Polit-Wirbel in NÖ: Schule sucht Lehrer, der "sehr gut" Türkisch spricht

Von Markus Foschum und Anna Mayr
Dass für die Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule (PH) Niederösterreich in Baden ein Turnlehrer mit unter anderem „sehr guten Türkischkenntnissen“ gesucht wird, hat für Aufregung in der Landespolitik gesorgt. Die Schule nimmt Stellung.

Ausgeschrieben ist eine Teilzeitstelle für Bewegung und Sport im Ausmaß von zwölf Wochenstunden. Gesucht werden Bewerberinnen und Bewerber mit abgeschlossenem oder laufendem Volksschullehramts- bzw. Primarstufenstudium, Schwerpunkt „Sprachliche Bildung“. Und neben sehr guten Deutsch- und Englischkenntnissen werden eben auch sehr gute Türkischkenntnisse in Wort und Schrift als Zusatzqualifikation genannt.
Kritik von ÖVP und FPÖ
Diese Stellenausschreibung sorgt nun für politischen Wirbel. Der niederösterreichische FPÖ-Bildungssprecher Helmut Fiedler erklärt dazu: „Die Unterrichtssprache an österreichischen Volksschulen ist Deutsch, daher sind sehr gute Türkischkenntnisse für die Ausübung des Berufs nicht zwingend erforderlich und stellen vielmehr eine Diskriminierung unserer eigenen Bevölkerung dar.“ Der Fokus solle auf pädagogischer Qualifikation und Deutschkompetenz liegen.
Ähnlich argumentiert VPNÖ-Landesgeschäftsführer Matthias Zauner: „In österreichischen Schulen soll Deutsch gelernt und nicht Türkisch gesprochen werden. Deshalb irritiert die aktuell kursierende Ausschreibung an der Badener Praxis-Volksschule sehr.“ Zauner fordert Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) auf, die Ausschreibung zu korrigieren, und verweist auf geplante Strafmöglichkeiten für „integrationsunwillige Eltern“. Bei der PH mit ihrer Praxis-Volksschule handelt es sich um eine Bundesschule.
"Kein türkischer Unterricht"
Erwin Rauscher, Rektor der PH, betont gegenüber dem KURIER: „Es steht außer Diskussion, wie wichtig Deutsch ist und dass die Kinder bei uns gut Deutsch lernen sollen." Es werde auch nicht auf Türkisch unterrichtet.
An der Praxisvolksschule gebe es unter den rund 200 Kindern aber 20 verschiedene Erstsprachen. Darunter sind einige Kinder, die zu Schulstart nicht gut Deutsch sprechen und verstehen. „Wir bemühen uns um gute Kommunikation. Wenn die Kinder auch in ihrer Erstsprache mit jemand reden könne, ist das kein Nachteil“, meint Rauscher. So könne man auch eine Brücke zu ihren Familien aufbauen. Die Sprache in der Schule sei aber Deutsch. Die politische Debatte nehme er zur Kenntnis. „Jeder ist eingeladen, sich unseren Unterricht anzuschauen.“
Das Bildungsministerium reagierte auf KURIER-Anfrage: „Die Pädagogischen Hochschulen schreiben nach dem Hochschulgesetz selbstständig aus und machen auch das Reihungsverfahren und den Bestellungsvorschlag selbsttätig. Das Bildungsministerium ist weder in die Ausschreibung eingebunden, noch war diese bekannt.“ Die Formulierung in der Ausschreibung „die Bewerbung richtet sich an Personen, die folgende Voraussetzungen erfüllen“ sei aber unklar und nicht exakt juristisch formuliert, da dabei gesetzliche Erfordernisse (Deutsch) mit sonstigen „Wunschkriterien“ (Englisch und Türkisch) vermischt würden.
„Wir haben daher mit dem Rektor Kontakt aufgenommen und ihn angewiesen, die betroffene Ausschreibung vom Netz zu nehmen und die Ausschreibung mit einer klaren Formulierung zu korrigieren“, heißt es.
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