Was tun im Notfall?

Ein Diabetes-Management könnte die Behandlungszeit im Spital senken.
Unter- oder Überzuckerungen stellen eine Notfallsituation dar. So reagiert man richtig.

Diabetes ist eine Stoffwechselkrankheit, bei der man zwischen Typ-1 und Typ-2 unterscheidet. Auch wenn es zwei völlig unterschiedliche Krankheitsbilder sind, haben sie ein gemeinsames Problem: einen erhöhten Blutzucker. Das Hormon Insulin hat die Aufgabe, im Körper Zucker in die Zellen zu bringen, damit er dort in Energie umgewandelt werden kann. Bei Diabetes ist dieser Ablauf gestört. Sei es, dass der Körper gar kein Insulin bildet (Typ 1), oder, dass er dagegen resistent geworden ist (Typ 2). Entsprechende Therapien ermöglichen Betroffenen jedoch ein beschwerdefreies Leben zu führen. Trotzdem kann es passieren, dass der Stoffwechsel entgleist. Entweder ist dann zu wenig Zucker im Körper, etwa weil Medikamente zu hoch dosiert wurden, die betreffende Person zu intensiv Sport betrieben oder zu wenig gegessen hat. Oder es ist zu viel Zucker vorhanden, weil sie vergessen hat, Medikamente einzunehmen oder den Ernährungsplan nicht eingehalten hat. So kommt es zu einer Über- oder Unterzuckerung.

Eine Unterzuckerung wird auch als Hypoglykämie oder "Hypo" bezeichnet. Fällt die Blutzuckerkonzentration weiter ab, kann es zu einem hypoglykämischen Schock mit Orientierungslosigkeit, Lähmungserscheinungen, Krampfanfall und Bewusstlosigkeit kommen. Eine Überzuckerung nennt man in der Fachsprache Hyperglykämie. Symptome sind unter anderem Erbrechen, Bauchschmerzen, Bewusstseinstrübung und Acetongeruch in der Atemluft. Unbehandelt kann der Betroffene in ein diabetisches Koma verfallen. Schnelles Reagieren ist deswegen wichtig.

Was tun im Notfall?

Notruf wählen

"Für die Erste Hilfe ist es unbedeutend, ob der Zuckerspiegel zu hoch oder zu niedrig ist. Die Maßnahmen sind dieselben", so Harald Hertz, Chefarzt des Wiener Roten Kreuzes. Einen Unterschied gibt es bei Unterzuckerung aber doch: Wenn die betroffene Person bei Bewusstsein ist, gibt man ihr Traubenzucker zu essen oder Fruchtsaft zu trinken. Dies kann helfen, eine Bewusstlosigkeit zu verhindern. Ist sie aber schon bewusstlos, sollte man das auf keinen Fall mehr tun, weil die Gefahr von Verschlucken besteht. Nachdem man den Betroffenen in die stabile Seitenlage gebracht hat, muss der Notruf (☎144) verständigt werden. Woher man weiß, ob es sich um einen Diabetes-Patienten handelt, wenn man ihn schon bewusstlos vorfindet? Die meisten Diabetiker tragen einen Diabetikerausweis mit sich.

In den Erste-Hilfe-Kursen des Roten Kreuzes wird das Thema Diabetes im Zuge der "akuten Notfälle" durchgenommen, sodass die Teilnehmer eine mögliche Blutzuckerentgleisung erkennen und über die Erste-Hilfe-Maßnahmen Bescheid wissen. Auch in der Aus- und Fortbildung von Pflege- und Heimhelfern nimmt Diabetes einen wichtigen Teil ein. "Wir geben dem Thema Diabetes in der Aus- und Weiterbildung einen großen Stellenwert. Damit tragen wir zur Bewusstseinsbildung und Prävention bei. Das ist uns sehr wichtig, daher weisen wir im Dialog mit unseren Klienten immer wieder darauf hin", so Karin Daubek, Leiterin des Ausbildungszentrums des Wiener Roten Kreuzes.

- Magdalena Meergraf

Neue Untersuchungen zeigen, dass Diabetes die Liegezeiten im Spital um fast zwei Tage verlängert. Die Behandlungskosten stiegen laut Studien, vorgestellt von der American Diabetes Association, zugleich um 17 Prozent. Ein Diabetes-Management, wie es in Deutschland von Kliniken mit dem Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ angeboten wird, könnte nach Einschätzung der Deutschen Diabetes Gesellschaft ( DDG), die Behandlungsergebnisse verbessern und einen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit leisten.

Sie messen bei jedem Patienten zu Beginn den Blutzucker. „Patienten mit Diabetes sind häufig gar nicht als solche bekannt. Sie werden wegen ihrer Diabetes-Komplikationen behandelt, aber Diabetes wird nicht von Anfang an mitbehandelt“, so DDG-Präsident Baptist Gallwitz. Es benötige diabetesqualifiziertes Personal auf allen Stationen, um eine schnelle Blutzuckernormalisierung zu erreichen.

Ein solches Zertifikat gibt es in Österreich nicht. Auf Anfrage im Gesundheitsministerium wurde auf das Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ für Typ-2-Diabetiker hingewiesen. Es soll die Qualität der Betreuung und des Behandlungsablaufes bei der Versorgung vor allem im niedergelassenen Bereich verbessern.

In der Diabetes-Schulung lernt man, seine Erkrankung gut zu managen. Das beinhaltet eine gesunde Lebensführung, regelmäßige Stoffwechselkontrollen und den richtigen Umgang mit Medikamenten, auch in besonderen Situationen wie auf Reisen oder bei Krankheit.

Bei Diabetes Typ-1 ist es besonders wichtig, den Kohlenhydratanteil in der Nahrung sehr genau abschätzen zu können und die Insulindosen genau anzupassen. Bei Diabetes Typ-2 geht es darum, Überernährung zu vermeiden und die Medikamente richtig einzusetzen. Die Schulung richtet sich außerdem nach dem Lebensalter des Patienten. Für Angehörige empfiehlt sich ein Erste-Hilfe-Kurs, um im Notfall richtig und schnell handeln zu können.

Wenn Sie mehr zu Fachbegriffen, zum Krankheitsverlauf oder zu den neuesten Behandlungsmethoden wissen wollen, einfach Ihre Fragen hier absenden. Unsere Diabetes-Expertinnen und –Experten werden sie umgehend beantworten. Die Antworten werden gesammelt einmal pro Woche hier veröffentlicht.

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