Neujahrsvorsätze als Spiegel unserer selbst

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Wer sich zu viel vornimmt, wird scheitern – entscheidend ist Regelmäßigkeit.

Auch die Meinungsumfragen rund um den Jahreswechsel sind so etwas wie ein Silvester-Ritual geworden. Regelmäßig werden die Vorsätze der Bevölkerung erhoben – und die Antworten lesen sich Jahr für Jahr gleich: mehr Bewegung, gesündere Ernährung, mehr Zeit für die Familie, endlich mit dem Rauchen aufhören.

Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung seien kleine Ziele, weiß die Glücksforscherin Michaela Brohm-Badry. "Lieber zehn Minuten Joggen oder zehn Minuten Vokabel lernen als sich gleich eine Stunde damit beschäftigen wollen." Kleine Veränderungen ließen sich besser in den Alltag integrieren, zum Beispiel, indem man neue Tätigkeiten an altbewährte anhänge (also etwa nach dem Zähneputzen das Instrument üben). "Dadurch initiiert man Verhaltensänderungen."

Perfektionstrieb

Benediktinerabt Notker Wolf widmet sich in seinem aktuellen Buch "Gute Vorsätze" (Randomhouse, 17,50 Euro) der Frage, warum Menschen vor jedem Jahreswechsel über Selbstoptimierung nachdenken: "Vorsätze sind wichtig, weil sie uns auffordern, herauszufinden, was gut und richtig oder schädlich für uns persönlich und für uns alle ist." Aus guten Vorsätzen könne man lernen, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden. "Sie sind der Spiegel, uns selbst ehrlicher zu betrachten. Sie reflektieren unser Leben."

Das Problem sieht der Benediktiner darin, dass gute Vorsätze ("Ich möchte gesünder leben") meist mit kurzfristigem Aktionismus ("Ich möchte möglichst schnell fünf Kilo abnehmen") verwechselt werden. "Im privaten Leben macht sich zunehmend ein Perfektionstrieb bemerkbar. Mit solchen Leistungszielen überfordern wir uns und scheitern letztlich. Wir überfrachten die eigentlich löblichen Vorsätze mit falscher Hektik."

Denn bei Vorsätzen, egal, ob am 1. Jänner oder Mitte des Jahres, zähle in erster Linie Regelmäßigkeit – und nicht Überforderung.

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