Ab in die Therme – aber nur für wenige Stunden
Eines vorweg: Der Begriff "Therme" ist in Österreich nicht geschützt. "Jeder kann sich so nennen", sagt Andreas Kreutzer vom Beratungsunternehmen Kreutzer Fischer & Partner. In vielen Erlebnisthermen würde also nur "stinknormales Leitungswasser" aufgeheizt werden.
Das Beratungsunternehmen hat für seinen Branchenradar 39 Betriebe in Österreich unter die Lupe genommen, die entweder Thermalwasser oder zumindest ein Solebecken haben, und kommt dabei zu folgendem Schluss: Die Zahl der Gäste, die den ganzen Tag in der Therme verbringen, nimmt weiter ab. Das dadurch aufklaffende Loch wird vielerorts mit Spezialangeboten – von After-Work- bis zum Pensionistenschwimmen – gestopft. Zumindest teilweise mit Erfolg. Laut dem Branchenradar ist die Zahl der Eintritte im Vorjahr um 0,8 Prozent auf 9,3 Millionen gestiegen, davon blieben rund 3,5 Millionen Gäste nur wenige Stunden. Nur noch 62 Prozent der Besucher waren Tagesgäste. So gut wie jeder zweite Gast kommt aus der Region, sprich aus einem Umkreis von 30 Kilometern. Das war früher anders, zumindest in vielen Thermen in der Oststeiermark, sagt Kreutzer: "Früher sind mehr Wiener und Niederösterreicher dorthin gefahren. Sie biegen jetzt aber unterwegs ab." Etwa in Richtung St. Martins Therme, die laut Branchenradar im Vorjahr 375.000 Eintritte gezählt hat, oder ins Asia Spa Linsberg (250.000 Eintritte). Dazu kommt die Konkurrenz diverser Wellnesshotels.
Rutsche statt Ressort
Internationale Gäste finden nach wie vor selten den Weg in heimische Thermen. Das liegt laut Kreutzer auch am austauschbaren Angebot, sprich am mangelnden Mut zu neuen Konzepten. Die meisten Thermen gehören Gemeinden, der Bürgermeister will in erster Linie seiner Bevölkerung eine Freizeiteinrichtung mit Kinderbecken und Wasserrutsche bauen. Ausgefallene Ressort-Konzepte, die internationales Publikum anziehen, sind damit nicht kompatibel.
Neue Thermen sind nicht geplant. Zuletzt machten jene in Fohnsdorf und Grimming mit ihren Pleiten Schlagzeilen. Beide werden aber weitergeführt.
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