Wenn der Pizzabote zu oft klingelt

Ab und zu eine üppig belegte Pizza ist ok, wenn auch regelmäßig Gemüse auf den Tisch kommt.
Die Antwort auf die Frage ist einfach: gesund, ausgewogen und abwechslungsreich. Genau wie Menschen ohne Diabetes. Ein paar Details gibt es aber dennoch zu beachten.

Es kommt darauf von welchem Diabetiker-Typ man spricht", antwortet die Diätologin Elisabeth Pail auf die Frage, ob Diabetiker und Diabetikerinnen eine spezielle Ernährungsweise einhalten müssten. Typ-1 Diabetiker würden in der Regel in recht jungem Alter erkranken und seien in der Regel schlank. Bei Typ-2 Diabetiker sei häufig schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und daraus resultierendes Übergewicht die Ursache der Erkrankung. In solchen Fällen ist besonders auf die Ernährung zu achten um etwa eine empfohlene Gewichtsreduktion zu erzielen. Generell gilt aber: "So etwas wie eine Diabetiker-Diät gibt es nicht. Für Diabetiker gelten dieselben Ernährungsempfehlungen, wie auch für Menschen, die nicht von der Krankheit betroffen sind."

Zucker ist nicht gleich Zucker

Wenngleich prinzipiell alle Nahrungsmittel erlaubt sind, sollten Diabetiker aber einige Dinge beachten. Maximal zehn Prozent der täglichen Kalorienmenge sollten als Zucker und dieser wiederum nicht in isolierter Form zugeführt werden, um zu hohe Blutzuckerspiegel zu vermeiden. Von speziellen Nahrungsmitteln für Diabetiker rät sie aber ab. Oft enthalten die Produkte größere Mengen Fett und daher mehr Kalorien, mehr künstliche Aromen und häufig auch Fructose. Dieser lässt den Blutzuckerspiegel langsamer und weniger stark ansteigen als etwa Kristall- oder Traubenzucker. Um den Fruchtzucker abzubauen brauchen insulinpflichtige Diabetiker daher weniger Insulin. Untersuchungen zeigen aber, dass Fructose als Süßungsmittel (etwa in Fertigprodukten, Softdrinks und Lebensmitteln für Diabetiker) stärker als andere Zucker die Gewichtszunahme begünstigt. Der weltweite Anstieg des Fructose-Verzehrs gilt neben hoher Fettzufuhr und Abnahme der körperlichen Aktivität als wahrscheinliche Ursache für Adipositas und das metabolisches Syndrom (gemeinsames Auftreten von Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Insulinresistenz). Der natürlich in Obst vorkommende Fruchtzucker ist dagegen unproblematisch. In Deutschland wurde daher bereits 2010 ein Verbot der Diabetiker-Lebensmittel beschlossen. "Viele Diabetiker greifen im Glauben sich damit etwas Gutes zu tun zu diesen Produkten. Es gibt aber keinen Grund sie zu verwenden. Sie sind teurer und bringen keinen Vorteil", resümiert Pail.

Wenn der Pizzabote zu oft klingelt
Pail

Was soll ich essen?

Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich manche Lebensmittel als regelrechte Zucker-Fallen. Vor allem Softdrinks sollten aufgrund des hohen Zucker- und damit auch Kalorien-Gehalts gemieden werden. Selbst "Wellness-Drinks", die mit Wohlbefinden und implizit mit Gesundheit werben, enthalten vergleichsweise hohe Mengen an Zucker. Neben offensichtlichen Zuckerbomben wie Süßigkeiten weisen aber auch viele Lebensmittel, bei denen man das nicht sofort vermuten würden, große Mengen an "süßen" Kohlenhydraten auf: Müsli-Mischungen, Frucht-Joghurt, Buttermilch- und Molke-Produkte sowie viele Fertiggerichte. Häufig werde, so Pail, auch der Zuckergehalt von Obst unterschätzt. Früchte enthalten nicht nur viele Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch einen nicht zu unterschätzenden Gehalt an Zucker. Besonders hoch ist dieser bei Weintrauben, Zwetschken und Bananen. Beerenfrüchte haben hingegen deutlich weniger Zucker. Daher sollte man maximal zwei bis drei Portionen täglich verzehren. "Generell empfiehlt es sich Lebensmittel zu konsumieren, die den Blutzucker-Spiegel langsamer ansteigen lassen. Das heißt stark zuckerhaltige Lebensmittel und weißes Mehl zu vermeiden oder nur in kleinen Mengen zu verzehren und eher auf ballaststoffreiche Nahrungsmittel zu setzen", sagt Pail. Die meisten Ballaststoffe sind Vielfachzucker. Das bedeutet, sie sind entweder un- oder nur langsam verdaulich. Der Blutzuckerspiegel steigt und sinkt daher auch weniger rasch, wodurch das Sättigungsgefühl länger anhält. Vielfachzucker sind vor allem in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse enthalten – Lebensmittel also, die auch reich an Vitaminen und Mineralstoffen sind.

