Influencer sollen ihre größten Fans um Zehntausende Euro betrogen haben

Person schreibt auf einem Tablet auf Englisch die Nachricht "Ich liebe dich"
Für Jens "Knossi" Knossalla hagelt es zurzeit Kritik. Der von ihm mitgegründeten Plattform Fanblast wird Betrug vorgeworfen.

Twitch-Star Jens "Knossi" Knossalla hat mehr als 2,4 Millionen Fans auf der Streaming-Plattform. Er ist für seine meist laute und unterhaltende Art bekannt, stand für den Sender 9Live als Moderator vor der Kamera und war unter anderem auch in der TV-Soap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" zu sehen. Seine unzähligen Werbedeals, seine Unternehmen sollen dem Content Creator ein Vermögen von circa zehn Millionen Euro beschert haben. 

Betrugsvorwürfe gegen Knossi

Doch jetzt hagelt es Kritik für den 39-Jährigen. Grund dafür sind Chats auf der Plattform Fanblast, die persönlichen Kontakt mit (vor allem) weiblichen Content Creatoren versprechen. Fanblast wurde unter anderem von Jens Knossalla im Rahmen des Unternehmens Digital Blast GmbH mitgegründet, um Streaming "interaktiver" zu machen. Doch in mehreren Beiträgen auf YouTube & Co. wird der Plattform Betrug vorgeworfen. Die Chats sollen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einer externen Agentur im Namen der Stars geführt worden sein. Zudem wurden die Fans dazu angehalten, hohe Geldsummen auszugeben, um ihre Idole zu unterstützen.

YouTuber Robin Blase, besser bekannt als RobBubble, hat ein Jahr lang verdeckt zu den Betrugsvorwürfen gegen die Plattform Fanblast recherchiert. Im Dezember veröffentlichte er ein Video, das gerade für heißen Gesprächsstoff in der Influencer-Szene sorgt und die Vorwürfe genauer beleuchtet. 

Was ist Fanblast? 

  • Fanblast soll eine direkte Kommunikation mit Influencern und Influencerinnen bieten, die vor allem Fans die Möglichkeit gibt, mit ihren Idolen in persönlichen Kontakt zu treten.
  • Streamer und Streamerinnen bieten ihre private Telefonnummer gegen Geld an, damit Fans mit ihnen chatten können.
  • Auch Knossi hat sich dabei beteiligt und reichlich Werbung für die Kampagne gemacht. 

Der Skandal um die Influencer-Chats

Doch das soll laut Robin Blase nicht stimmen, wie er in seinem Video "Undercover in den Influencer-Chats von Knossis Firma" erklärt, das bereits mehr als 1,7 Millionen Views hat. Der YouTuber bewegte sich ein Jahr lang mit eingeschleusten Personen in den Influencer-Chats und entdeckte dabei, dass die Gespräche teils mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einer Schweizer Agentur, anstatt mit den angepriesenen Stars, stattgefunden haben sollen. Exklusive Gespräche mit Whistleblowern, Betrugsopfern und Einblicke hinter die Kulissen zeigen, dass der versprochene "persönliche Kontakt" mit den Content Creatoren nur eine Illusion sein soll. 

Fans investierten bis zu 9.000 Euro in Chats

Manipulative Chats und falsche Versprechungen sollen zahlreiche Fans dazu gebracht haben, immer mehr Geld in die Chats zu investieren. In den Chats gingen die Mitarbeitenden so weit, dass sie den Fans sogar eine mögliche Liebesbeziehung vorgaukelten, um Geld zu entlocken. Diese Methode ist auch als "Love Scam" bekannt.  Sogenannte "Top Fans" sollen bis zu 9.000 Euro (und mehr) für die Gespräche ausgegeben haben, die teilweise gar nicht stattgefunden haben. Vor allem, da meist Tausende User und Userinnen die Telefonnummern der Creatoren "gekauft" hatten. 

