Diabetes ist eine Weltkrankheit

Diabetes ist eine Weltkrankheit
Die Diagnose Diabetes bedeutet für einen Großteil der Weltbevölkerung kein Todesurteil mehr. Experten beobachten aber mit Sorge den stetigen Anstieg der Diabetiker-Zahlen.

Die Häufigkeit von Diabetes mellitus, im Volksmund auch "Zuckerkrankheit" genannt, nimmt weltweit zu. Laut der Internationalen Diabetes Vereinigung gibt es weltweit bereits 387 Millionen Menschen, die mit der Krankheit leben – in Österreich sind es 645.000 Menschen.

Bei Diabetes handelt es sich um eine chronische Störung des Stoffwechsels. Grundlegend daran beteiligt sind das Hormon Insulin und der Einfachzucker Glukose, ein lebenswichtiger Nährstoff der Körperzellen. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und ist zuständig für den Transport von Glukose in die Zellen.

Funktioniert dies nicht, kommt es zu Diabetes. Dabei unterscheidet man zwei Formen: Etwa 40 Millionen weltweit haben Typ-1-Diabetes, eine Autoimmunerkrankung, die zu Insulinmangel führt. 360 Millionen Menschen haben Typ-2-Diabetes, der Insulinresistenz zur Ursache hat, meist verursacht durch einen Mix aus schlechter Ernährung und wenig Bewegung oder durch genetische Bedingungen.

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Spätfolgen

Unterschätzt sollte die Stoffwechselerkrankung nicht werden. Denn bei unentdeckter Erkrankung können schwerwiegende Spätfolgen auftreten, darunter Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen und Erblindung. Das bleibt von vielen Patienten vorerst unbemerkt, und genau darin liegt die Gefahr. Im schlimmsten Fall endet der unbehandelte Diabetes tödlich. In Österreich stirbt alle 50 Minuten ein Mensch an den Folgen des Diabetes, das sind rund 10.000 Menschen pro Jahr. Durch eine Früherkennung und rechtzeitige Behandlung können die Spätfolgen bei beiden Diabetes-Formen verringert werden. Und obwohl Diabetes eine chronische, unheilbare Krankheit ist, bleibt durch eine gute medikamentöse Behandlung die Lebensqualität des Betroffenen erhalten. Insulin ist beinahe überall erhältlich und auch die Forschung führt zu immer mehr neuen Therapiemöglichkeiten.

Typ-1-Diabetes betrifft meist junge Menschen. In Österreich haben 30.000 Menschen diese Form der Stoffwechselerkrankung. Eine Ursache kann zum Beispiel eine Infektion in der Vergangenheit sein. Wie es dazu kommt: Nahrung spaltet sich bei der Verdauung in Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate auf – aus Letzteren kommt der meiste Zucker. Gleichzeitig wird in der Bauchspeicheldrüse Insulin produziert, es ist das Schlüsselhormon im Zuckerstoffwechsel. Es öffnet die Zellen im Körper für den Zuckerbaustein Glukose, den wichtigsten Energieträger im menschlichen Körper. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen des Körpers zerstört. Das Hormon muss deswegen immer von außen zugeführt werden, sonst kann der Körper Zucker aus der Nahrung nicht in Energie umwandeln. Entweder man benutzt dazu einen Insulin Pen (Spritze) oder eine Insulinpumpe. Man muss so nachstellen, was der gesunde Körper automatisch macht. Blutzuckermessen gehört deswegen zum Alltag eines Diabetikers.

