Am Anfang war das Messen

Bekannte Diabetes-Therapien werden laufend verbessert, neue befinden sich in der klinischen Testphase.
Der Weg zu einer gut behandelbaren Krankheit war ein langer: Blutzucker messen, Insulin spritzen und Medikamente stehen für viele Diabetes-Patienten jetzt auf der Tagesordnung. Auf welche Fortschritte in der Therapie sie schon bald hoffen können.

Diabetes und seine Langzeitfolgen beinträchtigen das Leben von Millionen Menschen weltweit – Tendenz drastisch steigend. Die Forschung bringt viele neue Ansätze, die Mut zur Hoffnung machen. Das gilt für beide Formen, Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Dabei ist es noch gar nicht allzu lange her, da kam die Diagnose noch einem Todesurteil gleich.

Als Patienten mit einem unstillbaren Durst und starkem Harndrang den britischen Mediziner Thomas Willis aufsuchten und wenig später starben, stand er vor einem Rätsel. Willis machte aber 1675 durch eine ungewöhnliche Methode eine wichtige Entdeckung: Er stellte fest, dass der Urin der Patienten süß schmeckte.

Selbst lange nach Willis Tod war dies noch ein gängiges Diagnosemittel. Erst John Konrad Brunner ebnete den Weg zur Behandlung. Nachdem er Hunden die Bauchspeicheldrüse entfernt hatte, lebten die Tiere nach der Operation zwar weiter, wiesen aber seltsame Symptome auf. Sie hörten nicht mehr auf zu trinken und ließen ständig Wasser. Diese Beobachtung machte ihn zum Entdecker des durch eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse ausgelösten Diabetes.

Der große Durchbruch

Erst mehr als 200 Jahre später gelang dem Chirurgen Frederik Banting und seinem Assistenten Charles Best der große Durchbruch in der Diabetestherapie: die Entdeckung des Insulins. Die Mediziner schafften es, das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse eines Hundes zu extrahieren. 1922 bekam schließlich der erste Diabetes-Patient eine Insulininjektion. Die Erkrankung galt von nun an nicht mehr als sicheres Todesurteil für die Betroffenen.

Ein Jahr später begann die industrielle Produktion von Insulin in Amerika. In den 50er Jahren entwickelte sich mit steigendem Wohlstand und Globalisierung eine neue Form des Diabetes: Solomon Berson und Rosalyn Yalow stellten fest, dass ein Teil der Menschen mit Diabetes noch Insulin produziert, während das blutzuckersenkende Hormon bei anderen gänzlich fehlt. Darauf geht Unterscheidung des Diabetes in Typ-1 und Typ-2, wie wir sie heute kennen, zurück.

Einzug der Technologie

Womit die meisten Diabetiker heute nicht mehr das Haus verlassen, wurde erst 1970 erfunden: ein Gerät zum selbstständigen Messen des Blutzuckers. Damit wurde die Optimierung des Zuckerstoffwechsels um einiges erleichtert. Auch die Herstellung von Humaninsulin bedeutete eine merkliche Verbesserung in der Diabetestherapie. Dieses gentechnologisch hergestellte Insulin hat die tierischen Insuline im Laufe der achtziger Jahre größtenteils verdrängt.

Am Anfang war das Messen
Diabetes

Insulin-Pen

Die gängigsten Behandlungen bei einem Typ-1-Diabetes ist derzeit die intensivierte Insulintherapie. Dabei kommen schnell- und lang wirkende Insuline zum Einsatz, die mit Hilfe eines Pens vom Patienten eigenhändig injiziert werden. So soll möglichst versucht werden, die Bauchspeicheldrüse einer gesunden Person nachzuahmen. Der Körper braucht einen gewissen Tagesbedarf an Insulin, unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Durch das tägliche Injizieren des lang wirkenden Insulins, wird dieser zur Verfügung gestellt. Beim Essen kommt das schnell wirkende Insulin zum Einsatz. Wie viel injiziert werden muss, kommt darauf an, wie viele Broteinheiten (12 g Kohlenhydrate = eine Broteinheit) der Betroffene zu sich nimmt. Damit werden übermäßig hohe Blutzuckeranstiege nach dem Essen vermieden.

Am Anfang war das Messen
Diabetes

Diese Form der Therapie verlangt eine regelmäßige Blutzuckermessung. Durch einen Stich in den Finger und mithilfe eines kleinen Blutzuckermessgeräts und entsprechenden Sensorstreifen kann der Zuckergehalt im Blut gemessen werden. Diabetiker stechen sich knapp 1460 Mal im Jahr, bis heute lässt sich das durch keine Alternativen ersetzen.

Pumpe

Seit 1981 gibt es auch Insulinpumpen, über die der Patient mit Insulin versorgt wird. Die Pumpe wird meist am Gürtel befestigt und ist mit einem kleinen Katheter am Bauch mit dem Körper verbunden. Dadurch entfällt das teilweise schmerzhafte Spritzen mit dem Pen. Der Grundbedarf an Insulin wird bei dieser Pumpe in kleinen Mengen rund um die Uhr abgegeben. Vor den Mahlzeiten wird die gewünschte Menge an schnell wirkendem Insulin per Knopfdruck freigegeben.

Typ-2-Diabetes

Der Typ-2-Diabetes hingegen lässt sich oft mit Medikamenten, einer Diät und Bewegung in den Griff kriegen. Da bei vielen Betroffenen Übergewicht und Bewegungsmangel die Auslöser der Krankheit sind, muss bei den Medikamenten darauf geachtet werden, dass diese eben jene Faktoren nicht noch verschlimmern. Eines der bis heute am häufigsten verwendeten Antidiabetika ist Metformin. Es senkt den Blutzuckerwert und kann sich darüber hinaus positiv auf das Gewicht des Patienten auswirken. Ist der Blutzucker des Betroffenen schlecht eingestellt, kann auch hier die Behandlung mit Insulin infrage kommen. Das regelmäßige Blutzuckermessen bleibt auch den Typ-2-Diabetikern nicht erspart.

- Christopher Ferner

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