  • So berichtete RobBubble von einer Situation, in der ein Fan mit einer Influencerin gechattet haben soll, die im gleichen Moment in einem Livestream zu sehen war.
  • Bei einem anderen Vorfall erklärte ein vermeintlicher Star, dass er unter Geldnöten leide und von seinem Chatpartner Geldsummen im fünfstelligen Bereich benötige. 

Knossi veröffentlicht Statement

Knossi reagierte auf das YouTube-Video und kommentierte unter den Beitrag von Robin Blase. Der 39-Jährige sei von dem Video "schockiert" und würde sich von dem "dem Angebot von Fanblast distanzieren". Zudem betonte der Moderator: "Als wir vor vielen Jahren Streamblast gegründet hatten, ging es nur darum, Streaming interaktiver zu machen. Man muss klar sagen: Es war nie "meine Firma"." Er beteuert weiter, dass es "weder Ausschüttungen noch finanzielle Gewinne" gab. 

Außerdem habe er auf die neue "Positionierung und Änderung zu Fanblast" keinen Einfluss gehabt. Er sei aus dem Unternehmen "ausgestiegen", als die Diskussion aufkam, "Abo-Modelle" einzuführen: "Ich bin seit über zwei Jahren nicht mehr in die operativen Aktivitäten der Firma eingebunden und habe weder Entscheidungsgewalt noch Kenntnisstand über die Vorgehensweise."

Außerdem sei er dabei, seine "letzten Firmenanteile nach und nach abzustoßen". In einem Livestream betonte Knossalla, dass er seine Anteile mittlerweile auf "zwei Prozent" gesenkt hätte. "Es ist wirklich das Allerletzte, was da gemacht wird", sagt der Content Creator über den Fanblast-Skandal. Er fände es gut, dass die Umstände nun aufgedeckt werden, jedoch wäre die Art und Weise, wie Blase das Video im Titel angepriesen hätte – also dass Fanblast ein Teil von "Knossis Firma" sei - nicht in Ordnung. 

Gegenüber dem ARD-News-Podcast erklärte RobBubble, dass er Knossi bereits vor der Veröffentlichung seines Videos um ein Statement gebeten hätte. Darauf sei der Unternehmer aber nie eingegangen. 

Klage gegen Fanblast

Bereits im August berichtete der Anwalt Dr. Christian Solmecke, der auch auf YouTube für seine rechtlichen Einschätzungen zu aktuellen Fällen in der Influencer- und Entertainmentszene bekannt ist, darüber, dass das Landesgericht Hamburg im Rahmen eines " einstweiligen Verfügungsverfahrens dem Antragsteller BestFans in wesentlichen Punkten recht gegeben" hat. 

  • BestFans, eine ähnliche Plattform wie beispielsweise OnlyFans, warf den Betreibern der Plattform Fanblast vor, täuschende Chatangebote gemacht und Datenschutzverstöße begangen zu haben.
  • Das Gericht untersagte im Zuge dessen mehrere geschäftliche Handlungen und drohte bei "Zuwiderhandlung" mit einem Ordnungsgeld bis zu 250.000 Euro.
  • Fanblast darf also nicht mehr behaupten, dass die Fans direkt mit ihren Idolen kommunizieren. 

Auch Verstöße gegen den Jugendmedienschutz wurden behandelt: Laut dem Gericht sei der Zugang zu pornografischen Inhalten "rechtswidrig ausgestaltet". Nutzer konnten explizite Inhalte sehen, ohne dass geprüft wurde, ob es sich dabei um volljährige Personen gehandelt hätte. Außerdem wurden auch die Datenschutzhinweise von Fanblast kritisiert, da diese nur in Englisch vorhanden waren. 

Im Netz sorgen die Betrugsvorwürfe für zahlreiche Diskussionen und Reaktionen auf TikTok, YouTube und Co. Vor allem unter den Social-Media-Beiträgen von Jens Knossalla häufen sich immer mehr Kommentare über Fanblast. 

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