Autismus: "Schaffst du es bis zum Ende?"

Ungewohnte Sinneseindrücke verursachen bei Autisten oft Stressreaktionen.
Ein Video der National Autistic Society zeigt die Welt durch die Augen eines autistischen Kindes.

Laute Schritte, schrille Stimmen, ungewohnte Geräusche: Ein Gang durchs Einkaufszentrum ist für die meisten Menschen etwas ganz Alltägliches. Die Flut an Sinneseindrücken kann bei Autisten jedoch Stressreaktionen hervorrufen. Mit einem Video will die britische Autismus-Gesellschaft darauf aufmerksam machen.

Das Video "Can you make it to the end" ("Schaffst du es bis zum Ende?"), welches als Teilprojekt der Kampagne Too Much Information der National Autistic Society produziert wurde, zeigt, wie das Treiben in einem Einkaufszentrum für ein autistisches Kind zur Qual werden kann.

Was bleibt sind die skeptischen, urteilenden Blicke der Menschen, die kein Verständnis für das scheinbar ungehorsame Kind aufbringen können. "Ich bin nicht ungezogen, ich bin Autist", sagt Alex Marshall, Hauptdarsteller des Films und selbst Autist, am Ende – und bringt damit das mangelnde Bewusstsein der Öffentlichkeit zum Ausdruck.

Irreführend

Neben Lob muss die Autismus-Gesellschaft auch Kritik für den Kurzfilm einstecken. So wird auf Youtube bemängelt, dass das Video eine einseitige Darstellung der Erkrankung liefert. Demnach handle es sich bei Autismus um eine Entwicklungsstörung, die viele Formen und Ausprägungen annehmen kann. Eine Reduktion auf die dargestellte Panikreaktion in öffentlichen Räumen sei nicht angebracht, so der Tenor.

Was ist Autismus?

Laut der Autistenhilfe Österreich handelt es sich bei Autismus um "eine Entwicklungsstörung, die Auswirkungen darauf hat, wie sich eine Person verhält, kommuniziert, mit anderen Menschen in Beziehung tritt und die Umwelt wahrnimmt". Autismus wird oft auch als Informations- und Wahrnehmungsverarbeitungsstörung bezeichnet. Dieser Begriff verdeutlicht, dass Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) Informationen, die sie in der Umwelt wahrnehmen, auf andere Art und Weise verarbeiten.

Internationalen Schätzungen zufolge ist ungefähr ein Prozent der Gesamtbevölkerung eines Landes von einer Autismus-Spektrum-Störung betroffen. Für Österreich sind bislang keine exakten Häufigkeitszahlen vorhanden und es können nur die internationalen Schätzungen herangezogen werden. Anhand dieser Daten kann man davon ausgehen, dass in Österreich ca. 87.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störung leben. Es sind viel mehr Jungen beziehungsweise Männer als Mädchen und Frauen betroffen.

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