Lehrer korrigiert trotz Herzversagen in Notaufnahme weiter – tot

Ein Lehrer verbesserte Schularbeiten in der Notaufnahme und starb wenig später.
Alejandro Navarro war Mathematiklehrer an der Del Rio Middle School im US-Bundesstaat Texas. Im Dezember 2020 wurde der 66-Jährige wegen schweren Herzproblemen ins Krankenhaus eingeliefert. Weil er seinen Schülern noch einen Abschlussbericht schuldig war, korrigierte er dort weiter, bis er wenige Stunden später auf der Intensivstation verstarb.
Wollte Noten rechtzeitig eintragen
Seine Tochter Sandra A. machte den drastischen Fall nun auf Facebook öffentlich. In einem bewegenden Post schilderte sie, wie ihr Vater selbst im Krankenhaus seine Arbeit fortsetzte. "Er wusste, dass er in die Notaufnahme musste, also packte er Laptop und Ladegerät ein, um die Noten fertig einzutragen", schrieb sie. Die Texanerin begleitete den 66-Jährigen schließlich ins Spital.

"Ich wünschte, ich hätte seinen Laptop geschlossen"
Während Ärzte ihn auf mögliche Wiederbelebungsmaßnahmen vorbereiteten und sogar über Intubation sprachen, griff Navarro immer wieder zu seinem Laptop. "Er beantwortete die Fragen der Ärzte und setzte sich danach wieder an die Arbeit“, so seine Tochter gegenüber Times of India. Ein Foto, das Sandra von ihm auf dem Krankenbett machte, zeigt ihren Vater vertieft in Tabellen und Bewertungen. "Ich wünschte, ich hätte den Laptop einfach geschlossen", gestand sie rückblickend.
Herz arbeitete nur noch zu 20 Prozent
Aufgrund dramatischer Verschlechterung wurde Navarro auf die Intensivstation verlegt, kurz darauf starb er. Laut mehreren Quellen war die Todesursache Herzversagen, in einigen Berichten wird zusätzlich von Nierenversagen gesprochen. Der 66-Jährige litt bereits seit geraumer Zeit an schweren Herzproblemen. In den Tagen vor seinem Tod verschlechterte sich sein Zustand enorm: Sein Herz arbeitete laut seiner Tochter nur noch zu 20 Prozent.
Die unbezahlten Stunden der Lehrkräfte
Mit ihrem Post wollte Sandra vor allem auf ein strukturelles Problem aufmerksam machen: Lehrkräfte arbeiten oft weit über ihre regulären Stunden hinaus – und das meist unbezahlt. Eine Studie der RAND Corporation zeigt, dass Lehrkräfte in den USA im Schnitt 15 Stunden pro Woche mehr arbeiten, als offiziell vorgesehen ist. Rund ein Viertel dieser Zeit wird nicht vergütet. An die Lehrpersonen appellierte Sandra A. mit folgenden Worten: "Lasst euch nicht ständigen einreden, nach Feierabend noch arbeiten arbeiten zu müssen (...) im Job seid ihr ersetzbar. Zuhause seid ihr es nicht."
Wie sieht die Lage in Österreich aus?
Auf Nachfrage der NEOS gab der ehemalige Bildungsminister Martin Polaschek öffentlich bekannt, dass Lehrkräfte im Schuljahr 2023/2024 insgesamt 5.608.644 Überstunden leisten mussten, was auf etwa 44,3 Stunden Mehrarbeit pro Person pro Schuljahr hinausläuft. Das entspricht rund einer zusätzlichen Stunde pro Woche bei etwa 38 Schulwochen.
Große Debatte im Netz
Die Geschichte löste online eine riesige Debatte aus. Während manche Navarro als Vorbild feierten, kritisierten andere das System, das solche Situationen überhaupt entstehen lässt. "Ich bin so stolz auf deinen Vater, dass er seine Pflicht ernst genommen hat. Aber es ist unser System, das verstehen muss: Lehrer sind keine Roboter", so eine Nutzerin auf Reddit.
Auch andere erzählten von ähnlichen Erfahrungen: "Eine Stunde vor einer riskanten Operation habe ich noch Prüfungsfragen vorbereitet", so Arsh. Wieder andere schilderten, wie sie das Problem lösen: "Zeit tracken und nach den vereinbarten Stunden den Stift fallen lassen. Was nicht mehr passt, passt halt nicht mehr, das ist aber nicht dein Problem".
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