10 Jahre Airbnb: Segen oder Plage?
Ein Pro & Contra. Airbnb, „Air bed and breakfast“ – Luftmatratze und Frühstück inklusive. Mehr war es nicht, das die beiden Firmengründer Brian Chesky und Joe Gebbia an die Besucher einer Design-Konferenz in San Francisco vermieteten. Mit der „schlechtesten Idee, die jemals funktioniert hat“ (Chesky), gründeten sie im August 2008 ein Start-up, bei dem der Gedanke des Teilens, die „Sharing Economy“, ganz im Vordergrund stand. Heute ist davon wenig übrig. Mit fünf Millionen gelisteten Unterkünften in 191 Ländern und 81.000 Städten ist die US-Vermittlungsplattform Airbnb ein Tourismus-Gigant, der in einer Liga mit den größten Hotelketten spielt. Der Marktwert beträgt 31 Mrd. Dollar, an der Wall Street wird für 2019 ein Mega-Börsengang erwartet. Zugleich wachsen Ärger und Kritik an Airbnb. Der KURIER fasste Pro & Contra zusammen:
+ Tauschgeschäft
Auch wenn hinter vielen Angeboten längst Profi-Vermieter stehen: Die Gastgeber sind zumindest in Österreich noch „überwiegend Privatpersonen“ (Airbnb). Warum soll jemand nicht seine Wohnung vermieten, wenn er sie selbst gerade nicht nutzt? Die bessere, gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Grundsätzlich soll die „Sharing Economy“ von privat zu privat Wirtschaft demokratischer und sozialer machen.
+ Leistbare Unterkunft
Individueller, authentischer, und meist auch günstiger: Das Mehrangebot an leistbaren Privatunterkünften wird vor allem von jungen Menschen angenommen, die Kultur und Menschen kennenlernen wollen. Rund 770.000 Österreich-Urlauber buchten im Vorjahr ihr Quartier über Airbnb, im Schnitt blieben sie 3,4 Nächte (s. Grafik). Für viele Anbieter ist es ein wichtiger Zuverdienst.
+ Trendsetter
Das Appartement ist nur einen Mausklick entfernt, das Angebot vielfältig und übersichtlich wie noch nie. Die Plattform hat die Privatzimmervermietung revolutioniert und letztlich der gesamten Beherbergungs-Branche einen Modernisierungsschub verpasst. Als weiterer Schritt folgen Ausflüge und Veranstaltungen.
- Unfairer Wettbewerb
Etablierte gewerbliche Vermieter klagen, dass sich Privatvermieter an weniger Regeln halten müssen und etliche „schwarze Schafe“ keine Steuern und Tourismusabgaben zahlen. Viele Städte, darunter Wien, haben ihre Regeln inzwischen verschärft und wollen z. B. eine automatisierte Abgabe der Ortstaxe erreichen. Die Kurzzeitvermietung ist noch vielfach im juristischen Graubereich.
- Mietpreistreiber
Weltweit kämpfen immer mehr Städte damit, dass Wohnungen nicht selbst bewohnt, sondern zum vielfachen Preis an Touristen vermietet werden. Allein in Wien werden laut Studie der TU Wien etwa 2000 Wohnungen durch Online-Zimmervermieter dauerhaft dem Wohnungsmarkt entzogen. Die Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnung treibt die Mietpreise in die Höhe. Tourismus-Städte wie Palma de Mallorca, wo die Mieten in fünf Jahren um 40 Prozent stiegen, reagieren zunehmend mit Verboten.
- Intransparenz
Erst kürzlich mahnte die EU-Kommission Airbnb wegen teils unklarer Preisangaben und unzulässigen Geschäftsbedingungen ab. Bei den Angeboten sei nicht immer der Gesamtpreis einschließlich Servicegebühren erkennbar. Außerdem muss die Plattform deutlicher ausweisen, ob es sich um einen privaten oder einen professionellen Anbieter handelt – es gelten jeweils unterschiedliche Konsumentenschutzregeln. Auch die Klagemöglichkeiten müssen verbessert werden.
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