WeightWatchers will nicht auf's Gewicht reduziert werden
Kaum eine andere Firma steht so sehr für den Kampf gegen überschüssige Kilos wie WeightWatchers. Am Montag verkündete die US-Firma jedoch eine Abkehr vom puren Fokus aufs Abnehmen. Stattdessen soll das Unternehmen zum Wellness-Anbieter werden, wie Chefin Mindy Grossman mitteilte. Während das Angebot größer wird, wird der Name kürzer: WeightWatchers heißt künftig nur noch WW.
"Wir haben uns immer dazu verpflichtet gefühlt, das beste Programm zum Gewichtsmanagement anzubieten", sagte Grossman. Nun wolle der Konzern sein Angebot breiter aufstellen: "Ob Gewichtsreduzierung, gesunde Ernährung, mehr Bewegung, eine positive Einstellung oder gar alles zusammen". Die US-Talkshow-Legende Oprah Winfrey, seit 2015 Anteilseignerin der Abnehm-Firma, ergänzte: "Die Rolle, die WW im Leben von Menschen spielen kann, geht über eine Anzeige auf einer Waage hinaus."
Punkte gegen Wellness-Angebote tauschen
Mehr als 50 Jahre verdiente WeightWatchers mit Abnehmplänen, Gruppentreffen und dem Verkauf von Lebensmitteln Milliarden. Abnehmende Kundenzahlen, Umsätze und Gewinne machten 2015 aber einen Neubeginn nötig, der mit einem neuen Management gelang. Die Zahl der Kunden weltweit stieg zwischen Juli 2017 und Juni 2018 um gut ein Viertel auf 4,5 Millionen.
Der Aufschwung kam vor allem aus dem Internet. Der größte Teil der Kunden geht heute nicht mehr zu den wöchentlichen Treffen, sondern nutzt WeightWatchers ausschließlich online. Diesen Trend Richtung Netz will WW weiter vorantreiben. Dort hat das Unternehmen aber eine starke Konkurrenz durch andere Abnehm- und Fitnessangebote.
WW will unter anderem ab dem ersten Quartal 2019 ein Bonusprogramm anbieten, das Kunden für das Aufzeichnen von Gewicht, Essen oder die Teilnahme an Workshops belohnt. Sie können die Punkte gegen Produkte und Wellness-Angebote von WW eintauschen.
Außerdem stattet das Unternehmen seine Smartphone-App mit neuen Funktionen aus. So sollen sich künftig Gleichgesinnte leichter über die App verbinden können, je nach gemeinsamen Essgewohnheiten oder Hobbys etwa. Des Weiteren kooperiert WW mit Headspace, einem Anbieter für Meditation.
Keine Vorher-Nachher-Bilder
WW startet zudem ab sofort Anwendungen für die Sprachassistenten von Google und Amazon. Durch Sprachbefehle können die Nutzer Informationen zu einzelnen Mahlzeiten, Rezepten und ihrem persönlichen Fortschritt abrufen und aktualisieren. Schließlich sollen ab Jänner 2019 alle weltweit von WW angebotenen Produkte frei von künstlichen Süßstoffen, Geschmacksverstärkern, Farbzusätzen oder Konservierungsstoffen sein.
Den Körperkult in sozialen Medien wie Instagram, den WeightWatchers lange selbst durch Vorher-Nachher-Bilder seiner Kunden befeuerte, will das Unternehmen nicht mehr mitmachen. Beibehalten will WW hingegen die wöchentlichen Treffen, die künftig "Wellness Workshops" heißen. Eine Preiserhöhung steht laut WW nicht im Raum. Alle bestehenden Preise seien weiterhin gültig.
In Österreich bietet WeightWatchers seit mehr als 40 Jahren Kurse an, derzeit etwa 300 landesweit, und rund 600.000 Mitglieder wurden laut Angaben auf der Homepage bisher betreut. Zudem hat der Österreich-Ableger rund 65.000 Dauermitglieder.
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