(Schwieger-)Mutter im Haus: Chance auf Nachwuchs sinkt

Omi liebt das Enkerl - im gleichen Haushalt ist sie aber auch Konkurrenz.
Laut Wiener Forschern sind die beiden Generationen unter einem Dach eine Art interne Fortpflanzungskonkurrenz.

Frauen bekommen weltweit weniger Kinder, wenn ihre Mütter oder Schwiegermütter im selben Haushalt wohnen, fanden Wiener Forscher heraus. Vor allem junge potenzielle Omis, die selber noch schwanger werden können, seien wohl eine interne Konkurrenz, weil sie möglicherweise lieber eigene Kinder als Enkeln großziehen wollen. Die Studie erschien im Fachmagazin Royal Society Open Science.

Die Forscher um Martin Fieder vom Department für Anthropologie der Universität Wien haben Volkszählungsdaten von zweieinhalb Millionen verheirateten Frauen zwischen 15 und 34 Jahren aus vierzehn Ländern (unter anderem Argentinien, Griechenland, Malawi, Sudan, Thailand, USA, Sambia) analysiert. Die große Mehrheit dieser Frauen leben mit ihrem Mann ohne Mutter oder Schwiegermutter zusammen.

Wie häufig das gemeinsame Wohnen ist

Am seltensten teilen sich Frauen den Haushalt mit der eigenen Mutter in Malawi (0,8 Prozent), am häufigsten in Thailand (17 Prozent). Mit der Schwiegermutter geschieht dies am wenigsten oft in den USA (1,5 Prozent), während im Irak sogar die Mehrheit (53 Prozent) der Frauen in deren Obhut ist. In nur sehr wenigen Fällen (460 von 2,5 Mio.) wohnen sogar beide Mütter bei dem verheirateten Paar.

Bisher nahmen die meisten Evolutionsbiologen an, dass Großmütter ihre Töchter und Schwiegertöchter beim Großziehen der Enkel unterstützen, und dass die jungen Frauen daher mehr Nachwuchs haben. Dies ist aber durchgehend nicht der Fall. Sowohl Mütter wie Schwiegermütter im Haushalt drücken die Fruchtbarkeit der Frauen signifikant, berichten die Forscher. Sie bekommen zwar früher ihr erstes Kind, werden aber von jenen Frauen rasch überholt, die nur mit ihren Ehemännern zusammenleben.

(Schwieger-)Mutter im Haus: Chance auf Nachwuchs sinkt
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Die eigene Mutter hemmt stärker

Der Fertilitäts-hemmende Effekt ist laut Forschern bei der Präsenz der eigenen Mutter stärker ausgeprägt als bei der Schwiegermutter im Haus. "Österreichs Frauen sind zwar nicht in der Studie inkludiert, aber prinzipiell sieht es hier exakt so aus, wie wir bei den anderen Ländern gefunden haben", sagte Fieder im Gespräch mit der APA.

Er vermutet, dass die Mütter und Schwiegermütter für die jungen Frauen eine Konkurrenz um Ressourcen sind. Dabei geht es wohl weniger um die Zeit mit dem Sohn beziehungsweise Partner, sondern um das Kinderkriegen und deren Betreuung. "Wir sehen dies in den Daten vor allem, wenn die Schwiegermütter oder Mütter jünger sind und selber Kinder bekommen können", so der Anthropologe. Dann sei die Konkurrenz wohl am stärksten, weil diese lieber ihre Zeit und Mühe in die Versorgung eigener Kinder stecken als in jene der Enkeln.

In der Fachpublikation sprechen die Forscher noch eine andere Möglichkeit an - nämlich, dass vor allem Schwiegermütter als Aufpasserinnen fungieren könnten, damit ihren Söhnen kein "Kuckuckskind" untergejubelt wird. Denn in solchen Fällen würden die "Enkel" nicht Teile ihres Erbguts tragen. Auch dies könnte die Kinderzahl drücken.

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