Kult-Spielzeug unter Schimmel-Verdacht

In Sophie der Giraffe wurde Schimmel gefunden.
Nachdem eine Mutter Schimmel in der Spielzeuggiraffe fand, stehen Produkt und Hersteller in der Kritik. Das Produkt ist auch in Österreich erhältlich.

Als Dana Chianese den muffigen Geruch des Kauspielzeugs aus Naturkautschukgummi bemerkt, wird sie neugierig. Sie schneidet die Spielzeuggiraffe ihres Sohnes auf und findet: Schimmel. Über ihren Fund im Inneren des Spielzeugs spricht sie daraufhin mit der Online-Plattform goodhousekeeping.com. "Ich habe mich aus Neugier dazu entschlossen Sophie aufzuschneiden und habe ein lebendes Wissenschaftsexperiment darin vorgefunden", sagte die Kinderzahnärztin gegenüber der Plattform. Der Schimmel sei dunkel gefärbt und geruchsintensiv gewesen, so Chianese.

Der Hersteller der Giraffe, die 1961 entwickelt und aktuell von der Firma Vulli hergestellt und weltweit vertrieben wird, mahnt in der Produktbeschreibung zu einer speziellen Pflegeroutine. So solle Sophie nicht komplett in Wasser getaucht, sondern lediglich mit einem feuchten Schwamm, den man zuvor in heißes Seifenwasser taucht, abgeputzt werden. Das Spielzeug hat ein kleines Loch, durch das ein Quietschgeräusch erzeugt wird.

Chianese beteuert unterdessen, sich an die Reinigungsvorschrift gehalten zu haben. "Es tut mir im Herzen weh, dass ich mein Kind monatelang auf einem schimmligen Spielzeug herumkauen ließ", so Chianese. Sie werde künftig keine Kauprodukte mit Loch mehr kaufen oder ihren Patienten derartige Spielzeuge empfehlen.

Bei Sophie la Girafe, so der französische Originalname des Spielzeugs, handelt es sich um ein hohles Spielzeug für Kleinkinder. Die quietschende Giraffe soll die Sinnesentwicklung beim Kind fördern. Das Modell, welches auch in Österreich im Handel erhältlich ist, hat sich in seinem Aussehen seit seiner Erfindung kaum verändert.

Gummi-Giraffe als Gefahr?

Es ist nicht das erste Mal, dass es Kontroversen rund um das Traditionsspielzeug gibt. Auf Amazon, wo man das Produkt online bestellen kann, berichtet eine Konsumentin ebenfalls von Schimmel in der Giraffe. Stephanie Opera, so der Name der Käuferin, schnitt der Giraffe die Beine ab und entdeckte den Schimmelbefall. Ein Beweisbild stellte sie auf Amazon.

2011 kam das deutsche Verbrauchermagazin Öko-Test zu dem Schluss, dass das Produkt "nicht verkehrsfähig" sei. Der Grund: Das Spielzeug gibt weit mehr nitrosierbare Amine ab als in Deutschland zulässig. Nitrosierbare Amine können sich in hochgradig krebserzeugende Nitrosamine umwandeln, wenn sie in den Magen gelangen. Davon sei Öko-Test zufolge auszugehen, denn "Sophie wird ausdrücklich als Spielzeug empfohlen, auf dem Babys kauen können". Auch die französische Verbraucherzeitschrift Que Choisir fand in einem Test nitrosierbare Amine. Der deutsche Grenzwert für den Gehalt von nitrosierbaren Aminen ist geringer, als der von der EU vorgeschriebene Richtwert.

Nach einem langen Rechtsstreit entschlossen sich der Hersteller Vulli beziehungsweise der deutsche Vertrieb im Mai 2012 sämtliche vor dem 20. Dezember 2011 an den Handel ausgelieferten Produkte zurückzurufen. Diese Produkte können dort, wo sie gekauft wurden, gegen Exemplare aus aktueller Produktion umgetauscht werden. Im Dezember 2011 stellte Vulli zudem das Herstellungsverfahren der Sophies so um, dass die strengeren deutschen Grenzwerte sicher eingehalten werden.

Wie gefährlich ist Spielzeugschimmel?

Doch ist der Schimmel im Spielzeug nun wirklich besorgniserregend? Jein, sagen Experten.

Eine Expertin sagte gegenüber care.com, dass Schimmel in Spielzeugen meist kein Grund zur Sorge sei - vorausgesetzt das Kind ist gesund und hat keine Schimmelallergie. Ist dies doch der Fall, kann es zu Atemwegsbeschwerden wie Husten oder juckenden Augen kommen. Kinderärztin Danelle Fisher bestätigt dies im Interview mit dem Magazin Self. Die Gefahr, dass ein schimmliges Spielzeug die Gesundheit des Kindes beeinflusst, sei relativ gering, sogar dann, wenn das Kind den Schimmel isst. Ashanti Woods, Kinderärztin in Baltimore, betont jedoch gegenüber Self, dass der Kontakt mit Schimmel im Kindesalter die Entstehung von Asthma begünstigen kann. Zudem könne Schimmel sehr wohl die Gesundheit des Kindes beeinträchtigen, wie Woods schildert. Husten, Schnupfen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Ausschläge können folgen.

Hersteller reagiert

Der Hersteller hat mittlerweile auf den Bericht reagiert. "'Sophie la Girafe' ist zu 100 Prozent aus Naturkautschuk, daher müssen die Anweisungen genau befolgt werden. Diese sind der Verpackung beigefügt. (...) Wenn Wasser in das Innere des Spielzeugs kommt, kann es beschädigt werden", heißt es im Statement zu den Vorwürfen.

Da man bisher nicht von den betroffenen Konsumentinnen kontaktiert wurde, könne man auch keine präzisen Aussagen darüber treffen. Aber: "Bitte seien Sie gewiss, dass jede Beschwerde sehr ernst genommen wird und dass wir die Produkte zurücknehmen, um der genauen Ursache auf den Grund zu gehen." Die Sicherheit der Kinder und die Zufriedenheit der Eltern sei höchste Priorität.

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