Nicht über die Köpfe der Menschen hinweg

Ein Mann und ein Roboter schauen sich die Erde an.
Digitaler Humanismus. Wien setzt neue Maßstäbe in der ethischen Nutzung moderner Technologien.

In der Wissenschaft wird Künstliche Intelligenz (KI) unter anderem eingesetzt, weil sie in hoher Geschwindigkeit Tausende von Daten miteinander abgleichen und Muster in diesen finden kann. Expert*innen sind darüber hinaus davon überzeugt, dass sie zur Lösung dringender Aufgaben, etwa des Klimawandels, beitragen kann. Auch die Arbeitswelt wird durch Künstliche Intelligenz verändert: Neue Arbeitsplätze werden geschaffen, zugleich birgt die neue Technologie Potenzial für höhere Produktivität und bessere Arbeitsbedingungen. Selbst in der Bildung bringt sie Vorteile mit sich. So kann KI aufwändige und zeitraubende Routinetätigkeiten der Lehrer*innen – zum Beispiel die Erstellung von Stundenplänen –  übernehmen, sodass diesen mehr Zeit für die  individuelle Betreuung der Schüler*innen bleibt. 

Die Künstliche Intelligenz    ist also eine treibende Kraft für Innovation, Fortschritt und Lebensqualität. Doch wo Licht ist, ist ebenso Schatten. Denn KI kann auch missbraucht werden – für Fake News, manipulierte Bilder oder Cyberkriminalität. Auch ethische Fragen, etwa die des Datenschutzes, oder Haftungsansprüche sind nicht vollständig geklärt. 

Digitalisierung aktiv gestalten

Dessen ist sich die Stadt Wien bewusst. Sie forciert technische Entwicklung mit sozialer Verantwortung, was bedeutet, dass der Mensch mit all seinen sozialen und gesellschaftlichen Bedürfnissen bei der Digitalisierung in den Mittelpunkt gestellt wird. Dieser Anspruch wird unter dem Begriff Digitaler Humanismus zusammengefasst. Der Grundgedanke dabei ist denkbar einfach. Moderne Technologien werden von Menschen geschaffen, somit haben die Menschen auch ihren Einsatz und den Umgang mit ihnen in der Hand. Der Einfluss von Entwickler*innen, Programmierenden und Konzernen auf den Umgang der Menschen soll reduziert werden. Die modernen Technologien sollten dafür da sein, dass ihre Anwendung das Leben erleichtert.

Hier setzen auch die Forderungen des Digitalen Humanismus an.  Denn die Stadt Wien nimmt ihre gesellschaftspolitische Verantwortung und Rolle als Gestalterin ernst. Ziel des Digitalen Humanismus ist es, Rahmenbedingungen für den Einsatz moderner Technologien zu schaffen – mehr noch: Die Stadt steuert aktiv Fehlentwicklungen entgegen. Dabei baut Wien auch auf ihre historische Rolle. Denn die Stadt hat bereits in der Vergangenheit immer wieder wegweisende gestalterische Maßnahmen ergriffen, ob beim sozialen Wohnbau, der Durchsetzung von Arbeitnehmer*innenrechten oder etwa bei der Förderung von Bildung. Und so soll im digitalen Zeitalter die Frage beantwortet werden, wie der Mensch bei modernen Technologien in den Mittelpunkt gestellt werden kann.

Spielregeln erarbeiten 

In einem ersten Schritt wurden ethische Leitlinien im Umgang mit Technologien erarbeitet, die das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt der Digitalisierung stellen. Dieses Konzept dient als Leitfaden. Im eigenen Geltungsbereich stellt die Stadt sicher, dass auch Regulative zur verantwortungsvollen Datennutzung für wissenschaftliche, gesellschaftliche, medizinische oder soziale Zwecke etabliert werden. Zusätzlich fördert Wien unternehmerische und wissenschaftliche Initiativen, die die ethischen Leitlinien der Stadt mittragen. 

Neues Gleichgewicht 

Der Digitale Humanismus kann es schaffen, das Gleichgewicht zwischen dem zivilisatorischen und technologischen Fortschritt wiederherzustellen.  Da in einer vernetzten Welt diese vielfältigen Herausforderungen nicht allein bewältigt werden können, denken zahlreiche Projekte und Initiativen  die aktuellen technischen Entwicklungen im Sinne des Digitalen Humanismus weiter. In Wien hat sich – ausgehend von Wissenschafter*innen und Forscher*innen – ein großes Netzwerk an Akteur*innen etabliert, die das Leitbild vorantreiben. Großer Wert wird dabei auch auf die Vermittlung der wissenschaftlichen Erkenntnisse gelegt. Mit der „Rahmeninitiative Digitaler Humanismus“ hat die Stadt diese Akteur*innen in Workshops zusammengebracht.  Ein Ergebnis dieses Austauschs ist die Broschüre „Digitaler Humanismus in Wien“, die darauf abzielt, Grundlage für die Weiterentwicklung des Digitalen Humanismus in und durch die Stadtverwaltung zu sein. In der Broschüre wird gezeigt, welche Bereiche unseres Lebens die Digitalisierung beeinflussen und wie Digitaler Humanismus in der Praxis gelebt werden kann. Die Broschüre gibt es gratis online zum Downloaden.

Laden Sie die Broschüre Digitaler Humanismus herunter: wien.gv.at/forschung/wissenschaft