42 Millionen Menschen auf Jobsuche

OECD-Generalsekretär Angel Gurria. "Immer mehr Menschen sind am unteren Ende der ökonomischen Leiter gefangen"
Warten auf Jobs und Wachstum. Hellas bremst Konjunktur kaum.

Die Wirtschaftskrise zieht noch immer ihre Spuren durch die Arbeitslosenstatistiken der Industrieländer. In den 34 Mitgliedsstaaten der OECD haben aktuell 42 Millionen Menschen keinen Job, hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) errechnet. Das sind um drei Millionen weniger als vor einem Jahr, aber um zehn Millionen Menschen mehr als vor Ausbruch der Krise. Besonders alarmierend: Mehr als ein Drittel der Jobsuchenden sind vor mehr als einem Jahr aus dem Erwerbsleben ausgeschieden und seitdem auf Arbeitssuche. Bis sich die Lage wieder auf Vorkrisennivau stabilisiert, wird es noch dauern. Mindestens bis Ende 2016, schätzen die Experten.

OECD-Generalsekretär Angel Gurría sieht immer mehr Menschen "am unteren Ende der ökonomischen Leiter gefangen". Und für jene, die einen Job haben, hat sich der Lohnzuwachs verlangsamt. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 lag das Gehaltsplus bei durchschnittlich 1,8 Prozent, nun müssen sich die Beschäftigten mit durchschnittlichen Steigerungen von 0,5 Prozent zufrieden geben.

Österreich-Ausblick

In Österreich dürften die Arbeitslosenzahlen in der zweiten Jahreshälfte noch einmal steigen, 2016 aber zumindest leicht zurückgehen, so die Prognose im aktuellen Beschäftigungsausblick. Die OECD sieht die Schuld für die schlechte Arbeitsmarktentwicklung zwischen Sommer 2011 und Ende 2014 vor allem in der gedämpften Konsumlust der Österreicher begründet. Es gebe jetzt aber erste zarte Anzeichen für eine Besserung. Zumindest in den Gruppen der Langzeitarbeitslosen und Jugendlichen haben viele im ersten Quartal wieder zurück ins Erwerbsleben gefunden. Als großen Erfolg kann das Österreich aber nicht verbuchen. Andere Länder hätten viel größere Fortschritte gemacht, wird betont.

42 Millionen Menschen auf Jobsuche
Die OECD kritisiert vor allem die Einkommensungleichheit in Österreich. Grund dafür sei die chronische Arbeitslosigkeit und das niedrige Kompetenzniveau einiger Bevölkerungsschichten, heißt es. Die Kompetenzen und die Mobilität von Beschäftigten zu wachsenden Wirtschaftszweigen müsse gestärkt werden. Dafür braucht das AMS mehr Geld, findet die OECD.

Österreich ist übrigens im Ranking der Länder mit den höchsten Teilzeitquoten ganz oben. Über alle Länder hinweg ist die Rate von 18,6 auf 20,6 Prozent gestiegen, am höchsten ist sie in den Niederlanden (52 Prozent), gefolgt von der Schweiz (37 Prozent) und Österreich (mehr als 25 Prozent). Oft seien Teilzeitbeschäftigungen gewollt, in Ländern wie Griechenland oder Spanien aber oft die einzige Alternative, hält die OECD in ihrem Bericht fest.

IWF-Prognose

Trotz der Griechenland-Krise rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einer Erholung der Eurozone. Laut seiner am Donnerstag veröffentlichten Prognose werden die Euro-Länder dieses Jahr um durchschnittlich 1,5 Prozent wachsen und im kommenden Jahr um 1,7 Prozent zulegen. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug das Plus lediglich 0,8 Prozent. Für Griechenland ist der IWF aber weniger optimistisch. Die Krise könnte "viel schlimmere Auswirkungen" haben als bisher angenommen, heißt es etwas kryptisch. Der Währungsfonds fordert "rechtzeitiges politisches Handeln" ein, sieht aber keine Ansteckungsgefahren für andere Länder.

Die Weltwirtschaft wird wegen der Hellas-Krise und den Kurseinbrüchen an den chinesischen Börsen um rund ein Drittel nicht zum Stillstand kommen. Der IWF senkt die Prognose für heuer aber doch von 3,5 auf 3,3 Prozent. Schuld daran seien hauptsächlich die USA, wo sich die Konjunktur wegen des strengen Winters weniger robust entwickelt als erwartet. Im kommenden Jahr geht der IWF von einem Plus für die Weltwirtschaft von 3,8 Prozent aus.

Die Schwellenländer dürften dieses und nächstes Jahr um deutlich mehr als vier Prozent wachsen und damit doppelt so schnell wie die Industriestaaten zulegen.

Kommentare