Work-Life-Balance: Leitbetrieb aus NÖ stellt auf Vier-Tage-Woche um

1965 hat Erich Weinzetl im beschaulichen Piestingtal eine kleine Möbeltischlerei gegründet. Daraus ist ein kleines Firmenkonsortium geworden. Heute umfasst die Holding zwei Firmen: Die Fenstermanufaktur Weinzetl in Wiener Neustadt und die „Waldviertler Kunststofffenster“ (Waku) in Heidenreichstein
Ähnlich wie der Vater knapp 60 Jahre zuvor, hat sich die Tochter Barbara Weinzetl Gedanken um die Zukunft des 140 Mitarbeiter zählenden Betriebes gemacht und deshalb diese Woche ein unternehmerisch heißes Eisen angegriffen. Mit der Einführung einer Vier-Tage-Woche ab dem 1. Juni und einer Reduktion auf eine 38-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich will die Holding-Chefin ein deutliches Zeichen als „verantwortungsvoller Arbeitgeber“ für die Zukunft setzen.
Dem Schritt, der Donnerstagabend der Belegschaft im Zuge einer Betriebsversammlung präsentiert wurde, sind lange Debatten und eine hausinterne Befragung voraus gegangen. Eine deutliche Mehrheit begrüßte dabei die Vier-Tage-Woche mit dem arbeitsfreien Freitag.

Firmenchefin Barbara Weinzetl
Überforderung
„Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt verändert. Früher hat sich der Kunde Fenster ausgesucht, drei Wochen später hatte er das schriftliche Angebot im Postkasten“, erklärt Weinzetl. Wenn heute nicht nach drei Tagen das fertige Offert im eMail-Posteingang zu finden ist, werde bereits urgiert. „Die Leute sind am Freitag derart ausgebrannt, dass die gesamte Produktivität darunter leidet. Besonders bei den jungen, wenig erfahrenen Mitarbeitern, kommt es dadurch oft zu einer gewissen Überforderung“, erklärt Weinzetl.
Konkret wechselt die gesamte Verwaltung, Montage und der Verkauf in ein Arbeitszeitmodell von Montag bis Donnerstag, die Fensterfertigung in Heidenreichstein bleibt bei „flexibler Arbeitszeit“ und einer 5-Tage-Woche.
Weniger Fahrten zum Arbeitsplatz
Die Firmenchefin ist überzeugt davon, dass ein verlängertes Wochenende ein Mehr an Motivation, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bringt. Neben der besseren Work-Life-Balance ergibt sich ein weiterer Vorteil. Die Belegschaft erspart sich viele Fahrten zum Arbeitsplatz.
„Das bedeutet weniger Spritkosten und einen geringeren -Ausstoß. Gleichzeitig bleibt mehr netto übrig“, sagt Weinzetl. In Zeiten des Fachkräftemangels hofft sie, dass das Modell auch einen Anreiz für neue Mitarbeiter schafft.
Kommentare