Digitaler Humanismus: Der Mensch ist wichtiger als die Maschine

Eine stilisierte Darstellung einer menschlichen Hand, die einen Roboterfinger berührt.
Wie die Stadt Wien auf wichtige Fragen unserer Zeit reagiert.

Wir können mit Freunden auf der ganzen Welt in Echtzeit kommunizieren, Abläufe werden vereinfacht und der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ermöglicht neue Therapieformen. Die neuen Technologien bringen für alle Fortschritt mit sich. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Weltweit warnen Expert*innen vor Fakenews, Angriffen auf demokratische Institutionen, Monopolisierung sowie Intransparenz der Konzerne und Datenschutzverfehlungen. Das liegt nicht an den modernen Technologien, sondern an der Art und Weise, wie sie auch genutzt werden. Bislang gibt es zu wenig Regulationen, die den Missbrauch verhindern können.

Antwort aus Wien

Das Gleichgewicht zwischen zivilisatorischem und technologischem Fortschritt ist aus der Balance geraten und die Stadt Wien hat beschlossen, aktiv und im Sinne der humanistischen Tradition Wiens dagegenzuwirken. Der Digitale Humanismus als Leitbild soll Antworten auf gesellschaftliche Probleme wie Monopolisierung, Aushöhlung von Arbeitnehmer*innen-Rechten oder Filterblasen geben. Gemeinsam mit Personen aus Forschung, Wirtschaft und Verwaltung wurden zunächst die Ziele des Digitalen Humanismus in fünf Thesen festgehalten (siehe Kästen unten).

Zugleich soll Wien die Stadt sein, in der digitale Lösungen entwickelt und umgesetzt werden, die auf nachhaltige und inklusive Weise den Menschen nutzen. Denn in Wien steht der Mensch im Mittelpunkt und der digitale Fortschritt soll allen Wiener*innen nützen. Großes Potenzial beim Digitalen Humanismus mit Wien-Bezug liegt in den Bereichen digitale Ökonomie, Bildung und Arbeit im digitalen Zeitalter, Demokratie und Teilhabe, Datenschutz und Sicherheit, kulturelles Erbe, eHealth und (soziale) Medien und Öffentlichkeit. Zahlreiche Projekte und Initiativen denken daher aktuelle technische Entwicklungen im Sinne des Digitalen Humanismus weiter. In Wien hat sich bereits ein Netzwerk an Akteur*innen etabliert, die den Digitalen Humanismus vorantreiben.

Vorreiterrolle

Gelebt wird der Digitale Humanismus bereits in der Wienbibliothek im Rathaus: Für ihre Plakatsammlung, die mit 400.000 Plakaten zu den größten der Welt gehört, entwickelt sie mit der TU Wien ein KI-unterstütztes Suchsystem. Auch die Bestände des Wiener Stadt- und Landesarchivs können Antworten auf relevante Fragestellungen liefern. Im Rahmen des Projekts GEMMA 3.0 befasst sich daher das Archiv mit der Frage, welche elektronischen Akten und Daten der Stadt Wien dauerhaft ins digitale Archiv übernommen und somit für künftige Forschungsthemen erhalten bleiben sollen.

Auf dem Weg zu Digitalisierungshauptstadt hat sich Wien auch zum Ziel gesetzt, die technologischen Möglichkeiten von KI im eigenen Wirkungsbereich zu nutzen und gleichzeitig den ethischen Umgang mit dieser Technologie zu forcieren. Als einer der wichtigsten Treiber der Digitalisierung hat KI auf die Stadt Wien in zahlreichen Bereichen spürbaren Einfluss – etwa auf den öffentlichen Verkehr, Gesundheit und Bildung. Daher werden Anwendungen pilotiert und etabliert, die den Menschen Effektivität bringen und das tägliche Leben erleichtern (wie beispielsweise der WienBot). Die Stadt Wien achtet darauf, künstliche Intelligenz stets unter Berücksichtigung von ethischen und moralischen Grundsätzen sowie höchstmöglicher Sicherheit und Wirtschaftlichkeit einzusetzen. Dabei werden im Sinne des Digitalen Humanismus neue Technologien auf Basis der Grundsätze eines wertebasierten und verantwortungsvollen Verwaltungshandelns eingesetzt.

Eine Frau mit Brille arbeitet an einem Computer mit Diagrammen.