25 Jahre Google: Die Suche nach der Zukunft

Anfang des Jahres war bei Google Feuer am Dach. Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens drohte das florierende Geschäftsmodell mit der Websuche Kratzer abzubekommen. Der Grund: Der kurz zuvor veröffentlichte Chatbot ChatGPT, der Nutzerfragen fließend beantworten kann, verzeichnete regen Zulauf und ließ die Google-Suche plötzlich alt aussehen. Als auch der Smartphone-Weltmarktführer Samsung überlegte, die Google-Suche auf seinen Geräten durch die Microsoft-Konkurrenz Bing zu ersetzen, die den Chatbot auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) integriert hat, war von „Panik“ bei dem Konzern die Rede.
Mittlerweile hat sich die Aufregung wieder gelegt. Samsung blieb dem Suchmaschinen-Primus treu. Die Google-Suche verzeichnet nach wie vor globale Marktanteile von über 90 Prozent. Der Anteil von Bing ist auch mit dem Chatbot nicht über drei Prozent gestiegen. Googles Werbegeschäft brummt nach wie vor. Von Jänner bis Juni nahm das Unternehmen mit bezahlten Anzeigen rund um seine Suchmaschine und den Videodienst YouTube mehr als 50 Milliarden Dollar ein. Im Schnitt war es in den vergangenen Jahren jährlich um mehr als 25 Prozent gewachsen.
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Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page
Garagen-Gründung
Gegründet wurde das Unternehmen am 4. September 1998 in einer Garage im kalifornischen Menlo Park. Weil Sergey Brin und Larry Page einen Scheck einlösen wollten, der auf „Google Inc.“ ausgestellt war. Die Internetadresse Google.com wurde bereits ein Jahr zuvor registriert. 1998 zählte Google bereits mehrere 10.000 Nutzer am Tag. Seit Anfang des Jahrtausends dominiert der Konzern das Online-Suchgeschäft.
Im Gegensatz zu anderen Technologieschwergewichten habe es in der Geschichte von Google keine Skandale und auch keine nennenswerten Rückschläge gegeben, sagt Monika Rosen, Börsenexpertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Facebook habe mit einem verpatzten Börsengang und Datenlecks zu kämpfen gehabt, Amazon habe Jahre gebraucht, um in die Gewinnzone zu kommen, Apple sei einige Zeit fast weg zum Fenster gewesen und habe sich mit neuen Geräten, etwa dem iPhone, zurückgekämpft.
Künstliche Intelligenz hat zwar noch keine dramatischen Auswirkungen auf das Kerngeschäft, stellt Google aber dennoch vor Herausforderungen. KI sei noch sehr jung. Enttäuschungen habe es bisher keine gegeben. Jeder versuche sein Territorium auf dem Gebiet abzustecken, sagt Rosen. „Alle werden dabei nicht gewinnen können.“

Gut aufgestellt
Google arbeitet seit Jahren an KI und auch an Sprachmodellen, wie sie auch ChatGPT zugrunde liegen. Aus Angst wegen der nach wie vor fehleranfälligen Technologie ins Gerede zu kommen, wurde der Ball flach gehalten. Bis Microsoft mit ChatGPT vorpreschte. Nach der Veröffentlichung des Chatbots Bard im März, seit Mitte Juli ist er auch in Österreich verfügbar, geht es bei Google Schlag auf Schlag. Die um KI-Funktionen angereicherte Google-Suche kann in den USA bereits ausprobiert werden. Insgesamt wurde die Technologie bereits in mehr als zehn Dienste des Konzerns integriert. Auch ein System namens Gemini ist in Arbeit. Es soll nicht nur Inhalte erstellen, sondern auch eigenständig Arbeitsschritte planen und Probleme lösen können.
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Gründer
Mit den von ihnen entwickelten PageRank-Algorithmus, der die Popularität von Webseiten anhand der auf sie verweisenden Links errechnet, legten Sergey Brin und Larry Page den Grundstein für die Dominanz im Suchgeschäft.
Nach Eric Schmidt, der 2001 die Führung übernahm, steht seit 2015 Sundar Pichai an der Spitze des Unternehmens.
Übernahmen
Mit Übernahmen baute Google sein Geschäftsfeld stetig aus. Neben Android (2005) und YouTube (2006) kaufte der Konzern u. a. das Werbeunternehmen Doubleclick (2008) den Handyhersteller Motorola (2011), der allerdings wieder verkauft wurde, und den Smart-Home-Anbieter Nest (2014).
Alphabet
Seit 2015 firmiert Google unter dem Dach der Konzernholding Alphabet. Gemeinsam mit Zukunftshoffnungen, wie die selbstfahrenden Taxis von Waymo und das Biotech-Unternehmen Calico.
Pleiten
Erfolgreichen Produkten stehen auch Misserfolge gegenüber. Die Datenbrille Google Glass musste ebenso eingestellt werden wie das soziale Netzwerk Google+. In der 25-jährigen Geschichte wurde bei fast 300 Apps, Produkten und Diensten der Stecker gezogen
Unklar ist aber noch, wie mit KI Geld verdient werden kann, ohne das lukrative Suchanzeigen-Geschäft zu kannibalisieren. Die Zuwachsraten im Online-Werbegeschäft dürften nach Einschätzungen von Marktbeobachtern in den nächsten Jahren stark abflachen.
Wird Google die Transformation zum KI-Unternehmen gelingen? Sehr oft würden in einer Technologie dominante Unternehmen beim Übergang zur nächsten technischen Revolution von anderen Playern überholt, meint Börsenexpertin Rosen. Das sei etwa bei sozialen Netzwerken so gewesen. Dominierende Kräfte seien meist nicht diejenigen, die wieder dominieren werden. Derzeit sei es aber schwierig zu sagen, ob mit Künstlicher Intelligenz tatsächlich eine Zeitenwende eingeläutet wird. Rosen: „Es ist durchaus denkbar, dass KI nicht so einschlägt, wie alle glauben.“
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