Homöopathie bei Kindern: Therapie ohne Nebenwirkungen?

Globuli sind typisch für homöopathische Arzneimittel.
Kinderarzt fordert Arzneimittelprüfung für alle Medikamente, auch Homöopathika.

Auch Kinder und Jugendliche brauchen häufig Medikamente. Allerdings sind die meisten davon ausschließlich bei Erwachsenen in klinischen Studien auf Wirksamkeit und Sicherheit geprüft, folglich auch nur für diese Altersgruppe zugelassen, wie Univ.-Prof. Karl Zwieauer, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, im Rahmen einer Pressekonferenz sagte. Dennoch kommen sie auch bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz. Allerdings fehlten oft altersgerechte Angaben zu Dosierung und Darreichung. Nebenwirkungen sind die Folge.

Gut gegen Befindlichkeitsstörungen

Viele Eltern sind deshalb auf der Suche nach einer Alternative – und finden sie etwa in der Homöopathie. Jeder zweite Österreicher im Alter ab 15 Jahren verwendet innerhalb eines Jahres homöopathische Mittel. „Homöopathika eignen sich gut für die Anwendung durch die Eltern, die ihren Kindern – und sich selbst – bei diversen akuten Befindlichkeitsstörungen helfen wollen“, erläuterte Bettina Baltacis, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde und Homöopathin. Dazu zählten Klassiker wie Bauch- oder Zahnungsbeschwerden, banale Infekte der Atemwege und Ohren. „Aber auch Zustände, für die die Schulmedizin wenig anzubieten hat. Unruhe, Schreien und Schlafprobleme sind gut mit Homöopathie zu behandeln“, so Baltacis. Sie betonte aber auch die Notwendigkeit einer genauen Anamnese und der individuellen Auswahl des jeweiligen Mittels. „Im Akutfall ist das oft nicht möglich und notwendig“, sagte sie ebenfalls. In diesem Fall könnten durchaus homöopathische Komplexmittel aus der Apotheke eingesetzt werden.

Wirksamkeit in klinischen Studien nicht belegt

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Homöopathie-Kritiker meinen allerdings, dass Samuel Hahnemanns Lehren mit modernen naturwissenschaftlichen Medizin nicht nachvollziehbar sind. Die Wirksamkeit der einzelnen Mittel ist in objektiven klinischen Studien nicht belegt, in klinischen Studien an Kindern schon gar nicht. Dieses Manko haben aber auch viele Medikamente aus der modernen Arzneimittelforschung. „Es hat bisher nur wenige Studien gegeben, die mit Kindern durchgeführt wurden. Nur 20 bis 30 Prozent der von der (US-Arzneimittelbehörde; Anm.) FDA zugelassenen Medikamente sind auch für Kinder zugelassen“, sagte Zwiauer. Das bedeutet, dass man im Grunde wenig über Wirkung und Nebenwirkungen sowie über die optimale Dosierung weiß. Die Folge sind deutlich erhöhte Nebenwirkungsraten durch den Off-Label-Gebrauch von „Erwachsenen-Medikamenten“ in der Kinderheilkunde. Die EU schreibt mittlerweile klinische Studien auch mit Kindern für in Zukunft zuzulassende Medikamente vor. Damit wäre aber logischerweise für alle bei Kindern verwendete Arzneien eine entsprechende Prüfung zu verlangen. „Ich fordere für die Homöopathie das gleiche wie für andere Arzneimittel“, forderte Zwieauer. Bettina Baltacis entgegnete daraufhin, dass Homöopathika einen anderen Grad von „Evidenz“ aufweisen würden und sich 200 Jahre lang bewährt hätten.

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