Alkohol und Zigaretten

Zigaretten haben zwar weder Kalorien noch Kohlenhydrate, sollten aber dennoch von Diabetiker gemieden werden: "Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko an Herzkreislauferkrankungen zu erkranken. Nikotin ist ein zusätzlicher Risikofaktor", erklärt Pail. Ähnliches gilt für den Konsum von Alkohol: Für diesen gelten bei Diabetiker dieselben Gefahren wie für Nicht-Diabetiker: toxische Wirkung auf das zentrale und periphere Nervensystem, die Leber und andere Organe, Alkoholismus und erhöhtes Krebsrisiko beim regelmäßigen Konsum größerer Mengen. "Bei Insulin-pflichtigen Diabetiker kann ein hoher Alkoholkonsum Hypoglykämie verursachen. Die Leber ist mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt und kann daher keinen Zucker produzieren", erörtert die Diätologin. Sie empfiehlt daher einen moderaten Umgang mi Alkohol, lieber leichte Spritzer als Wein zu trinken und vor dem Schlafengehen noch den Blutzucker zu kontrollieren und gegebenenfalls noch etwas zu essen, um einer Unterzuckerung während des Schlafs vorzubeugen. Typ-2-Diabetiker die häufig mit Übergewicht zu kämpfen haben, sollten auch aufgrund des Kaloriengehalts Alkohol nur in Maßen genießen – ein halber Liter Bier hat zum Beispiel etwa 220 Kalorien. Auch wenn es im Volksmund heißt, dass drei Bier auch eine Mahlzeit seien, sollte man im Sinne einer ausgewogenen Ernährung lieber zu gesünderen Alternativen greifen.

- Werner Sturmberger

Was sind Broteinheiten?

Ein Schnitzel mit 150 Gramm hat rund 550 Kalorien und schlägt sich mit einer Broteinheit zu Buche. Eine Portion Gemüsestrudel hat weniger Kalorien aber trotzdem 2,5 Broteinheiten. Denn die Einheit bezieht sich nicht auf den gesamten Kaloriengehalt eines Lebensmittels, sondern beschreibt lediglich die Menge enthaltener Kohlehydrate. Eine Einheit entspricht 12 Gramm Kohlehydraten. Da die Kohlenhydrate den Blutzucker ansteigen lassen, muss eine entsprechende Menge Insulin verabreicht werden, um ihn wieder zu senken. Die Broteinheiten dienen Diabetikern, die auf eine Insulin-Ersatz-Therapie angewiesen sind, als Schätzhilfe.

Der Glykämischer Index

Broteinheiten unterscheiden nicht zwischen unterschiedlichen Kohlehydraten und ihren Wirkungsweisen: Einfachzucker (Traubenzucker, Fructose) und zweifach Zucker (Kristallzucker, Laktose) lassen den Blutzuckerspiegel rasch und stark ansteigen. Hingegen müssen Vielfach-Zucker wie etwa Stärke erst aufgespalten werden und können daher langsamer verstoffwechselt werden. Wie schnell der Blutzucker steigt, verrät der sogenannte Glykämische Index: Traubenzucker (Glucose) dient dabei als Referenzwert (100), da dieser am schnellsten ins Blut gelangt. Fructose ist zwar ebenfalls ein Einfachzucker hat aber nur einen Wert von 50 – der Blutzucker steigt nur halb so stark und rasch. Ein Wert von 0 würde dementsprechend keinen Anstieg bedeuten. Einen niedrigen glykämischen Index haben zum Beispiel Vollkornprodukte und Gemüse, hoch ist er dagegen bei Weißmehlprodukte.

Vielfalt am Teller

Wie viel Energie dem Körper täglich zugeführt werden sollte, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: von Größe und Gewicht, Alter und körperlicher Aktivität einer Person. Generell lässt sich aber sagen, dass die tägliche Nahrung aus 10 bis 15 Prozent Eiweiß, 30 Prozent Fett und 45 bis 60 Prozent Kohlenhydraten bestehen sollte. Innerhalb dieses Rahmens ist es problemlos möglich ausgewogen und auch abwechslungsreich zu essen. Hält man ihn ein, beugt man gleichzeitig auch potentiellen Mangelerscheinungen vor. Dabei sollte auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr nicht vergessen werden: 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag gelten als sinnvoll.

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