3,4 Prozent mehr Gehalt: Metaller legen die Latte hoch

3,4 Prozent mehr Gehalt: Metaller legen die Latte hoch
Signalwirkung: Der Abschluss klar über der Inflations­rate stärkt die Kaufkraft. Experten schätzen Plus von 3,4 Prozent als „relativ hoch“ ein.

Erst nach 17 Stunden, vielen Tassen Kaffee und mehreren Frankfurter-Würsteln war Schluss: Der längste Verhandlungsmarathon bei den Metallern seit der 30-stündigen Non-Stop-Sitzung 2004 brachte einen Abschluss – und lachende Gesichter bei Gewerkschaftern, die die ganze Nacht über im eher ungemütlichen Zwischengeschoß in der Wirtschaftskammer ausgeharrt hatten.

Die Arbeitnehmer-Vertreter konnten durchaus jubeln. Sie brachten zwar ihre utopische 5-Prozent-Plus-Forderung erwartungsgemäß nicht durch, erreichten aber eine Einigung deutlich über der Jahres-Inflationsrate und wischten das lästige Thema Arbeitszeitflexibilisierung einfach vom Tisch.

Die rund 120.000 Beschäftigen der Maschinen- und Metallwarenindustrie erhalten ab 1. November um bis zu 3,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Erhöhung wird aber je nach Einkommenshöhe gestaffelt. Der Mindestlohn steigt um 3,4 Prozent auf 1636 Euro brutto, Besserverdiener erhalten 3,3 Prozent mehr. Der Ist-Lohn erhöht sich bei unteren Einkommensbeziehern um 3,3 Prozent, besser bezahlte Mitarbeiter erhalten 3,0 Prozent mehr. "Das ist ein sozial ausgewogener Abschluss, der die Kaufkraft sichert", kommentierte der sichtlich zufriedene Chef-Verhandler der Metaller-Gewerkschaft, Rainer Wimmer.

Rückschlag für Industrie-Vertreter

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"Zufrieden sind wir nicht", sagte hingegen Veit Schmid-Schmidsfelden, der für die Arbeitgeber-Seite die Nacht durchverhandelte. Die Industrie-Vertreter wollten ursprünglich nur 2,26 Prozent mehr drauflegen.

Mit dem Abschluss könne zwar die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe erhalten werden, aber beim Thema alternsgerechte Arbeitszeit hätte sich Schmid-Schmidsfelden mehr erwartet. Um die Frage, wie die Arbeitszeit und Gehaltsvorrückungen bei älteren Arbeitnehmern künftig geregelt werden sollen, wird sich nun eine eigene Arbeitsgruppe beschäftigen. Erste Ergebnisse sollen möglichst vor Beginn der nächsten KV-Runde 2013 vorliegen. "Zumindest ist es uns bei dem Thema gelungen, zu sensibilisieren", freut sich Schmid-Schmidsfelden auch über kleine Erfolge.

Signalwirkung

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Experten sind sich einig, dass trotz Aufsplittung der Metaller-Lohnrunde in sechs eigene Gruppen dieser Abschluss eine Signalwirkung auch für die kommenden Herbst-Lohnrunden haben wird. Noch am Freitag begann die KV-Runde für den Bereich Nichteisen-Metall. "Der Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie hat quasi die Mikro-Lohnführerschaft übernommen und setzt den Richtwert für andere Branchen", sagt WIFO-Experte Thomas Leoni. Die 3,4 Prozent seien zwar hoch, aber für die Arbeitgeber gerade noch vertretbar. Auch IHS-Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer hält mit Verweis auf die schwache Konjunktur und die 2013 eher sinkende Inflation den Abschluss für "relativ hoch".

Dass wichtige Themen wie ältere Arbeitnehmer wieder zurückgestellt wurden, wundert Hofer nicht: "Es zeigt sich, dass Lohnrunden letztlich doch nur mit Prozentsätzen enden." Leoni glaubt, dass die Gewerkschaft eine Lösung auf Betriebs- oder Verbandsebene bewusst verhindere, um sich damit nicht selbst zu schwächen.

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