Radioaktiver schwarzer Pilz in Tschernobyl? Bild sorgt für Aufruhr

Schwarzer Pilz in Reaktor in Tschernobyl: Was steckt dahinter?
Ein dunkler riesiger radioaktiver Pilz soll im Inneren der Sperrzone von Tschernobyl wachsen - das behauptet zumindest ein Bild, das derzeit im Netz kursiert. Die Aufnahme des vermeintlichen Strahlen-Pilzes lässt zahlreiche Menschen erschaudern, aber ist das Szenario wirklich echt?

Ist der schwarze Pilz in Tschernobyl echt? Das steckt dahinter.
Was genau ist zu sehen?
Ein TikTok-Clip zeigt einen dramatischen Pilzfund in Reaktor 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Der Myzet, in der Fachsprache auch "Cladosporium sphaerospermum" genannt, wächst angeblich an einer Wand mitten im zerstörten Reaktorkern. In der Video-Unterschrift wird behauptet, dass sich der Pilz von der vorherrschenden Strahlung ernährt und deshalb rasant wächst.
Bild ist Fake: Pilz gibt es aber wirklich
Das Bild im viralen TikTok-Video wurde jedoch bereits als KI-generiert und damit als Fälschung entlarvt, weil leicht verzogene und inkonsistente Muster im Beton vorhanden sind und die Originalquelle fehlt. Klar ist, dass aufgrund von dramatischer Musik und schneller Schnitte Panik erzeugt werden sollte, weshalb das Video in ursprünglicher Form auch nicht mehr vorhanden ist. Der Pilz ist nämlich kein neuer Fund, Forscher entdeckten ihn bereits einige Jahre nach der Katastrophe in Tschernobyl.
Pilz "ernährt" sich von Strahlung
Ein Forschungsteam veröffentlichte 2007 in der Zeitschrift PLOS ONE dann erstmals einen ausführlichen Forschungsbericht zum sogenannten Cladosporium sphaerospermum. Es wurde festgestellt, dass dieser in hoch radioaktiven Umgebungen schneller wächst als unter normalen Bedingungen. Der Biologe Scott Travers schreibt in Forbes, dass er sich an ein Strahlungslevel angepasst hat, das für nahezu alle anderen Lebensformen tödlich wäre. Er übersteht zudem extreme Kälte, starke Säureeinflüsse und hohe Salzkonzentrationen – und gedeiht trotzdem.
Einsatz in Forschung
Diese Robustheit macht den Pilz zu einem spannenden Objekt für die Wissenschaft. So wurde die Gattung bereits zur Internationalen Raumstation (ISS) geschickt, um zu testen, ob sie kosmische Strahlung blockieren kann. Die ersten Ergebnisse: Der Pilz absorbiert tatsächlich einen Teil der Strahlung, möglicherweise genug, um als natürlicher Schutzschild für Astronauten zu dienen. Der Pilz könnte künftig also eine Rolle bei der Entwicklung neuer Strahlenschutzmaterialien, biologischer Filter oder sogar in der Medizin und Landwirtschaft spielen. Die Forschung hierzu steckt jedoch noch in den Kinderschuhen.
Woher kommt die schwarze Färbung?
Die schwarze Farbe von radioaktiven Pilzen, insbesondere solchen, die nach Nuklearkatastrophen wie in Tschernobyl entdeckt wurden, stammt von einem hohen Melaningehalt in ihren Zellwänden. Bei bestimmten Pilzen (z. B. Cladosporium sphaerospermum) wirkt das Melanin als Strahlenschutz. Es absorbiert ionisierende Strahlung (z. B. Gammastrahlung) und hilft dem Pilz, die Schäden durch Radioaktivität zu überleben und die Strahlung als Energiequelle zu nutzen.
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