"Abfertigung neu": Leitl stellt Kapitalgarantie in Frage

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Die Wünsche der Arbeitnehmerseite drücken die Erträge der Abfertigungskassen, meint der WKÖ-Präsident.

Nach der großen Enttäuschung der Arbeitnehmer über die mageren Erträge der Abfertigungskassen, fordert Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl im KURIER-Gespräch eine Systemänderung.

„Die Kapitalgarantie, die die Abfertigungskassen ihren Kunden per Gesetz geben müssen, drückt die Rendite, weil sie immer auf der vorsichtigen Seite sein müssen“, sagt Leitl. Er will diese Garantie, die auf Forderung der Arbeitnehmerseite in die Kassen aufgenommen wurde, daher zur Wahl stellen.

Jobwechsel

Der zweite Punkt, den Leitl für die schwache Performance der Abfertigungskassen mitverantwortlich macht, ist die Möglichkeit für die Arbeitnehmer, bei Jobwechsel nach drei Jahren das Kapital aus der Kasse zu entnehmen. „Diese Veranlagungszeit ist zu kurz, um einen guten Ertrag zu erwirtschaften“, ist der WKO-Präsident überzeugt. Er hätte es am liebsten, wenn das Kapital der Arbeitnehmer bis zu deren Pensionsantritt in den Kassen verbliebe. Dann sollten sie wählen können, ob sie das Geld in einen Pensionskasse übertragen und eine monatliche Zusatzpension erhalten wollen oder das ganze Kapital abheben.

Sowohl Kapitalgarantie als auch die Möglichkeit, das Geld nach drei Jahren abzuheben seien Wünsche der Arbeitnehmerseite an das 2003 eingeführte neue Abfertigungssystem gewesen. Diese Wünsche aber würden die Renditen drücken. Zu überlegen ist laut Leitl zudem eine Vereinfachung der Bürokratie der Abfertigungskassen. „Das Kunden-Informationssystem ist sehr aufwendig“, kritisiert der Kammer-Präsident.

Spekulation

Dass es an den Börsen krisenbedingt zu hohen Verlusten gekommen sei, könne den Abfertigungskassen nicht angelastet werden. Leitl hält es weiterhin für angebracht, dass die Kassen Teile des Kundenvermögens in Aktien „solider Unternehmen“ investierten. Spekulative Geschäfte aber sollten ausgeschlossen werden.

Grundsätzlich hält Leitl die „Abfertigung neu“ für eine gelungene Reform. Im Gegensatz zum alten System, in dem nur 15 Prozent aller Arbeitnehmer jemals eine Abfertigung bekommen hätten, gilt die neue Abfertigung für alle Arbeitnehmer. 80 Prozent aller Beschäftigten in Österreich sind im neuen System. Ein Umstieg von „alt“ in „neu“ ist noch bis Jahresende möglich.

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