"Text mit Jesus": Ebnet diese KI-App den Weg zur Erleuchtung?

Screenshot: Text mit Jesus
User und Userinnen können in der App "Text mit Jesus" mit Bibelfiguren kommunizieren und geistlichen "Rat" einholen.

Künstliche Intelligenz (KI) zieht immer mehr in unseren Alltag ein. Egal ob Bildung, Arbeit oder Freizeit – KI-Programme sind kaum mehr wegzudenken. KI-Apps sollen jetzt wohl auch dabei helfen, eine engere Beziehung zu Gott zu pflegen. Das will zumindest "Text with Jesus" (Text mit Jesus) ermöglichen. 

Chatten mit Jesus

Die Chat-App verspricht, dass User und Userinnen mit Bibelfiguren kommunizieren können. Dabei kann man beispielsweise in der "heiligen Familie" zwischen Jesus, Josef und Maria wählen. Auch die zwölf Apostel stehen zum Chatten zur Verfügung, genauso wie die drei Erzengel Gabriel, Michael und Raphael. 

Auf der Webseite heißt es: "Benutzer können durch ihre Gespräche Trost, Führung und Inspiration finden. Die App ist ein Werkzeug zur Reflexion und zum Lernen, kein Ersatz für Gebet oder persönlichen Glauben." 

Selbsttest: Wie funktioniert die App?

Um die Applikation zu nutzen, muss man ein Profil erstellen, dass man beispielsweise mit dem Google-Konto verknüpfen kann. "Text mit Jesus" ist in acht Sprachen verfügbar. Neben Deutsch und Englisch werden auch Chats in Griechisch, Portugiesisch oder Polnisch angeboten. 

Danach kann man seine Glaubensrichtung aussuchen, um mit den KI-Figuren zu kommunizieren. Dabei können User und Userinnen zwischen 32 Bekenntnissen wählen. Neben römisch-katholisch und evangelisch finden sich unter anderem folgende Optionen:

  • Presbyterianische Kirche
  • Episkopalkirche
  • Lutherische Kirche - Missouri Synod
  • Anglikanisch
  • Zeugen Jehovas
  • Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Die App erklärt zur Auswahl der Glaubensrichtung: "Dies steuert die Antworten der KI so, dass sie sich an lhre Lehren und Überzeugungen halten. Dies beeinflusst auch die Art des spirituellen Beraters, der Ihnen zur Verfügung steht." Sogenannte "Anbetungswerkzeuge" wie der Tagesvers oder Gebetsbegleiter sollen zusätzlich Unterstützung für den Glauben bieten. 

Screenshot: Text mit Jesus

Auf die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, antwortet die App mit "Ja" und mehreren Bibelzitaten. 

Chatten mit Jesus

Nach der schnellen Einrichtung kann man sich einen bestimmten Charakter aussuchen, mit dem man sprechen möchte. Vor jedem Chat mit der KI bekommt man folgenden Hinweis: "Dieser A.I. Chatbot liefert Antworten basierend auf verfügbaren Daten. Interpretationen und Genauigkeit können variieren."

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Das sagt KI-Jesus

Im Selbsttest (Glaubensrichtung: römisch-katholisch) wollte der KURIER von Jesus wissen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Die KI antwortete mit: "Ja, es gibt ein Leben nach dem Tod - ich habe den Tod überwunden und verheiße ewiges Leben denen, die an mich glauben. Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben."

Screenshot: Text mit Jesus

KURIER wollte wissen, was Petrus auf die Frage "Gibt es Himmel und Hölle?" antwortet. 

Fragt man Petrus beispielsweise, ob es einen Himmel oder eine Hölle gibt, antwortet die KI: "Ja - nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift und der Lehre der Kirche gibt es sowohl das ewige Leben bei Gott als auch die ewige Trennung von Gott (Hölle). Jesus sagt klar: 'Matthäus 25:46 'Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe; die Gerechten aber in das ewige Leben.'" Es folgt anschließend noch ein weiteres Bibelzitat aus Matthäus 25:46 und Johannes 14:2.

Kann man auch mit Satan chatten? 

  • Nicht alle Bibelcharaktere sind freigeschaltet: Einige Konversationen, wie beispielsweise mit allen drein Erzengeln, oder dem Apostel Judas kann man nur im Premium-Abo führen.
  • NBC berichtete am 14. November, dass in der bezahlten Version auch ein Chat mit Satan möglich sei. Laut dem Selbsttest (20. November) ist jedoch keine Kontaktaufnahme mit Luzifer in der App möglich – diese Bibelfigur wird nicht mehr angezeigt.
  • Dieses kostet 5,49 Euro im Monat oder 54,99 Euro jährlich. Wer einmalig 99,99 Euro investiert, kann die Applikation sogar ohne zeitliche Begrenzung im Premium-Abo nutzen. 
Screenshot: Text mit Jesus

Beichten in der App? Die KI rät, eine Kirche aufzurufen. 

Kann man in der App beichten?

Als sogenannter Seelsorger steht ein katholischer KI-Priester zur "Verfügung". KURIER hat gefragt, ob man eine Beichte in der App ablegen kann. Auf die Frage kam folgender Rat: "Die katholische Beichte (das Sakrament der Buße) erfordert: aufrichtige Reue (Reue des Herzens), das klare Bekenntnis der schwerwiegenden Sünden vor einem Priester, die Bereitschaft zur Wiedergutmachung und den Empfang der Lossprechung durch den Priester. Am besten gehst du zu einer Beichtgelegenheit in deiner Pfarrei oder vereinbarst einen Termin mit einem Priester; viele Gemeinden haben fixe Beichtzeiten oder bieten einen anonymen Beichtstand an. 🙏"  

Zusätzlich bietet der KI-Priester Hilfe zur Vorbereitung an in Form eines generierten Beichtspiegels, Beispielakts der Reue oder einer generellen Formulierung an. 

Kritik an KI-Apps und -Geistlichen

Im Netz wird nicht nur "Text mit Jesus", sondern auch vielen anderen Applikationen "Gotteslästerung" vorgeworfen. Auf TikTok erklärte User @theafterparty111 bereits 2023, dass man von solchen Religions-Apps mit Künstlicher Intelligenz lieber die Finger lassen sollte. "Man spricht mit einem falschen Gott", erklärte der Nutzer. "Konzentriere dich auf deine Bibel." 

Pastor James Martin erklärte gegenüber ABC News, dass prinzipiell die Apps nichts Verwerfliches seien, weil sie vor allem Bibelzitate wiedergeben. "Wenn dir das hilft, dich mehr mit Jesus verbunden zu fühlen, dann ist das in Ordnung. Solange dir bewusst ist, dass du nicht mit dem echten Jesus kommunizierst."  

Auch Pastor Ken Weliever erklärte in einem Essay für The PreachersWord, dass er einfach die "Bibel aufschlagen und selbst darin lesen" würde. Der Geistliche bezweifelt, wie akkurat ein KI-gestützter "Jesus" jemals sein könne. 

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