Abfallentsorger aus NÖ stellt Weltneuheit bei Glas-Recycling vor
Zusammenfassung
- Brantner Green Solutions hat die weltweit erste Anlage entwickelt, die hochreines Glas aus Müllverbrennungsschlacke gewinnt.
- Mit der neuen Technologie können jährlich rund 20.000 Tonnen Glas rückgewonnen und die Recyclingquote in Österreich auf 90 Prozent erhöht werden.
- Die Anlage trennt farblich sortierte Glasscherben und spart Rohstoffe sowie Energie, wodurch Kosten und Treibhausgasemissionen gesenkt werden.
Beim Entsorgen von Glas sind Österreicher normalerweise sehr korrekt. Die Recyclingquote liegt bei rund 85 Prozent. Hie und da landet Glas aber auch im Restmüll und gelangt so in die Müllverbrennung. Dabei bleibt so genannte Schlacke übrig, ein Materialmix, der in den meisten Fällen einfach deponiert wird. Das Abfallentsorgungsunternehmen Brantner Green Solutions aus Krems konnte bisher bereits große Mengen an Metall und Kies herausfiltern. Eine neue Entwicklung geht nun einen Schritt weiter.
Altes Glas wird zu neuen Jägermeister-Fläschchen
Mit einer selbst entwickelten Anlage kann Glas aus der Schlacke geholt werden, und das mit einem Reinheitsgrad von 99,9999 Prozent. Glasproduzenten können es einschmelzen und daraus direkt wieder Verpackungsglas herstellen, das tauglich für Lebensmittel ist. "Ein Fläschchen Jägermeister kann etwa zu 100 Prozent aus Glas hergestellt werden, das wir rückgewinnen", sagt Brantner-Geschäftsführer Josef Scheidl. Ein Unternehmen, das recyceltes Glas abnimmt, ist etwa der Glashersteller Stoelzle.
Der Vorteil für die Kundschaft sei, dass sie sich Rohstoffe (z.B. Quarzsand, Soda und Kalkstein) und Energieaufwand für die Herstellung von neuem Glas erspare. Damit können Treibhausgasemissionen und Kosten gesenkt werden, sagt Scheidl bei der Eröffnung der Anlage. Errichtet wurde sie am Unternehmensstandort nahe Hohenruppersdorf im Weinviertel, in der so genannten "Slagtory" ("slag" - engl. Schlacke). In den neuen Anlagenteil namens "Glasy" wurden knapp 5 Millionen Euro investiert, sagt Christoph Schipfer, Leiter Forschung und Entwicklung bei Brantner. Die Idee zu "Glasy" sei bereits 2021 entstanden. Im diesjährigen Frühjahr erfolgte der Bau der Anlage.
Brantner-Geschäftsführer Josef Scheidl (Mitte) bei der Eröffnung der Anlage "Glasy".
Recyclingquote kann auf 90 Prozent erhöht werden
Im Jahr können damit rund 20.000 Tonnen Glas rückgewonnen werden. Damit könne man die Recyclingquote in Österreich auf 90 Prozent erhöhen. Brantner verarbeitet Schlacke aus Müllverbrennungsanlagen in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark und Kärnten. Der Marktanteil bei der Entsorgung von Schlacke liegt bei rund 15 Prozent. Für das Glas-Recycling ist es notwendig, dass der Ausgangsstoff nicht aus besonders heißer Verbrennung stammt. „Bei 650 Grad bleibt Glas übrig. Bei über 900 Grad schmilzt es“, sagt Schipfer.
Bei einem Rundgang durch die Anlage, die in einer großen Halle untergebracht ist, zeigt Schipfer eine der größten Herausforderungen im Verarbeitungsprozess: Kleinste Metallteile, die selbst beim Metallabscheidungsprozess übrig bleiben. Im Ausgangsmaterial für das Glas-Recycling sieht man etwa Büroklammern, Kugelschreiber-Federn oder andere kleine Drähte. Sie verhaken sich in Maschinenteilen und formen sich zu größeren Klumpen, die regelmäßig entfernt werden müssen.
Im Ausgangsmaterial für das Glas-Recycling sind kleine Metallreste vorhanden.
Am Ende regnet es farblich getrennte Glasscherben
Kernstücke der Anlage sind Maschinen, in denen die Lichtdurchlässigkeit einströmender Teilchen analysiert wird. Auf vibrierenden Rutschen gleiten jede Sekunde tausende Scherben durch diese Maschinen. Mit gezielten Luftstößen aus Düsen werden die Scherben aus dem Materialstrom ausgeschieden und in Glasfraktionen getrennt. Am Ende regnet das Glas aus großen Rohren auf drei großen Haufen: Weiß, grün und braun. Laut Schipfer seien dies die drei häufigsten Glasfarben. Blaues Glas sei z. B. dagegen selten. Es wird Grün zugeordnet, in der Glasschmelze geht es völlig darin auf.
Unternehmen will durch Innovationen aufzeigen
Brantner versucht sich im Bereich Abfallentsorgung durch technische Innovationen und einen starken Fokus auf Kreislaufwirtschaft von der Konkurrenz zu unterscheiden. Das Familienunternehmen, dessen Ursprünge im Transportsektor liegen, hat in den vergangenen Jahren etwa einen autonomen Müllsammelroboter entwickelt oder eine Künstliche Intelligenz, die Störstoffe im Biomüll beim Entleeren von Tonnen in Sammelfahrzeuge erkennt. Außer in Österreich ist das Unternehmen auch in Tschechien, der Slowakei, Serbien und Rumänien aktiv. Es besitzt 65 Niederlassungen und beschäftigt rund 2.745 Mitarbeiter.
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