640.205 Euro für die Mama des Ministers
Der tschechische Handels- und Industrieminister steht vor dem Rücktritt. Damit wäre ein Feindbild der österreichischen Anti-Temelin-Aktivisten über seine eigenen Fehler gestürzt. Denn seine Mutter wurde quasi über Nacht reich und der 45-jährige Sohn kann das nicht ganz schlüssig erklären.
Martin Kocourek hat seit Freitag nichts mehr zu lachen - seit bekannt wurde, dass seine Mutter, eine Pensionistin, plötzlich um 16 Millionen Kronen reicher wurde. Das sind 640.205 €.
Die Affäre beginnt 2008. Damals erhielt Kocoureks Mutter Schuldscheine in dem angeführten Wert, die sie drei Monate später verkaufte. Das Geld wanderte auf ihr Konto. Als Makler trat die Firma Key Invest auf, die auch millionenschwere Aufträge vom halbstaatlichen Tschechischen Energiekonzern CEZ erhielt. CEZ wiederum ist der Betreiber des umstrittenen südböhmischen Kernkraftwerks Temelin und Kocourek ist seit 2006 der Aufsichtsratsvorsitzende der CEZ und ein glühender Befürworter des Ausbaus von Temelin.
Martin Kocourek konnte bisher nicht erklären, wie seine Mutter die Schuldscheine erworben hat. Am Wochenende wurde er zu Ministerpräsident Petr Necas zitiert. "Der Herr Premier hat mich nicht gelobt. Wir werden sehen, welche Folgen das haben wird", kommentierte Kocourek sein Gespräch mit dem Regierungschef. Ob er die Regierung bald verlassen werde? "Wir werden sehen."
Luxusreisen
Temelin gilt als Geldmaschine der CEZ. Immer wieder gab es Gerüchte, dass die Manager gerne mit Geld nachhelfen, wenn Widerstand droht. Von ausgedehnten Luxusreisen ist die Rede.
Der ehemalige Berater von Vaclav Klaus, der konservative Martin Kocourek, musste nie von den Vorteilen der Atomkraft überzeugt werden. Das Mitglied der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) hatte bereits vor seiner Ernennung zum Minister im Sommer 2010 gefordert, die Atomkraft schnell auszubauen. Die Erweiterung von Temelin hält er für eine "optimale" und sehr "umweltschonende" Variante. Der CEZ plant den Bau von zwei zusätzlichen Blöcken, die spätestens bis 2025 fertiggestellt werden sollen. Außerdem schließt die tschechische Regierung nicht aus, dass ein neuer Reaktor in Dukovany gebaut wird, wo es bereits vier gibt. Dabei produziert Tschechien mehr Strom, als für den Heimmarkt benötigt wird.
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