Über die Krankheit zu reden, hilft

Ferien- und Schulungscamps für Kinder und Jugendliche mit Diabetes.
Eine Vielzahl an freiwillig organisierten Gruppen kümmert sich um Anliegen von Diabetikern.

Wir arbeiten in ganz Österreich und bieten Informationen und Unterstützung für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker an. Außerdem gibt es Gruppen, die sich auf bestimmte Themenbereiche spezialisiert haben, wie zum Beispiel Kinder und Jugendliche oder Insulinpumpen", sagt Anna Mayer, Bundesvorsitzendes der Österreichischen Diabetikervereinigung (ÖDV). Österreichweit sind aktuell 50 Selbsthilfegruppen in der ÖDV organisiert, die darüber hinaus acht Beratungsstellen unterhält.

Neben der Organisation und Unterstützung der Selbsthilfegruppen, bildet Schulung und Bereitstellung Diabetes-spezifischer Information einen weiteren Schwerpunkt. Beides erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Diabetesberatern und Diätologen. Ziel ist es, das Selbstmanagement von Diabetikern zu unterstützen, um deren Lebensqualität zu verbessern und leidvolle sowie kostenintensive Diabetes-Folgeschäden abzuwenden.

Interessensvertretung der Diabetiker

Nach außen tritt der der Verein als Interessenvertretung auf. Im Moment arbeitet man an der einheitlichen Umsetzung einer Vereinbarung der Sozialversicherungsträger, um allen Diabetikern, abhängig von der jeweiligen Therapie, bundesweit die gleiche Menge an Blutzuckermessstreifen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig engagiert man sich für die Ausweitung des Behandlungsprogramms "Therapie aktiv – Typ-2-Diabetes im Griff".

Als aktuell größte Herausforderung des Vereins beschreibt Anna Mayer dessen Finanzierung. Dies umso mehr, als die Mitgliedszahlen des Vereins rückläufig sind, obgleich die Angebote stark nachgefragt werden. Da es in Österreich noch immer keine Rehabilitation für Kinder und Jugendliche gäbe, seien die Schulungscamps, Schiwochen und Familienschulungen für die Betroffenen quasi alternativlos. "Sowohl die Organisations- und Verwaltungskosten, als auch die stets steigenden Unterbringungskosten bei den Camps stellen uns jedes Jahr vor eine große Herausforderung. Unsere Mitarbeiter arbeiten hauptsächlich ehrenamtlich, trotzdem entstehen Kosten für Organisation und Verwaltung, die durch Mitgliedsbeiträge nur teilfinanziert werden können", erklärt die Bundesvorsitzende.

Orientierungshilfe

Selbsthilfegruppen haben aufgrund ihrer Erfahrung für Betroffene und Angehörige eine starke Wegweiser-Funktion: "Die Schulungs- und Beratungstätigkeit der einzelnen Gruppen trägt auch zu einer Kostenersparnis für das gesamte Gesundheitssystem bei. Besser geschulte und informierte Patienten brauchen viel weniger Spitalsaufenthalte", so Otto Spranger, Vorsitzender des Medizinischen Selbsthilfezentrums Wien. Das senke die Behandlungskosten und steigere wiederum die Lebensqualität. Ein Ersatz für eine professionelle medizinische Betreuung sind die Gruppen dennoch nicht: "Selbsthilfegruppen ersetzen nicht den Arzt. Sie ergänzen viel eher die medizinische Betreuung, indem sie Raum schaffen, Probleme, Ängste und Hoffnungen der Gruppe darzulegen. Und das ist ein ganz wesentlicher Punkt: darüber reden hilft."

Auch im Internet sind Betreuungsangebote zu finden, ein Gütesiegel für solche Online-Angebote gibt es aber noch nicht: "Viele Foren vertreten auch handfeste geschäftliche Interessen und es werden Dinge kolportiert, die jenseits von Gut und Böse liegen", warnt Spranger. Bei den Internet-Auftritten eingetragener Selbsthilfegruppe, sollte es meist keine Bedenken geben.

Außerdem erscheint ab 16.12.2015 das DIABETES-Magazin

Im KURIER Magazin „DIABETES“ informiert die Redaktion auf 128 Seiten umfassend über alle Aspekte der neuen Volkskrankheit. Betroffene, etwa Olympiasieger Matthias Steiner, erzählen, wie sie mit Diabetes weiter voll im Leben stehen. Mediziner geben Betroffenen und deren Familien wertvolle Tipps für den Umfang mit Diabetes. Ab 16.12. im Zeitschriftenhandel.

Wenn Sie mehr zu Fachbegriffen, zum Krankheitsverlauf oder zu den neuesten Behandlungsmethoden wissen wollen, einfach Ihre Fragen hier absenden. Unsere Diabetes-Expertinnen und –Experten werden sie umgehend beantworten. Die Antworten werden gesammelt einmal pro Woche hier veröffentlicht.

Kommentare