Kellnerin verärgert: "Gen Z gibt einfach kein Trinkgeld mehr"

Geben junge Leute kein Trinkgeld mehr? Hier gibt es Antworten.
Eine Kellnerin hat auf TikTok ihrem Ärger über die jüngeren Generationen Luft gemacht. Dabei wirft sie vor allem der Gen Z vor, wenig bis gar kein Trinkgeld zu geben. Doch was ist dran an den Vorwürfen? KURIER Trend Hub hat sich dem Thema angenommen und mit drei jungen Menschen gesprochen.
Gen Z unter Beschuss: "Finde ich respektlos"
Konkret wirft die Kellnerin der Generation Z vor, geizig zu sein und kein Trinkgeld zu geben. "Sowas macht mich sauer. Das finde ich schon respektlos", schildert sie auf TikTok. Ihrer Meinung nach verstehen viele junge Gäste nicht, wie anstrengend der Job ist und wie sehr Trinkgeld zur Motivation beiträgt. "Der Grund, warum Menschen in der Gastro arbeiten, ist das Trinkgeld. Ansonsten könnten die sich doch einen ganz einfachen Minijob beim Bäcker oder Rewe suchen".
Um eines vorweg festzuhalten: In Österreich ist die Trinkgeldkultur nach wie vor stark verankert: Laut einer Studie der Hotelvereinigung (ÖHV) mit 1.000 Befragten geben rund 72 % der Österreicher oft Trinkgeld, 26 % zumindest gelegentlich und nur 2 % nie. Die Frage, die sich in Anbetracht der Vorwürfe gegenüber Jungen ergibt, bezieht sich daher auf die Altersverteilung. Und hierbei zeigt sich zumindest international ein relativ eindeutiges Bild.
Verschiedene Untersuchungen legen nahe, dass vor allem jüngere Erwachsene tendenziell weniger Trinkgeld geben:
- Eine Studie der Finanztechnologie-Plattform Adyen fand heraus, dass 22,1 % der Gen Z in Deutschland überhaupt kein Trinkgeld geben.
- Eine Umfrage von Talker Research ergab, dass 74 % der Generation Z in den USA auf Trinkgeld verzichten, wenn der Service schlecht ist, was deutlich mehr ist als in älteren Generationen.
Das sagt Gen Z zu den Vorwürfen
In Österreich gibt es keine spezifische Studie, die sich auf bestimmte Altersgruppen und ihr Trinkgeld-Verhalten konzentriert. Um ein Stimmungsbild zu erheben, hat die Kurier-Trend-Hub-Redaktion mit drei Mitgliedern der Gen Z gesprochen.
- Die 23-jährige Sara muss dabei oft auf Trinkgeld verzichten: "Wenn ich mit Freund:innen essen gehe und das Budget knapp ist, fällt Trinkgeld oft klein aus. Wenn es ein besonderer Anlass ist, kann ich großzügiger sein".
- Der 24-jährige Student Julian sieht dies folgendermaßen: "Ich finde es sinnvoll, Trinkgeld zu geben, wenn jemand extra aufmerksam war. Aber ich verdiene nicht viel – 5 % reichen mir oft."
- Laura (24) fühlt sich dabei oft unter Druck gesetzt: "Wenn beim Bezahlen gleich 10 % vorgeschlagen werden, fühle ich mich gedrängt – ich möchte lieber selbst entscheiden."
Weniger Trinkgeld von Jungen: Das können Gründe sein
Dass Junge vorsätzlich kein Trinkgeld geben möchten, wird durch obige Stimmen wohl entkräftet. Trotzdem gibt es bestimmte Bedingungen, die die Trinkgeld-Situation heutzutage verschärfen. Maßgeblich hierzu trägt die finanziellen Belastungen der letzten Jahre bei: Eine deutsche Lightspeed-Studie 2025 zeigt, dass finanzielle Belastung und Inflation die Trinkgeldbereitschaft verringern. Gerade Gen Z oder Menschen mit Teilzeitjobs geben seltener Trinkgeld, wenn das Budget knapp ist.
Unsicherheit bei Trinkgeldgabe
Eine Untersuchung der Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS) zeigt auch, dass 47,3 % der Befragten unsicher sind, wie viel Trinkgeld angemessen ist – eine Unsicherheit, die besonders mit dem digitalen Wandel einhergeht. Bei kontaktlosen Zahlungen erscheinen beim Bezahlen häufig voreingestellte Trinkgeldoptionen (z. B. 5 %, 10 %, 15 %). Viele Gäste, besonders junge Menschen, fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt: Sie wissen nicht genau, was ausgewählt werden soll und geben dann oft gar kein Trinkgeld.
Manche sehen Trinkgeld aber auch nicht mehr als moralische Pflicht, sondern primär als Wertschätzung; wenn der Service nicht außergewöhnlich ist, wird weniger gegeben.
Kommentare