den Rewe Großhandel belasten.

Geschlossene Unimarkt-Filialen könnten Rewe-Supermärkte werden

Das jüngste Beispiel sei die Supermarktkette Unimarkt, die ihre 90 Filialen aus wirtschaftlichen Gründen schließen muss. Beck kündigt an, "gerne Unimarkt-Standorte übernehmen" zu wollen. "Das muss aber natürlich im Einklang mit dem Kartellrecht passieren."

Auch Filialen der Nahversorgerkette Nah und frisch sind zum Teil vom wirtschaftlichen Straucheln der Unigruppe (der Gruppe hinter Unimarkt) betroffen. Hier ist es Klein zufolge denkbar, dass Filialen in Zukunft von der Unigruppe zu Rewe-Großhandel als Zulieferer wechseln.

Zusätzlich zu Übernahmen auch neue Märkte zu eröffnen, sei beim Rewe-Konzern aktuell nicht geplant. Immerhin gibt es in Österreich fast 400 Gemeinden, die keinen Nahversorger haben

Geht es nach Florian Klein, wird sich das auch in Zukunft nicht ändern: "Unsere Mission ist es, die bestehenden Nahversorger zu erhalten. Dort, wo es heute keinen Nahversorger gibt, wird es schwer ein, ein neues Geschäft zu eröffnen."

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