Wird KI immer menschlicher? Neues Programm verblüfft Experten

Trotz höheren Ausgaben für KI-Forschung
Deutsche Wissenschafter haben in einer Studie mit ihrer neuen Künstlichen Intelligenz geschafft, menschliche Verhaltensweisen zu simulieren.

Wissenschafter des Helmholtz Institute for Human-Centered AI haben eine Künstliche Intelligenz (KI) namens Centaur entwickelt, die menschliches Verhalten in nahezu jedem psychologischen Experiment präzise vorhersagen kann. Ihre Studienergebnisse wurden in dem Fachjournal Nature veröffentlicht. 

Was steckt hinter der KI Centaur? 

Die Forscher und Forscherinnen erklären in ihrem Paper, dass ihr Computermodell Centaur, das menschliches Verhalten in vielen verschiedenen Situationen vorhersagen sowie simulieren kann.

  • Die KI wurde mithilfe des Programms Psych-101, das die Daten von mehr als 60.000 Probanden und Probandinnen beinhaltet, trainiert.
  • Die ausgewerteten Versuchspersonen haben bei über 160 Experimenten zu Themen wie Entscheidungsfindung, Gedächtnis, und Lernspiele mitgemacht. Dabei haben sie über zehn Millionen Entscheidungen getroffen. Die Verhaltensmuster sind nun auch in der neuen KI gespeichert.
  • Psych-101 wurde von dem Team um Studienleiter Marcel Binz speziell für das Training des KI-Modells zusammengestellt. Der gesamte Trainingsprozess dauerte nur fünf Tage.

"Centaur erfasst nicht nur das Verhalten zurückgehaltener Teilnehmer besser als bestehende kognitive Modelle, sondern lässt sich auch auf bisher unbekannte Tarngeschichten, strukturelle Aufgabenmodifikationen und völlig neue Bereiche verallgemeinern", heißt es im Fachjournal Nature weiter. 

KI überzeugte in Simulation

Das Expertenteam testete das neue Programm und entdeckte, dass "Centaur, das Verhalten von Teilnehmern, die nicht Teil der Trainingsdaten sind, in fast jedem Experiment besser vorhersagt als bestehende kognitive Modelle." Die KI könne die Vorhersagen auf Experimente übertragen, was in einem Test zu Vorschein kam. 

Centaur bekam die Aufgabe, eine menschliche Entscheidung, in einer simulierten Weltraummission vorherzusagen. Die Wissenschafter und -schafterinnen bauten jedoch einen Twist ein: Die Mission wurde mittendrin ein Abenteuer mit einem fliegenden Teppich. Zwar gab es im Trainingstool Psych-101 bereits ein durchgeführtes Experiment mit einer Mission im All, jedoch keine, die einen fliegenden Teppich inkludiert. Trotz dieser "fehlenden" Informationen, war die KI in der Lage, menschliches Verhalten im Teppich-Experiment zu simulieren. Das zeigt, dass die KI menschliches Verhalten nicht nur in bekannten Aufgaben vorhersagen kann, sondern auch in neuen Situationen, die es nie zuvor "gesehen" hat. 

Programm funktionierte trotz "fehlender Informationen"

Centaurs interne Abläufe hatten sich stärker an die menschliche Gehirnaktivität angepasst, obwohl die KI nie explizit auf neuronale Daten trainiert worden war. Als das Expertenteam die internen Zustände der Künstlichen Intelligenz mit Gehirnscans von Menschen verglichen, die dieselben Aufgaben ausführten, stellten sie stärkere Korrelationen fest als beim ursprünglichen, untrainierten Modell.

Laut den Experten und Expertinnen habe das Erlernen der Vorhersage menschlichen Verhalten die KI dazu gezwungen, interne Repräsentationen zu entwickeln, die die tatsächliche Informationsverarbeitung unseres Gehirns widerspiegeln. Centaur hat im Wesentlichen Aspekte der menschlichen Kognition durch das studieren unserer Entscheidungen nachgebaut. 

Hilfe für zukünftige Analysen

"Wir haben ein Werkzeug geschaffen, das erlaubt, menschliches Verhalten in beliebigen sprachlich beschriebenen Situationen vorherzusagen – wie ein virtuelles Versuchslabor", sagte Studienleiter Marcel Binz in einer Presseaussendung. Das Programm könnte in Zukunft vor allem in der Gesundheitsforschung nützlich sein. So könnte man durch Centaur besser nachvollziehen, wie Menschen mit unterschiedlichen psychischen Belastungen Entscheidungen (Depressionen, Angststörungen) treffen. 

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