50.000 "Billig"- Leiharbeiter drücken die Löhne
Die österreichischen Arbeitskräfteüberlasser schlagen Alarm: Erstmals seit der Finanzkrise 2009 war im Vorjahr sowohl der Branchenumsatz als auch die Zahl der Unternehmen rückläufig. Schuld an der negativen Entwicklung sind nicht nur Wirtschaftsflaute und strengere bürokratische Auflagen, sondern vor allem die zunehmende Billig-Konkurrenz aus dem benachbarten Ausland.
Laut einer aktuellen Branchenstudie von Interconnection Consulting sind ca. 50.000 aus dem Ausland entsendete Arbeitskräfte in der Zeitarbeitsbranche tätig, die das Preisniveau nach unten drücken. "Bei den 50.000 handelt es sich um eine Dunkelziffer, weil die genaue Zahl durch Werkvertragskonstrukte und Vergabe von Aufträgen an weitere Subfirmen nicht ermittelt werden kann", erläutert Studienautor Andreas Erdpresser dem KURIER. Für die Studie wurden 65 Zeitarbeitsfirmen, darunter zehn der Top 15 schriftlich befragt. Hauptbetroffen von der ausländischen Billig-Konkurrenz seien die Bau- und die Logistikbranche.
Rasche Wechsel
Laut Gesetz steht ausländischen Arbeitskräften, die in Österreich arbeiten, zwar der gleiche kollektivvertragliche Lohn bzw. Gehalt zu, die Praxis sieht jedoch anders aus. "Das Problem ist die Kurzfristigkeit der Beschäftigung. Alle sechs Wochen kommt in großen Bussen neues Personal über die Grenze und löst das alte ab", berichtet Erich Glaser, Geschäftsführer vom Wiener Personaldienstleister pcp und zugleich Branchensprecher in der Wirtschaftskammer Wien. Durch wochenweise Einsätze würden Gesetze unterlaufen und Kontrollen erschwert.
Neben Arbeitskräfterüberlassern aus Ungarn, Polen oder Rumänien seien auch schon Ukrainer in Österreich aktiv, erzählt Glaser. Sie würden Fachkräfte zu Stundenlöhnen anbieten, die um die Hälfte unter dem österreichischen KV liegen. Das neue, verschärfte Gesetz gegen Lohn- und Sozialdumping soll hier Abhilfe schaffen, von einer Verbesserung sei jedoch noch nichts zu spüren, meint Glaser.
Laut Studie schrumpfte im Vorjahr das Umsatzvolumen in der Zeitarbeitsbranche um 0,51 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro, die Zahl der Anbieter ging um 78 auf 2000 zurück, die Marktkonzentration nahm zu. Im Schnitt waren 75.817 Personen in der Zeitarbeit beschäftigt. Ende August waren knapp 35.000 Leiharbeiter arbeitslos gemeldet (+10 Prozent).
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