Typ-2-Diabetes

Bei Typ-2-Diabetes sieht die Situation etwas anders aus. Durch den Wohlstand in den vergangenen Jahrzehnten steigerte sich das Risiko für ernährungsbedingten Diabetes. Die chronisch süße und fettreiche Ernährung der Gegenwart, Bewegungsmangel, Rauchen und Bluthochdruck haben den Typ-2-Diabetes zu einer Massenerkrankung gemacht. Früher nannte man ihn auch "Alterszucker", inzwischen erkranken schon Vorschulkinder. Wie es dazu kommt: Durch den erhöhten Körperfettanteil sprechen die Zellen immer weniger auf das Insulin an und Glukose staut sich in der Blutbahn. Die Bauchspeicheldrüse produziert daraufhin mehr Insulin, bis sie erschöpft. Circa 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Betroffene tragen zwar oft einen großen Teil Eigenverantwortung, es ist aber auch bewiesen, dass Erbgut den Krankheitsverlauf beeinflusst. Im Frühstadium lässt sich der Blutzucker durch einen gesunden Lebensstil und Gewichtsreduktion relativ einfach normalisieren. Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, werden Diabetes-Medikamente in Tablettenform notwendig und in letzter Konsequenz auch Insulin.

Prognose

Experten prognostizieren einen Anstieg der Diabetes-Fälle. Dabei ist in Mitteleuropa die Zahl der Diabetiker seit 1998 bereits um 40 Prozent gestiegen: 52 Millionen sind es jetzt. Schätzungen zufolge dürfte die Zahl bis 2035 auf 69 Millionen steigen. Das hat auch Folgen für das Gesundheitssystem. Die Kosten eines Menschen mit Diabetes liegen laut Österreichischer Diabetes Gesellschaft je nach Vorhandensein von Folgekrankheiten um 30 bis 400 Prozent über jenen eines Nicht-Diabetikers. Die direkten Kosten des Diabetes in Österreich werden auf 4,8 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt – mit steigender Tendenz.

- Magdalena Meergraf

Diabetes ist eine Weltkrankheit

Wenn eine Krankheit in Österreich auf dem Vormarsch ist, dann Diabetes. Die Zahl der Diabetiker, vor allem bei jenen Personen, die an Diabetes Typ 2 leiden, hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 20 Prozent auf heute 645.000 Patientinnen und Patienten erhöht. Der Grund: zu wenig Bewegung und die falsche, weil viel zu einseitige, zucker- und kohlehydratreiche Ernährung. Gemeinsam mit führenden Diabetes-Spezialistinnen und -spezialisten aus Österreich, Deutschland und den USA haben meine Kollegin Magdalena Meergraf und die Redaktion ein fünfteiliges Gesundheitsextra zum Thema Diabetes gestaltet, welches Sie bis zum kommenden Freitag umfassend über die neue Volkskrankheit informiert.

Betroffene erhalten kompetente Informationen über neue Behandlungsmethoden und psychologische Hilfe im Alltag. Diabetiker, zum Beispiel der Gewichtheber und Olympiasieger Matthias Steiner, sagen, wie Sie mit Diabetes ein erfülltes und positives Leben führen. Eltern erhalten Tipps, wie sie vermeiden, ihr Kind durch falsche Ernährung schon in jungen Jahren unabsichtlich zum künftigen Diabetiker zu konditionieren.

Diabetes ist heute kein Todesurteil, sondern eine Erkrankung, mit der sich bei richtiger Behandlung ein erfülltes Leben nahezu ohne Beeinträchtigungen führen lässt. In vielen Fällen lässt sich aber die Diabetesgefahr durch einfache Änderungen im persönlichen Lebensstil ganz ohne viel Verzicht und Aufwand senken.

Sämtliche Storys und Informationen der DIABETES-Woche erscheinen übrigens in einem eigenen Farbmagazin, welches Sie ab dem 16. 12. im gut sortierten Zeitschriftenhandel finden. Ich wünsche Ihnen eine spannende und gesundheitsfördernde Lektüre.

Herzlichst, Ihr Christian Neuhold

Diabetes ist eine Weltkrankheit
Ricardo Herrgott

Wenn Sie mehr zu Fachbegriffen, zum Krankheitsverlauf oder zu den neuesten Behandlungsmethoden wissen wollen, einfach Ihre Fragen hier absenden. Unsere Diabetes-Expertinnen und –Experten werden sie umgehend beantworten. Die Antworten werden gesammelt einmal pro Woche hier veröffentlicht.

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