Blick in die Zukunft

 
Die Insulin-Impfung soll Diabetes Typ-1 verhindern.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören für Personen mit einem Typ-2-Diabetes zu den gefürchteten Langzeitkomplikationen. Eine Studie der European Association for the Study of Diabetes gab daher Grund zur Freude: Das Medikament Empagliflozin schützt demnach neben der blutzuckersenkenden Wirkung auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil der Blutdruck gesenkt wird. Zudem entsteht ein Kalorienverlust, was eine Gewichtsabnahme für den Patienten bedeutet. Die Ergebnisse der Studie seien laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft eine "maßgeblichen Änderung" in der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Darüber hinaus sind derzeit über 200 Medikamente in der Forschungsphase.

Künstliche Bauchspeicheldrüse

"Ein sehr großer Fortschritt, der meiner Meinung nach in absehbarer Zeit kommen wird, ist die künstliche Bauchspeicheldrüse in Form einer selbstregulierenden Pumpe", sagt Dirk Müller-Wieland, Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Dabei würde der Glucosegehalt automatisch und kontinuierlich gemessen. Diese Informationen würden dann über die entsprechende Technologie an die Pumpe gekoppelt werden, welche die Insulindosis von alleine anpassen würde. Damit hätte man zum ersten Mal ein fast geschlossenes System. Derzeit wird noch getestet wie sicher das System ist und ob es tatsächlich auch besser funktioniert, als die eigenhändige Insulinabgabe. "Die Forschung ist da allerdings schon sehr weit und die Ergebnisse scheinen vielversprechend zu sein. Ich denke, dass dieses System in den nächsten zwei Jahren zur Verfügung stehen könnte", so Müller-Wieland.

Blick in die Zukunft
Medtronic

Was es schon gibt sind CGM-Geräte, die den Glukosewert über einen Sensor im Unterhautfettgewebe am Arm oder am Bauch ständig messen können. Doch sie gelten eher als Ergänzung zur herkömmlichen Blutzuckermessung, da die Messung nicht in Echtzeit passiert. Auch Insulinpumpen die an ein CGM-Gerät gekoppelt sind, sind bereits erhältlich. Marktführer in Österreich ist dabei Medtronic. Die neueste Pumpe des Unternehmens (Minimed 640g) kann eine halbe Stunde im Voraus berechnen, wann der Blutzucker zu fallen droht und die Insulinabgabe daraufhin automatisch anhalten. Auch können inhalative Insuline Diabetikern das Leben zukünftig erleichtern. In den USA sind diese bereits zugelassen. Gerade wenn zwischendurch eine zusätzliche Dosis Insulin gebraucht wird, könnte man die Injektion mittels einer Nadel umgehen.

Ein ganz neues Konzept ist das "Smart-Insuline": Dabei wird eine Dosis Insulin injiziert, die als Depot dienen würde. Es wäre an einen Träger gebunden, aus dem das Insulin dann nur glucoseabhängig freigesetzt werden. Sprich nur dann, wenn es gebraucht wird. Gleichzeitig würde dieser Träger wieder gebunden und reguliert werden, sollte der Blutzucker nach unten gehen. Die "Smart-Insuline" steckt allerdings noch in der Entwicklung. Vielversprechend scheint die Forschung an einem sogenannten Bio-Reaktor. An der Technischen Universität Dresden ist es Forschenden vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung gelungen, einen Typ-1-Patienten zehn Monate lang mit Insulin aus einem implantierten Bio-Reaktor zu versorgen. In dieser Kapsel befinden sich gespendete Betazellen, die den Körper je nach Bedarf automatisch mit Insulin versorgen. Eine spezielle Membran schützt die Zellen vor Angriffen des Immunsystems. Eine Folgestudie mit mehr Patienten ist zusammen mit dem King's College London geplant und soll in Kürze starten.

Nicht nur in der Diabetestherapie sondern auch in der Präventionsarbeit gibt es Fortschritte. Forscher vom Helmholtz Zentrum München und vom Paul-Langerhans-Institut Dresden gemeinsam mit internationalen Kooperationspartnern konnten durch orale Gabe von Insulin eine positive Auswirkung bei Kindern mit erhöhtem Diabetesrisiko erzeugen. Das Insulin wurde den Kindern prophylaktisch als Impfstoff zu einem Zeitpunkt verabreicht, an dem sie noch keine Autoimmunreaktion entwickelt hatten. Dabei traten keine unerwünschten Nebenwirkungen wie Unterzuckerung auf. Ziel dieser "Insulin-Impfung" ist, eine Immuntoleranz gegen körpereigene Proteine zu entwickeln. Dadurch soll eine Autoimmunreaktion, die zum Typ-1-Diabetes führen kann, verhindert werden. "Diese Impfung wäre für Kinder denkbar, die Vorbedingungen, wie zum Beispiel genetische Aspekte, zur Entwicklung eines Typ-1-Diabetes erfüllen", erklärt Martin Hrabě de Angelis vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung. In der Nachfolgestudie soll nun getestet werden, ob sich dieser Effekt mit oralem Insulin bei Kleinkindern bestätigen lässt. Typ-1-Diabetes könnte so dauerhaft verhindert werden.

- Christopher Ferner

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