Das sagt Ihr Befund

Musterbefund Labor Endler
Welche Laborwerte für die Diabetes-Diagnose wichtig sind.

Der Vorgang ist bewährte Routine. Liegt ein Verdacht auf Diabetes vor, wird eine Blutabnahme angeordnet, um die für die Diagnose wichtigen Werte zu ermitteln. Die sind den Patienten zu Beginn oft unverständlich. Die genaue Interpretation liegt selbstverständlich beim behandelnden Arzt. Wenn ein einzelner Wert von der Norm abweicht, muss das nicht gleich etwas Schlimmes bedeuten. Die Werte können durch verschiedene Faktoren, wie Alter, bereits bestehenden Erkrankungen und Medikamenten, beeinflusst werden. "Wir Ärzte sind besonders gefordert, dass bereits leicht erhöhte Blutzuckerwerte unsere Aufmerksamkeit bekommen", sagt Christian Schelkshorn, Diabetes-Spezialist und Leiter der I. Medizinischen Abteilung im Krankenhaus Stockerau.

Bei einem erhöhten Nüchternblutzucker (>100 mg/dl) wird auch ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt. Dazu trinkt man 75 Gramm Glukose mit 250-350 ml Wasser, nach zwei Stunden wird der Blutwert bestimmt. Sowohl ein hoher Nüchternwert (>126 mg/dl) als auch ein erhöhter 2-Stunden-Wert (>200 mg/dl) sprechen für das Vorliegen eines Diabetes. Bei werdenden Müttern wird dieser Test ebenfalls durchgeführt, denn während der Schwangerschaft kann ein sogenannter Gestationsdiabetes auftreten, der aber meist direkt nach der Entbindung auch wieder verschwindet.

Für Diabetiker ist vor allem der sogenannte HbA1c-Wert wichtig. Je höher die Blutzuckerwerte und je länger sie erhöht bleiben, desto mehr HbA1c entsteht. Dieser Wert wird an den roten Blutkörperchen gemessen, die kontinuierlich ab- und wieder aufgebaut werden. Dieser Wechsel passiert alle acht Wochen. Macht man die Untersuchungen alle drei Monate, erhält man einen repräsentativen Wert, der die aktuelle Situation widerspiegelt.

"Mir ist wichtig, dass wir von Zielbereichen sprechen und nicht von Zielwerten. Der Zucker ist eine dynamische Größe. Ein guter HbA1c muss individuell vom Patienten mit dem betreuenden Team oder Arzt besprochen werden. Realistische Zielbereiche müssen vereinbart und angesteuert werden", so Schelkshorn. Diese kann man im Rahmen der Therapieentwicklung anpassen.

Bei einer schon bestehenden Krankheit helfen die Laborwerte auch den Verlauf und die Therapie der Erkrankung zu beurteilen. Typ-2-Diabetiker benötigen bei einem HbA1c unter 6,5 keine medikamentöse Intervention, jedoch wird der Wert laufend evaluiert. Steigt er an, müssen Medikamente eingesetzt werden. Zusätzlich werden Cholesterin, Niere und Schilddrüse im Auge behalten.

Lebensstilberatung und Schulung hängen laut Österreichischer Diabetes Gesellschaft (ÖDG) mit einer Verbesserung der Werte zusammen. Sie stehen deswegen am Anfang der Therapiemaßnahmen für Patienten mit Typ-2-Diabetes.

Die ÖDG hat gemeinsam mit Diabetologen und auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse eigene Leitlinien festgelegt. Sie sind unter www.oedg.org abrufbar. Nach deren Vorlage wurden die Werte des Musterlaborbefunds erklärt.

- Magdalena Meergraf

Das sagt Ihr Befund
Musterbefund Labor Endler

  1. Nüchternglukose wird bei jeder Gesunden- und Routinelaboruntersuchung erhoben. Der Wert gibt den Zuckergehalt im Blut an. Er gilt erhöht, wenn er mehr als 100 mg/dl ausmacht, jedoch weniger als 125 mg/dl. Manifester Diabetes lässt sich bei einem Wert, der an zwei verschiedenen Tagen höher als 126 mg/dl gemessen wird, diagnostizieren.
  2. Insulin bringt Zucker im Blut in die Körperzellen. Dies verhindert ein starkes Ansteigen der Blutzuckerwerte. Der orale Glukosetoleranztest zeigt, ob dieser Mechanismus gestört ist. Zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung von 75 Gramm Glukose in 250-350 ml Wasser soll der Wert nicht höher sein als 140 mg/dl. Ein Verdacht auf Diabetes bestätigt sich bei einem Wert von mehr als 200 mg/dl.
  3. Der HbA1c-Wert erlaubt einen Rückschluss auf die Blutzuckereinstellung der letzten drei Monate. Er ist die primäre Richtgröße der Stoffwechselkontrolle und der wichtigste Wert für Diabetiker. Je länger die Blutzuckerwerte erhöht bleiben, desto mehr HbA1c entsteht. Er sollte im Regelfall nicht mehr als 6,5 Prozent betragen. Die Zielwerte sind aber möglichst individuell an den Patienten anzupassen.
  4. Cholesterin erfüllt wichtige Funktionen im Körper und wird vor allem in der Leber gebildet. Schädlich ist es erst dann, wenn zu viel von der zu den Fetten zählenden Substanz im Blut ist. Es erhöht das Risiko für eine Arterienverkalkung und damit für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Primäres Ziel wäre, einen Wert unter 200 mg/dl zu erreichen, weniger als 150 mg/dl wären optimal.

Wenn Sie mehr zu Fachbegriffen, zum Krankheitsverlauf oder zu den neuesten Behandlungsmethoden wissen wollen, einfach Ihre Fragen hier absenden. Unsere Diabetes-Expertinnen und –Experten werden sie umgehend beantworten. Die Antworten werden gesammelt einmal pro Woche hier veröffentlicht.

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