Warum falsches Essen Kinder krank macht

Wegen der schädlichen Wirkung von zu viel Zucker in Nahrungsmitteln und Softdrinks wollen britische Ärzte eine „Zuckersteuer“ durchsetzen.
Patienten werden immer jünger und Übergewicht gilt fast immer als Hauptverursacher.

In den USA erreichte der besorgniserregende Trend seinen Gipfel: Ein dreijähriges Mädchen ist dort an Typ-2-Diabetes erkrankt und hat damit den traurigen Rekord aufgestellt, die jüngste Patientin aller Zeiten zu sein. Dass Betroffene immer jünger werden, ist jedoch nicht nur ein Phänomen der USA. Auch hierzulande erkranken jährlich Kinder an dieser Form der Stoffwechselkrankheit. Die Bezeichnung Altersdiabetes hat als Synonym für diese Form des Diabetes schon lange ausgedient. Der Hauptverursacher dafür ist ein ungesunder Lebensstil.

"Insgesamt werden Kinder und Jugendliche immer früher und immer häufiger übergewichtig. Das liegt besonders an einer verringerten körperlichen Aktivität und einer energiereichen Nahrungszufuhr", meint Professor Dirk Müller-Wieland, Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Aber auch die höher gewordene Aufmerksamkeit auf das Thema Diabetes, habe die Zahl der Diagnosen steigen lassen.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sieht die Lebensmittelindustrie dabei in der Mitschuld. In der Kritik stehen insbesondere an Kinder gerichtete Marketingmaßnahmen für ernährungsphysiologisch unausgewogene Lebensmittel. 281 Produkte wurden in einer Studie untersucht, 90 Prozent waren keine ausgewogenen Kinderlebensmittel nach den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation ( WHO). Gerade einmal 29 Produkte im Test dürften nach den Kriterien der WHO-Experten überhaupt an Kinder vermarktet werden. Und das, obwohl sich die Hersteller im sogenannten "EU Pledge" zu einem verantwortungsvollen Marketing verpflichtet haben. Die meisten Produkte seien keine Lebensmittel, sondern schlichtweg Süßigkeiten: "Marketing für ,Kinderlebensmittel’ muss per Gesetz eingedämmt werden, sonst werden wir die Welle der Fehlernährung und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen nicht stoppen", fordert Doktor Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft.

Britische Ärzte haben bereits eine Zucker-Steuer vorgeschlagen, gleichzeitig sollen die Preise für gesunde Lebensmittel gesenkt werden. Auch in der US-Stadt San Francisco formt sich Widerstand gegen die Industrie: Hier will man auf Werbeanzeigen für Softdrinks vor den Folgen eines überhöhten Zuckerkonsums warnen. Für den Beschluss, die süßen Limonaden mit einer Zusatzsteuer zu belegen, fehlte im vergangenen Jahr aber die erforderliche Zweidrittelmehrheit. In Österreich sind zuckerhaltige Getränke mit 20 Prozent Umsatzsteuer besteuert – im Unterschied zu Wasser, Mineralwasser oder Milch. Obst und Gemüse haben einen Steuersatz von zehn Prozent und in der Direktvermarktung (gekauft direkt beim Bauern) von sieben Prozent. "Sie sind also steuerlich besser gestellt als Softdrinks", heißt es aus dem Bundesministerium für Gesundheit auf Anfrage, und weiter: "Zusätzlich wird Volksschülerinnen und -schülern mit dem Schulfruchtprogramm Obst und Gemüse in der Schule gratis zugänglich gemacht."

Auch wenn Zucker in hohen Maßen ungesund ist und zu Komplikationen wie Fettleibigkeit, Karies und Diabetes führen kann, heißt das nicht, dass Kinder komplett auf ihn verzichten müssen. "Viel wichtiger ist es, den Kindern ein Gefühl für richtige Mengen zu geben. Sie müssen wissen, was gesund und was ungesund ist", rät Müller-Wieland. Treppensteigen statt mit dem Aufzug zu fahren, zu Fuß gehen statt die Kinder mit dem Auto herumzukutschieren sind Umstellungen, die bereits hilfreich sein können. Ein weiterer maßgeblicher Faktor in der Diabetes-Prävention ist darüber hinaus das Verhalten der Eltern. "Diese müssen für ihre Kinder durch einen insgesamt gesunden Lebensstil mit gutem Beispiel vorangehen. Das bedeutet also auch für Eltern eine energieärmere, ballaststoffreiche Ernährung, viel Bewegung und möglichst das Rauchen vor den Kindern zu vermeiden", warnt Müller-Wieland.

- Christopher Ferner

Grundsätzlich gilt: in Maßen genießen. Lieber eine Rippe Schokolade genüsslich verspeisen, als die gesamte Tafel zu verschlingen. Doch wenn sich Kinder etwas in den Kopf gesetzt haben, können sie richtig hartnäckig sein. Was gibt man anstelle von …

  • Fruchtjoghurt – Naturjoghurt mit frischen Früchten
  • Cola – selbst gemachter Eistee mit Honig
  • Chips – Kerne, ungesalzene und ungeröstete Nüsse
  • allerlei Süßigkeiten – Schokolade mit hohem Kakaoanteil
  • Vollmilchschokolade – Zartbitterschokolade
  • Weißbrot – Vollkornbrot
  • Cornflakes – selbst gemachtes Müsli aus Kernen, Nüssen und Obst
  • Haushaltszucker – Honig

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