Ein Leben ohne Zucker

Isabella Radich verzichtet seit 18 Monaten auf Zucker.
Die Schülerin Isabella Radich beschließt mit 17 Jahren, ohne zuckerhaltige Nahrung zu leben. Jetzt erzählt sie, wie es ihr in diesen 18 Monaten ohne Schoko und Kekse erging.

"Du machst was?", "Wie schaffst du das denn?" Die meisten Menschen sind erstaunt, wenn sie hören, wie ich esse. Mein absoluter Favorit: "Seit 18 Monaten? Also da wäre ich lieber fett und glücklich."

Vielen meiner Freunde und Familienmitglieder ist mein Ernährungsstil schleierhaft. Aber ja – ich esse seit über einem Jahr keinen raffinierten Zucker mehr. Das bedeutet: Ich esse keinen Kuchen, keine Schokolade, keine Gummibären und trinke kein Coca-Cola. Die Frage, mit der ich dabei oft konfrontiert werde, ist: Warum, um Himmels Willen, machst du das?

Der eigentliche Grund für den Verzicht auf Zucker war in meinem Fall das Gewicht. Der Zeiger auf der Waage ist in den vergangenen paar Jahren immer weiter nach oben gewandert – mir gefiel diese Veränderung nicht. Also lautete mein Ultimatum an mich: entweder mehr Bewegung oder die Ernährung muss umgestellt werden. Als Sportmuffel stand die Entscheidung für mich schnell fest: das Ungesunde muss weg. Einfach war das nicht. Die Süßigkeitenliebhaberin in mir machte sich Sorgen, Schwierigkeiten und Heißhungerattacken zu haben. Ich war ja stets ein großer Fan von Desserts, Naschereien und Omas Heißer Schokolade. Statt Entzugserscheinungen traten bei mir jedoch Glücksgefühle ein. Nachdem ich von einem Tag auf den anderen alles verbannt hatte, was normalen Haushaltszucker beinhaltete, fühlte ich mich innerhalb weniger Wochen bereits viel wohler. Meine Haut wurde schöner, die typischen Zucker-Tiefs hörten auf und es stellte sich über den Tag ein angenehmes Wachgefühl ein. Hatte ich im März noch 71 Kilogramm, so blinkte auf der Waage im September die Zahl 59, obwohl meine drei Mahlzeiten am Tag stets gleich geblieben waren und ich wenig bis gar keinen Sport betrieb. Ich begann, viel Obst zu essen und verschiedene Smoothies auszuprobieren. Zum Backen und Süßen verwendete ich Agavensirup, der sogar noch besser schmeckte als normaler Kristallzucker. Je erstaunter meine Freunde und Familie reagierten – "Du machst das noch immer?" –, desto normaler wurde es für mich. Geburtstagskuchen lehnte ich dankend ab, bei Gratis-Zuckerln und Schoko griff ich nicht mehr zu und überzeugte sogar meine Oma, nichts Süßes mehr für mich zu kaufen.

Ein Leben ohne Zucker
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Bitter? Von wegen!

Auch meine Freundin Vivienne Schricker beschloss damals, auf Zucker zu verzichten, nachdem ich ihr davon erzählt hatte. "Ich wollte es ausprobieren, weil es einfach überall drinnen ist und wir gar keine Kontrolle mehr darüber haben. Es hat mich interessiert, ob es möglich ist", erzählt Vivi. Schwierig fand sie, dass der gewöhnliche Haushaltszucker überall enthalten ist, wodurch aufgrund ihres veganen Lebensstils oft kaum etwas zu essen übrig blieb. Deshalb hörte sie mit dem Zuckerverzicht bald wieder auf. Natürlich habe auch ich öfters mit dem Gedanken gespielt, wieder häufiger Zucker zu essen – vor allem nachdem ich mein Wunsch-Gewicht erreicht hatte. Dann bemerkte ich jedoch, dass es mir wesentlich besser geht, seitdem ich keinen Zucker mehr esse – also warum wieder anfangen? Ich lernte neue tolle Rezepte kennen und begann sogar – angespornt durch meine bessere physische Verfassung –, mehr Sport zu machen.

Im Gleichgewicht

Diese Entscheidung, die ich vor 18 Monaten gefällt habe, war eine der besten meines Lebens. Sie scheint radikal, aber es geht dabei nicht um den kompletten Verzicht. Alleine eine Balance zu finden, mit der man sich wohl fühlt und mit gutem Gewissen sagen kann, dass man dem eigenen Körper nur Gutes tut, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Viele denken, ein Leben ohne Donuts und Cupcakes wäre grauenvoll, aber dazu kann ich nur sagen: Es gibt viele Alternativen (siehe links unten) – und etwas, das dem Körper guttut, ist selten so furchtbar, wie es anfangs klingen mag.

Wie Sarah Wilson, die Autorin des New York Times-Bestsellers "I Quit Sugar", passend schreibt: "Es ist Zeit, Ja zum Neinsagen zu sagen." Den Verzicht auf Schokolade und Co. kann man schließlich jederzeit mit einem zuckersüßen Lächeln kompensieren.

Isabella Radich war einen Monat lang Volontärin beim KURIER.

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