Acht Wege zum Streitschlichter
Zuerst kam der Hagel, der unter anderem das Kellerfenster zerschlug, dann das Hochwasser, das den Keller unter Wasser setzte und dann der Streit mit der Versicherung. Sie argumentiert, dass das Hochwasser für den Schaden verantwortlich ist und nicht der Hagel – dessen Folgen von der Versicherung gedeckt gewesen wären. Im Gegensatz zu jenen des Hochwassers. Das ist nur einer jener 3465 Fälle, die im ersten Halbjahr 2016 bei den acht staatlich anerkannten Schlichtungsstellen gelandet sind (sozialministerium.gv.at).
Diese beraten Konsumenten kostenlos und schicken eine Lösungsvorschlag an die beiden Streitparteien, bevor es zu einem Prozess kommt. "In 63 Prozent der Fälle kam es zu einer Einigung", zieht Sozialminister Alois Stöger Bilanz über die ersten sechs Monate. Im Schnitt dauert ein Verfahren 33 Tage – Zeit, die auch nicht verloren ist, wenn es keine Einigung gibt. Die Verjährungsfrist ist nämlich während der Schlichtungsdauer unterbrochen.
Bei der Schlichtung für Verbrauchergeschäfte landet mehr oder weniger alles, das nicht zu den anderen Schlichtungsstellen – Bank, Internet, Telekom, Post, Fertighaus, Energie, Passagier- und Fahrgastrechte – passt. Vom Kostenvoranschlag fürs neue Bad, das dann plötzlich mehr als doppelt so viel kostet, bis zur vorzeitig gekündigten Lebensversicherung, die weniger abwirft, als der Sparer eingezahlt hat. "Wir versuchen aufzuklären und eine Lösung in der Mitte der beiden Vertragspartner zu finden", sagt Simon Eder, Geschäftsführer der Schlichtungsstelle. Seit Jänner 2015 beschäftigen ihn vor allem Fremdwährungskredite. "Sie machen ein Drittel unserer Fälle aus", schätzt er.
Laut dem Internet-Ombudsmann Bernhard Jungwirth gibt es immer weniger Probleme beim Onlineshopping – abgesehen von den üblichen Gewährleistungs- und Rückgabestreitereien. Dafür steigt der Ärger über ungewollte Vertragsverlängerungen im Internet. "Zum Beispiel von Erotikportalen und Partnerbörsen", sagt Jungwirth. Mehr als die Hälfte der Beschwerden auf ombudsmann.at betreffen betrugsähnliche Fälle. Welche Betrüger gerade im Netz unterwegs sind, listet unter anderem watchlist-internet.at auf.
Virtuelle Diamanten
Bei der Telekom-Schlichtungsstelle der RTR landen alle Ärgernisse, die über die Telefonrechnung abgerechnet werden. Also auch die Telefonrechnung, die plötzlich jenseits der 100-Euro-Marke liegt. Etwa, weil der minderjährige Nachwuchs via App virtuelle Diamanten gekauft hat – für ein Onlinespiel. Die Chance, dass so eine Rechnung nicht bezahlt werden muss, weil die Eltern dem Geschäft nicht zugestimmt haben, stehen gut, so RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl. Er rät zur Sperre von nicht unbedingt notwendigen Diensten, wie teuren Datenroamings bei Auslandsaufenthalten, besonders außerhalb der EU.
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