1-2-3-Ticket: Gewessler in Geldnot

1-2-3-Ticket: Gewessler in Geldnot
Ungewöhnlich scharf fordern die neun Finanzreferenten mehr Geld für das Klimaticket vom Bund

Im ersten Halbjahr 2021 will Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler ihr Herzensprojekt umsetzen: ein „Klimaticket“ um 1.095 Euro (drei Euro am Tag) für alle Öffis in allen Ländern. Gewessler hofft, damit vor allem Pendler zum Umstieg auf die Öffis bewegen zu können – und auf generell weniger Individualverkehr. Im Laufe der Regierungsperiode (das heißt, bis Ende 2024) sollen weitere Stufen kommen.

Doch dem Projekt droht derzeit ein vorzeitiges Ende: Wenig überraschend hat das vor allem mit Geld zu tun, aber nicht nur. Am Freitag konferierten die neun Landeshauptleute, wobei der Salzburger Wilfried Haslauer (ÖVP) derzeit den Vorsitz führt. Die Landesregierungen bzw. ihre Verkehrsverbünde haben alle die gleichen Probleme mit dem Ticket:

  • Einnahmenausfälle Sobald es das 1-2-3-Ticket gibt, gehen alle Verkehrsverbünde von teils enormen Einkommensausfällen aus, da ihre Kunden zum günstigeren Ticket wechseln werden. Es brauche daher eine Vereinbarung, so der beschlossene Standpunkt der Länder, „welche die Kompensation der gesamten wirtschaftlichen Ausfälle (..) festlegt“. Die Finanzierung, die Gewessler bisher angeboten hat – 240 Millionen Euro bis Ende 2022 –, reicht den Ländern nicht.
  • Kosten für mehr Öffis Einig sind sich alle, auch das Ministerium, dass die Bürger nur auf die Öffis umsteigen werden, wenn das Angebot passt. Und das tut es derzeit noch nicht, es brauche also eine Ausweitung. „Seitens des Ministeriums wird bei allen Diskussionen die Frage der Finanzierung des notwendigen zusätzlichen Angebots beharrlich ausgeblendet“, schreiben die Ländervertreter.
  • Verlust der Kundendaten Problematisch sei zudem der Vertrieb des Tickets, denn dieser soll „ausschließlich durch den Ticketshop der ÖBB erfolgen“. Der dadurch entstehende Verlust an Kundendaten würde die Kundenbetreuung massiv verschlechtern, mahnen die Länder.

Zum Schluss fordern die Länder vom Bund, dass nicht, wie Gewessler das will, zuerst nur das 3-er-Ticket (3 € für alle neun Bundesländer pro Tag) angeboten wird, sondern gleichzeitig mit dem 1er (1 € für ein Bundesland)- und 2er (2 € für 2 Bundesländer)-Ticket entwickelt werden soll.

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